Arm, aber beliebt: Lokales Fernsehen in Ostdeutschland

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Schwerin – Das regionale und lokale Fernsehen in Ostdeutschland hat einen großen Anteil an den Berichterstattung über die Region und kann sich über mangelndes Interesse der Zuschauer nicht beklagen. Dennoch geht es vor allem den Lokal-Sendern im Osten Deutschlands finanziell überwiegend schlecht.

Das ergab die Studie „Gegenwart und Zukunft des lokalen und regionalen Fernsehens in Ostdeutschland, die im Auftrag der ostdeutschen Landesmedienanstalten durchgeführt wurde. Die Studie leitete Prof. Dr. Wolfgang Seufert von der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Kooperation mit Dr. Wolfgang Schulz und Inka Brunn vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung in Hamburg durch.

Insgesamt gab es laut Studie Ende 2006 in Deutschland 213 gewinnorientierte Anbieter von Fernsehprogrammen, die regional verbreitet wurden. Davon seien mit 136 Sendern über die Hälfte ostdeutsche Sender. Die meisten (186) davon gelten als Lokal-TV-Anbieter, von denen nur 35 Sender mehr als 100 000 Haushalte erreichen. In Ostdeutschland hätten 133 lokale Fernsehanbieter zu dieser Gruppe gezählt.
 
Zehn Sender aller lokaler Fernsehprogramme hatten Angaben der Studie zufolge landesweite TV-Fenster, die werktäglich ausschließlich in Westdeutschland auf den Frequenzen der bundesweit verbreiteten Free-TV-Vollprogramme von RTL und Sat 1 täglich gesendet werden. Dreizehn Sender seien Anbieter von Ballungsraum-TV gewesen, darunter drei in Ostdeutschland. 14 Anbieter waren laut Studie spezialisiert auf Bayern und Baden-Württemberg.
 
Um herauszufinden, wie gut das Angebot von den Zuschauern angenommen wird, führten die einzelnen Länder Reichweiten-Erhebungen durch, berichtet die Studie. Demnach gab es beispielsweise in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt anteilig mehr Zuschauer bei den Kabelhaushalten als für das bayerische Lokal-Fernsehen.
 
Lokales Fernsehen gilt für Ostdeutschland als besonders wichtig, da die Regionen hauptsächlich Ein-Zeitungskreise sind. Abgesehen vom „regionalen Vielfaltsbeitrag“ halten die Herausgeber der Studie das regionale Fernsehen generell in Deutschland für einen „nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor“. Demnach waren Ende 2006 in Deutschland insgesamt rund 3 000 Menschen bei regionalen und lokalen Sendern beschäftigt, in Ostdeutschland waren es rund 1 000 Beschäftigte.
 
Zwar leistet das regionale und lokale Fernsehen laut Studie wichtige inhaltliche Beiträge und ist bei den Zuschauern beliebt, dennoch haben insbesondere die lokalen Fernsehanbieter mit einer Reichweite von weniger als 100 000 Haushalten überwiegend angespannte Haushalte.
 
Rund ein Viertel der Anbieter mache entweder Verluste oder hat so „geringe Betriebsgewinne, dass größere Investitionen nicht vorgenommen werden können“. Eine grundlegende Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des lokalen Fernsehens sei für die kommenden Jahre nicht zu erwarten. Die Studie wurde 2008 abgeschlossen, arbeitet jedoch oft mit Zahlen aus den Jahren 2005 und 2006. An den grundlegenden Tendenzen der Entwicklung des regionalen und lokalen Fernsehens in Ostdeutschland dürfte sich aber nichts ändern. [ar]

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