Auslaufmodell 3D

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Auslaufmodell 3D, Teil 2

3D – Braucht man das wirklich?

Formatchaos

Zählt man alle Filme und TV-Inhalte mit dem Vermerk „3D“ auf, kommt eine stattliche Anzahl dabei heraus. Dennoch liefert derzeit nur die Blu-ray Disc eine echte 3D-Qualität in bester HD-Aufl ösung mit zwei Millionen Bildpunkten. Leider sind die 3D-Discs nur auf entsprechenden 3D-Blu-ray-Playern abspielbar und zu allem Überfluss benötigen Sie einen aktuellen 3D-Fernseher mit Shutter- oder Polfilterbrillen.
 
Dieser Qualität steht die Fernsehübertragung von 3D-Sendern wie Sky 3D etwas nach, da diese nach dem bekannten HDTV-Standard senden, d. h., statt wie bei der Blu-ray 3D den doppelten Aufwand bei der Bildspeicherung einzugehen, verstecken sich die Bilder für das linke und rechte Auge innerhalb eines Fernsehbildes. Empfangen Sie Sky 3D mit einem 2D-Fernseher, sehen Sie sogar beide Bilder: Der Bildschirm scheint geteilt, beide Bilder wirken gequetscht. Jedes Bild beinhaltet deshalb auch nur die Hälfte der Bildinformation eines Full-HDSignals – findet eine Übertragung im Halbbildverfahren 1 080i statt, stehen am Ende sogar nur noch 960 × 540 Bildpunkte pro Auge zur Verfügung; aus HDTV wird im 3D-Betrieb somit SDTV.
 
Entweder erkennt ein 3D-Fernseher dieses Signal als 3D-Bild oder der Nutzer muss manuell in den sogenannten Side-by-Side-Modus schalten, woraufhin sich beide Bilder überlappen und in die richtige Proportion gestreckt werden. Die dritte Möglichkeit zur 3DÜbertragung setzt auf die bekannten Farbkonturen: Dem Bild werden zusätzliche Farbinformationen hinzugemischt, um über eine Farbfi lterbrille (meist Rot-Grün) die Trennung der Bilder vorzunehmen. Dieses Verfahren ist mit allen Geräten kompatibel, d. h., Sie benötigen weder einen 3D-Fernseher noch einen 3D-Blu-ray-Player. Allerdings erscheint der komplette Inhalt durch die Farbfi lter verfremdet, die Bildtrennung gelingt nur unzureichend und es stellen sich schnell Kopfschmerzen ein – verglichen mit einer „echten“ 3D-Darstellung mit entsprechenden Geräten hat die Farbfi ltervariante nur den Namenszusatz „3D“ gemein.

Falsche Erwartungen

Nicht nur im Print-, sondern auch im Marketing- Bereich sehen Sie oft 3D-Motive, die Ihnen vorgaukeln, es würden Objekte aus dem Fernseher herausspringen. Die Enttäuschung ist deshalb oftmals groß, wenn diese „Effekthascherei“ in der Praxis nicht eintritt. Damit Elemente später aus dem Fernseher ragen, müssen Kameras eine unnatürliche Bewegung vollziehen: Die Objektive wandern in eine invertierte Schielstellung. Somit bewegen sich unsere Augen beim Betrachten dieser 3D-Effekte unweigerlich auseinander, und zwar so weit, dass viele Zuschauer Kopfschmerzen bekommen. Deshalb werden sogenannte negative Parallaxen oder „Into-the-Face“-Effekte nur äußerst sparsam eingesetzt und stattdessen wird der räumlichen Tiefe der Vorzug gegeben.

Mangelnder Komfort

Als Hauptgrund, weshalb die meisten Zuschauer 3D im Wohnzimmer ablehnen, wird die 3D-Brille angegeben. Toshibas aktuelles Technikexperiment namens 55ZL2G greift genau diesen Aspekt auf und bietet 3D ohne Brille. So schön die Theorie, so schlecht die Praxis: Der erste brillenlose 3DFernseher der Welt zeigte in Tests eine unterdurchschnittliche 3D-Darstellung und ist noch weit von einer 3D-Qualität, wie sie erschwingliche Fernseher mit Brille zeigen, entfernt. Somit müssen Sie wohl oder übel auf den Nasenaufsatz zurückgreifen.
 
Zudem ist das gemütliche Liegen auf der Couch nicht ratsam, unabhängig davon, ob der Fernseher unter diesen Voraussetzungen ein 3D-Bild zeigt oder nicht. Grund: Die Kameras zur 3D-Aufnahme (die letztendlich unsere Augenstellung nachahmen) stehen immer exakt horizontal, niemals angewinkelt oder gar vertikal. Drehen Sie Ihren Kopf, erscheint das 3D-Bild unangenehm und der Stress nimmt schlagartig zu. Somit bleibt das 3D-Erlebnis auch langfristig gesehen weniger gemütlich als eine 2D-Darstellung, selbst wenn der Komfort durch immer leichtere Brillen zunimmt.
 
Auf dem Papier deutlich schwerwiegender als in der Praxis ist der Lichtverlust infolge der 3D-Brille von 50 bis 90 Prozent im Vergleich zur 2D-Darstellung: LED-LCD-Fernseher bieten meist ausreichend Reserven, sodass auch 3D-Bilder nicht zu dunkel wirken. Allerdings muss der Zuschauer eine durchwachsene Energieeffi zienz in Kauf nehmen, denn auch wenn die Bildhelligkeit gering ausfällt, benötigen die Fernseher im 3DModus mehr Energie als im 2D-Betrieb.

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