Zero Dark Thirty

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Zero Dark Thirty, Seite 2

Technisch ausgereift

Zwei in Einem

Sie sehen, „Zero Dark Thirty“ ist ein zweischneidiges Schwert. Der Film will objektiv sein, aber auch eine persönliche Geschichte erzählen. Dass beides manchmal miteinander kollidiert lässt sich nicht abstreiten. Was Bigelow aber definitiv kann, sind packende Actionthriller und auch „Zero Dark Thirty“ profitiert von ihrer ganz eigenen Note. Besonders im zweiten Teil nimmt der Film immer mehr an Spannung auf und wandelt sich nach einer ersten Hälfte, die von Folter und Terroranschlägen dominiert wurde, zu einer fesselnden Hetzjagd. So gelingt es Bigelow, den Zuschauer auch nach über eineinhalb Stunde noch gebannt vor dem Bildschirm festzuhalten – und dranbleiben lohnt sich. Denn gerade die finale Stürmung von Bin Ladens Versteck wirkt selbst nochmal wie ein Film im Film, in den Bigelow gekonnt all ihre Actionerfahrung einbringt, ohne dass es aufgesetzt wirkt. „Zero Dark Thirty“ ist somit nicht nur ein Politthriller, der die Jagd nach Osama bin Laden nachbildet, sondern besitzt viele Facetten.
 
Wer von Bigelow jedoch ein moralisches und politisches Kommentar oder sogar eine direkte Kritik an der CIA und der amerikanischen Regierung erwartet, wird diese im Film nicht finden. Darin liegt zum einen seine Stärke, aber ebenso seine Schwäche. Indem „Zero Dark Thirty“ auf eine offene Politisierung und Kritik verzichtet, beraubt er sich selbst einen Teil seiner Aussagekraft und spart bewusst unbequeme Fragen aus. Zum Beispiel nach der Legitimation von Folterverhörmethoden oder des Afghanistankriegs selbst und nach einer CIA, die sich unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung scheinbar nicht einmal mehr vor den grundlegenden Menschenrechten verantworten muss. Hier merkt man, dass Bigelow es unbedingt vermeiden wollte, selbst Meinungsmache zu betreiben. Dabei konnte sie aber nicht verhindern, dass die arabische Welt und insbesondere Pakistan, wo ein Großteil des Films spielt, einseitig als Hort des Terrorismus stehen bleiben.

Bombastisch!

Bild und Ton sind auch in „Zero Dark Thirty“ wieder ein Zeugnis von Bigelows Professionalität und Knowhow. Vor allem bei den Gesichtern glänzt der Schärfe- und Detailgrad. Die matte Lichtstimmung vermittelt die passend schwere Atmosphäre in Pakistan und mit hellen und fast klinischen Farben im CIA-Hauptquartier in den USA.
 
Aber besonders der Sound hebt sich positiv hervor. Der breite Raumfecher und die präzise Signalortung kommen vor allem im Klang der Maschinengewehre und der Explosionen eindrucksvoll zum Tragen, der außerdem von der fein austarierten Abmischung profitiert. Hier klingt alles ebenso voll wie klar. Die Wucht der Kugeln und Bombendetonationen ist fast körperlich spürbar. Bigelow versteht es zudem perfekt, den Soundteppich in den dialoglastigen Szenen runter zufahren, um ihn dann bei der Action wieder voll aufzudrehen.
(Felix Ritter)

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