Hörfunkrat: „KEF verhindert Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland“

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Radio UKW Bild: © jakkapan - Fotolia.com
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Köln – Der Hörfunkrat des Deutschlandsradios fordert, dem Hörfunk einen eigenständigen digitalen Verbreitungsweg zu eröffnen und damit eine zukunftssichere Entwicklungschance zu geben.

Der Hörfunkrat des Deutschlandradios hat sich eigenen Angaben zufolge mit der Entscheidung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) zum Projekt Digitaler Hörfunk und damit zur Zukunft des Hörfunks in Deutschland befasst. Der Rat habe dabei einstimmig eine Resolution beschlossen. Darin appelliert der Hörfunkrat an die Ministerpräsidenten, dem Hörfunk einen eigenständigen digitalen Verbreitungsweg zu eröffnen und dadurch eine zukunftssichere Entwicklungschance zu geben.
 
Durch die Weigerung der KEF, die Mittel für das digitale Radio freizugeben (DIGITAL FERNSEHEN berichtete), „ist der Nationale Hörfunk gezwungen, die bisherige Verbreitung seiner Programme Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur über DAB zum Jahresende einzustellen und den geplanten Neustart des digitalen Hörfunks mit dem Übertragungsstandard DAB plus abzusagen“, so der Hörfunkrat.
 
Das Gremium sehe in der Entscheidung der KEF „eine unzulässige Einmischung in die Rundfunkpolitik der Länder und eine Weichenstellung, die die Digitalisierung des terrestrischen Hörfunks in Deutschland dauerhaft verhindern könnte“. Es sei weniger eine Finanzierungsfrage, sondern vielmehr eine technologische, industriepolitische und medienpolitische Entscheidung.
 
„Es besteht nun die Gefahr, dass der Hörfunk in Deutschland eine analoge Insel im digitalisierten Europa bleibt. Außerdem kann nach der Entscheidung der KEF das von der Politik beauftragte digitale dritte Programm des Deutschlandradios, `DRadio Wissen´, ohne DAB nicht mobil empfangen werden“, berichtet der Hörfunkrat.
 
Daneben will der Hörfunkrat des Deutschlandradios auf ökonomische und ökologische Aspekte aufmerksam machen: „Durch die Ausstrahlung über DAB könnte ein Radioprogramm mit deutlich weniger elektrischer Energie gesendet und die Funkfeldleistung könnte in erheblichem Umfang reduziert werden. Mit einem flächendeckenden DAB-Netz könnten dann die weniger effizienten analogen Systeme wie UKW, LW und MW langfristig abgeschaltet werden“. Im Vergleich zu der derzeit mangelhaften Versorgung der beiden Deutschlandradio-Programme würden mit rund 50 Prozent der bisherigen Verbreitungskosten sogar alle drei Programme flächendeckend mit einer deutlich besseren Qualität verbreitet werden können.
 
Der Hörfunkrat appelliere an die Ministerpräsidenten und an die Rundfunkkommission der Länder, „dem Radio in der modernen Medienwelt auch neben dem Internet, das bei Massenbeanspruchung nicht ausreichend leistungsfähig ist, einen eigenständigen digitalen Verbreitungsweg zu eröffnen, damit eine Flächenversorgung sicherzustellen und somit dem Hörfunk eine zukunftsichernde Entwicklungschance zu geben.“
 
Der Hörfunkrat des Deutschlandradios fordert den Schutz der Hörfunkfrequenzen im Band drei. Denn mit der drohenden Einstellung der DAB-Übertragung bestehe die Gefahr, „dass dieses Frequenzband zukünftig für Fernseh- oder Mobilfunkanwendungen genutzt wird. Damit gingen diese Frequenzen für den Hörfunk für alle Zeit verloren und stünden für eine spätere Digitalisierung des Hörfunks nicht mehr zur Verfügung“.
 
Auch fordert der Hörfunkrat die gesetzliche Verankerung eines Umstiegsszenarios für den Hörfunk. Eine sukzessive Abschaltung der analogen Netze im Zeitraum 2015 bis 2020 sei realistisch.
 
Gleichzeitig verlangt der Rat den Einbau von Multinorm-Chips in Radiogeräte: „Wie in Frankreich könnten Hersteller zum Einbau dieser Chips verpflichtet werden. Damit würde der Umstieg für die Hörer erleichtert werden“, so der Hörfunkrat des Deutschlandradios. [ar]

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