Berliner Medienforum diskutiert Beteiligung an deutschen Medienunternehmen

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Berlin – Das Berliner Medienforum 2004 widmete sich bei seiner heutigen Eröffnung mit einem hochkarätig besetzten Podium dem Thema „Wer investiert in Deutschlands Medienzukunft?“

Roland Steindorf, Sprecher der Geschäftsführung von Kabel Deutschland, dessen Gesellschafter überwiegend amerikanische Fonds sind, setzte sich während der Diskussion kritisch mit den Abmahnungen durch das Kartellamt wegen der geplanten Übernahme der Kabelnetze von ish, iesy und Kabel BW, auseinander. Steindorf bezeichnete das Schreiben des Kartellamtes als fehlerhaft und einen Vergleich mit dem Strommarkt als nicht zutreffend. „Wir sind, so Steindorf, „über den Stil und die Unterstellungen in den Abmahnungen enttäuscht und finden sie unfair.“ Der Kabel-Deutschland-Geschäftsführer kündigte an, dem Kartellamt Vorschläge zu unterbreiten, um zu einer Lösung zu kommen, die eine Übernahme der anderen Netze ermöglicht. „Investitionen in unsere Netze, vor allem im Bereich des schnellen Internets“, so Steindorf , „müssen jedoch in Abhängigkeit von wirtschaftlichen Aspekten erfolgen.“ Prof. Dr. Norbert Schneider, Direktor, Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen bezeichnete es als „Trauerspiel erster Güte“, wenn das Kartellamt die Kabel-Fusion letztlich untersagen würde. Es gäbe zu diesem Zusammenschluss keine Alternative und wenn es bei der Ablehnung bliebe, würde in das Kabelnetz zu wenig investiert werden, um es schnell zu modernisieren.
 
Gegensätzliche Positionen in dieser Frage zwischen großen und kleineren Sendern offenbarte der anschließende Schlagabtausch. Ingrid Haas, Generalsekretärin von RTL Television sah die Zukunft des deutschen Kabelnetzes durch ein Scheitern der Fusion nicht gefährdet, sie betonte im Gegenteil, dass das Kabelnetz sich nur entwickeln könne, wenn es keine Monopolstellung gäbe. Bei den jetzigen Plänen von Kabel Deutschland bestände die Gefahr, dass das Kabelunternehmen zu einem „Torhüter“ für den Programmzutritt würde. „Das“, so Ingrid Hass, „können wir nicht akzeptieren, da es uns die Platzierung neuer Angebote erschwert.“ Auch Hubertus Meyer-Burckhardt, Vorstand ProSiebenSat.1 Media AG trat für einen stärkeren Wettbewerb im Kabelmarkt ein. Weil das Kabel, das wichtigste Verbreitungsmedium für Fernsehen in Deutschland sei, dürften durch eine Monopolstellung den Sendern nicht die Verbreitungsbedingungen diktiert werden. Im Gegensatz dazu begrüßten Catherine Mühlemann, Geschäftsführerin MTV Networks und Wolfram Winter, Geschäftsführer Universal Studios Networks Deutschland eine Fusion der Kabelnetze, weil den kleineren Sendern dadurch eine von Premiere unabhängige deutschlandweite Plattform geboten werden würde, ihre digitalen Programme zu verbreiten. „Der Fernsehmarkt hat eine Wachstumsgrenze erreicht und wir benötigen die digitalen Programme, um neue Erlösquellen zu erschließen, so Mühlemann.“
 
Während Norbert Schneider in der Diskussion erneut eine publizistische Debatte um internationale Beteiligungen und Investments forderte, weil der deutsche Medienmarkt nicht nur Ökonomie-gesteuert sein dürfe und das Fernsehen eine öffentliche Aufgabe habe, widersprach Hubertus Meyer-Burckhardt, Vorstand ProSiebenSat.1 Media AG, vehement diesen Überlegungen. Der Ausbau und die Digitalisierung der Rundfunkmedien erfordere soviel Kapital, dass dies die  Möglichkeiten deutscher Unternehmen überfordere.
 
Angesichts der Globalisierung müsste sich die deutsche Politik dafür einsetzen, dass deutsche Unternehmen auch in den USA investieren könnten „das Investment von Haim Saban ist ein Kompliment für die deutsche Volkswirtschaft“, so der Medienmanager.
 
Auch Dr. Roger Schawinski, Geschäftsführer von Sat.1, bezeichnete die Ideen, den Zugang ausländischer unternehmen zum deutschen Medienmarkt zu begrenzen als illusorisch und falsch. „Der deutsche Zuschauer bestimmt das Programm und nicht der ausländische Investor“, so Schawinski. Bei der ProSiebenSat.1 Media AG gehe es heute politisch unabhängiger zu, als unter Kirch. Entscheidend seien die Interessen der Zuschauer und die sehen anders aus als in den USA. Um das Nachrichtenangebot weiter verbessern und eine Refinanzierungsmöglichkeit dafür zu schaffen, forderte Schawinski, dass es privaten Sendern gestattet würde, auch in Nachrichtensendungen zu werben.
 
Das Medienforum ist  Teil der Medienwoche Berlin-Babelsberg, die vom 25.-27. August in Berlin und Babelsberg stattfindet. Die Medienwoche Berlin-Brandenburg wird veranstaltet von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH und den Ländern Berlin und Brandenburg. Veranstalter vom Symposium Babelsberg Digital ist die Medieninitiative Babelsberg e.V. [fp]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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