Magine: „Unser Geschäftsmodell ist nachhaltig“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der neue Web-TV-Dienst Magine hat mit seinem Start in Deutschland für viel Aufsehen gesorgt. Anders als die Konkurrenz bieten die Schweden bislang auch die Sender von RTL und ProSiebenSat.1 kostenlos an. Doch welches Geschäftsmodell verfolgt Magine? Im Interview mit DIGITAL FERNSEHEN gab CEO Mattias Hjelmstedt einen Einblick und informierte gleichzeitig über die geplanten Neuerungen.

Herr Hjelmstaedt, Magine ist Ende April offiziell in Deutschland gestartet. Wie verlief der Start aus Ihrer Sicht und wie ist bislang die Rückmeldung von Seiten der Zuschauer?
 
Mattias Hjelmstedt: Der Start verlief aus unserer Sicht wirklich fantastisch. Gleich in den ersten Tagen konnten wir sehr viele Zuschauer begrüßen. Doch noch wichtiger: Auch seither ist das Interesse an unserem Dienst ungebrochen hoch. Die Rückmeldungen, die wir von den Nutzern erhalten, sind bislang ebenfalls sehr gut. Das bestärkt uns in unserer Ansicht, dass wir ein Produkt auf den Markt gebracht haben, nachdem offenbar eine gewisse Nachfrage besteht.
 
Direkt zum Start von Magine gab es ja noch einige Probleme. Beim Test war uns insbesondere die starke Verzögerung der TV-Signale negativ aufgefallen, die im Vergleich zum Satelliten bei über zwei Minuten lag. Besonders im Hinblick auf die Fußball-WM als ein großes Live-Event ist eine so große Signalverzögerung natürlich ungünstig. Haben Sie daran gearbeitet?
 
Hjelmstedt: Ja, daran arbeiten wir tatsächlich. Tatsächlich haben wir zum Start bewusst eine Verzögerung des Signals in Kauf genommen, um unsere Server nicht zu überlasten. Wir wussten, dass uns ein großer Ansturm seitens der Nutzer erwartet und wollten zunächst einmal sicher gehen, dass der Dienst weitgehend stabil läuft. Von daher hatte der stabile Betrieb von Magine in dieser Phase Vorrang vor einem schnellen TV-Signal. Aber aktuell arbeiten wir daran, uns auch in dieser Beziehung zu verbessern. Bis zur Weltmeisterschaft sollte sich die Verzögerung des Signals dramatisch verringert haben.

Erst vor einigen Tagen äußerte sich Niklas Brambring, der Geschäftsführer ihres Konkurrenten Zattoo, in einem Interview mit dem Portal „IPTV-Anbieter“ über Magine. Dort vertrat er die Meinung, dass Ihr Geschäftsmodell offenbar nicht nachhaltig sei, weil Sie Inhalte einkaufen und dann verschenken würden. Was sagen Sie dazu?
 
Hjelmstedt: Mich wundert diese Aussage doch sehr, denn sie kennen ja unser Geschäftsmodell nicht. Ich kann nur sagen, dass unser Geschäftmodell für uns sehr wohl nachhaltig ist. Wir wissen, was wir in Deutschland tun und was wir damit erreichen wollen.
 
Meine Frage an dieser Stelle wäre, ob Sie in Zukunft die Integration eigener Werbung in Ihren Dienst planen?
 
Hjelmstedt: Nein. Wir werden keine Werbung in Magine integrieren, abgesehen von der Werbung, welche die Veranstalter selbst im Rahmen ihrer Programme ausstrahlen. Wir wollen in dieser Beziehung gar nicht mit den Veranstaltern in Konkurrenz treten. Tatsächlich ist unser Geschäftsmodell sehr leicht zu erklären: Unser Konzept besteht darin, den besten TV-Service anzubieten, den der Markt zu bieten hat – und das auf allen Endgeräten. Wenn uns das gelingt und wenn wir es schaffen, die meisten attraktiven Inhalte anzubieten, dann werden die Kunden bereit sein, ihr Produkt mit Extra-Inhalten und Sendern zu upgraden und dafür auch etwas extra zu bezahlen.
 
Gibt es darüber hinaus Pläne, vielleicht mit den TV-Veranstaltern gemeinsam, personalisierte Werbung anzubieten, also personalisierte Werbung, die über Magine in die Werbeblöcke der Sender integriert wird?
 
Hjelmstedt: Das ist eine interessante Idee. Leider kann ich Ihnen dazu im Moment keine Auskunft geben.
 
Im Vergleich etwa zu Zattoo werden bei Magine derzeit alle Free-TV-Sender auch kostenlos angeboten. Wird dies auf Dauer so bleiben oder könnten bestimmte Sender nach einer Weile hinter einer Bezahlschranke verschwinden?
 
Hjelmstedt: Die Auffassung, die wir in dieser Frage in Deutschland vertreten, ist, dass Free-TV auch frei empfangbar sein sollte. Das besagt schon der Name.
 
Welche Entwicklungen und Neuerungen wird es in den kommenden Monaten bei Magine geben?
 
Hjelmstedt: Wir haben einiges vor, zum Beispiel zur Fußball-WM. Mit Magine werden Sie in Deutschland die Möglichkeit haben, alle 64 Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft auch zeitversetzt zu sehen. Das heißt, Sie können während eines laufenden Spiels direkt zum Beginn zurückspringen, wenn Sie das wollen. Natürlich werden die Spiele auch komplett zeitversetzt nutzbar sein. So haben Zuschauer etwa bei parallel ausgetragenen Partien die Möglichkeit, das verpasste Spiel im Anschluss nachzuholen. Alle Spiele werden dabei auch in HD verfügbar sein.
 
Wie lange werden die einzelnen Spiele nachträglich Abrufbar sein?
 
Hjelmstedt: Die Spiele werden sieben Tage nach der Erstausstrahlung über Magine bei den Sendern von ARD und ZDF abrufbar sein.
 
Wird dieser Service auf allen Endgeräten verfügbar sein, auf denen Magine läuft?
 
Hjelmstedt: Ja, auf jeden Fall. Sie können die Spiele auf Tablets, PCs Smartphones und Smart-TV-Geräten zeitversetzt anschauen.
 
Wer waren Ihre Vertragspartner beim Erwerb der Catch-Up-Rechte? Waren dies ARD und ZDF oder die FIFA selbst?
 
Hjelmstedt: Wir haben diesbezüglich mit allen Beteiligten Gespräche geführt. Wir haben also sowohl mit den TV-Veranstaltern als auch mit der FIFA gesprochen.
 
 
Vielen Dank für das Gespräch.[ps]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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