Größer, teuer, besser?

0
123

Größer, teuer, besser? – Die neue AV-Receiver-Klasse Teil 2

Anthem MRX 700

Anthem MRX 700

Der Anthem MRX 700 ist ein AV-Receiver, der weiß, was er will. Von außen eher bodenständig mit simplem Design, von innen hingegen ein leistungsstarker AVR, der sich mit den neuesten Formaten bestens versteht. Dass sich der MRX 700 ebenso an professionelle Anwender richtet, fällt gleich zu Beginn durch die beiden Rack-Einschübe an der Gerätefront auf. Die umfangreichen Beigaben zur raumakustischen Einmessung bestätigen diesen Eindruck.
 
Zwischen den beiden Schienen sitzen das angenehm lesbare und auf Größe bedachte Display, die wichtigsten Eingangswahlschalter sowie Zusatzanschlüsse für Kopfhörer und USB. Die Kopfhörerbuchse ist mit Dolbys Headphone-Technologie ausgestattet, die Stereosignale mit zusätzlicher Räumlichkeit versieht und 5.1-Surround-Signale direkt auf die Ohren gibt. Da die Funktion in der Praxis mit einer hörbaren Verschiebung der Lokalisationsschärfe einherging, empfehlen wir sie eher für gelegentliche Spielkonsolenabende anstatt für audiophile Anwendungen.
 
Die beiden USB-Ports auf der Vorder- und Rückseite lieferten ausreichend Leistung, um unsere externen 2,5-Zoll-Festplatten auch ohne weitere Stromversorgung zu betreiben. Die direkte Datenübertragung von einem iPod ist im Auslieferungszustand zwar nicht vorgesehen, diese kann aber mit einer zusätzlichen Dockingstation hergestellt werden. Mehrkanalmusik empfängt der Receiver ausschließlich über seine digitalen Eingänge und wandelt die sieben analogen Stereo-Inputs konsequent in ihr digitales Pendant.

„Einrichtungsprofi“

Audiostreaming über das Netzwerk ist dem MRX 700 gänzlich vorenthalten und er erklärt die Daseinsberechtigung der Ethernet-Schnittstelle mit einer Onlineradiowiedergabe via vTuner. Auch bei der Musikwiedergabe von USB-Speichermedien wirkte der MXR 700 teilweise etwas überfordert. Mit FLAC-Dateien kann der Anthem gar nichts anfangen, WAV-Files überträgt er nur bei bestimmten Headern. Audio- und Videosignale nimmt der Receiver vorzugsweise über die vier HDMI-Eingänge auf und leitet sie über einen HDMI-Ausgang an ein passendes Bildausgabegerät weiter.
 
Die Videobearbeitung wird von einem Faroudja-Chip übernommen, der dank der High-Speed-HDMI-Verbindungen auch 3D-Signale zur Verarbeitung entgegennimmt. Die Audiosignalverstärkung übernehmen sieben Endstufen, die Surround-Lautsprecheraufstellungen bis 7.1 oder eine  2-Zonen-Beschallung ermöglichen.
 
Vor der Wiedergabe empfiehlt sich jedoch eine Einmessung des Hörraumes, für die Anthem seinem AV-Receiver einige Zusatzgeräte mitgegeben hat. Das sind ein USB-Elektretmikrofon, dessen Qualität die der herkömmlichen Einmessmikrofone bei Weitem übersteigt, ein stabiles Stativ sowie eine Einmesssoftware. Um die Anthem Room Correction (ARC) zu nutzen, muss der AV-Receiver zuvor per RS-232-Leitung mit einem Computer verbunden werden.
 
Software-Updates werden über den gleichen Weg aufgespielt. Die Raumakustikmessung erfolgt an fünf bis zehn verschiedenen Messpunkten und erlaubt das nachträgliche Abspeichern zweier verschiedener Messkurven. Nutzt man diese für die Anwendungsbereiche Film und Musik, lässt sich das umständliche Umstellen des Subwoofer-Pegels elegant umgehen. Die vom AV-Receiver ausgegebenen Töne werden vom Computer aufgenommen und anschließend analysiert. Als Ergebnis erhält man ein Messprotokoll, das die gemessene, die ideale und die bearbeitete Kurve pro Lautsprecher beinhaltet. Die entsprechende Aktivierungsfunktion befindet sich im AVR-Menü unter „Room-EQ On/Off“.
 
Wie es ein AVR der gehobenen Klasse bereits vermuten lässt, präsentierten sich auch seine Endstufen im Klangtest mit enormer Kraft und Durchsetzungsfähigkeit. Dies spürten wir besonders bei sehr dynamischen Filmszenen, die den Spannungsbogen stets aufrechterhielten. Wem diese außerordentliche Lebhaftigkeit zu viel sein sollte, der wird am gut funktionierenden Dolby Volume Gefallen finden, das dynamische Sprünge je nach Einstellung wirkungsvoll bändigt.
 
Die räumliche Darstellung gelingt dem Receiver ebenfalls sehr weitläufig und kreisrunde Bewegungen über unseren Köpfen führten zu einer realitätsnahen Wiedergabe. Filigrane Details wusste der MRX 700 in jeder Situation feinauflösend wiederzugeben und verließ damit unseren Surround-Test mit Spitzenwerten in jeder Disziplin. Im Bereich Stereo vermissten wir hingegen etwas an Räumlichkeit und Bühnendarstellung, die uns im Mehrkanalbetrieb so sehr überzeugte. Im Messlabor punktete der AVR wiederum mit hervorragenden Werten beim Übersprechen zwischen den einzelnen Kanälen.

Kommentare im Forum