Der steinige Weg zur Ultra HD Blu-ray

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Der steinige Weg zur Ultra HD Blu-ray

Wo kommen die UHD-Inhalte her?

Bevor die UHD-Verbreitung anlaufen kann, müssen UHD-Inhalte produziert werden und hierbei skizzieren die Geheimdokumente kein durchweg positives Bild. Filmstudios, Verleiher und Kinobetreiber stöhnen unter der finanziellen Last, die eine UHD-Produktion und -Präsentation mit sich bringen, und gerade bei Filmen mit hohem Computereffektanteil bzw. Animationsfilmen ist an eine echte 4K-UHDQualität derzeit nicht zu denken.
 
Würde ein computeranimierter Trickfilm in 4K- statt 2K-Auflösung gerendert, würde sich die Bearbeitungszeit um den Faktor vier verlängern und die Kosten sprunghaft ansteigen. Doch auch im Kamerabereich stößt man schnell an die Leistungsgrenzen: Kaum eine Videokamera liefert tatsächlich eine tadellose 4K-Qualität, meist zeigt sich die Farbauflösung begrenzt und Bildrauschen tritt in dunklen Bildbereichen vehement auf, sodass das Pixelplus zur Theorie verkommt.
 
Ähnliche Auflösungsbeschränkungen ergeben sich durch den Produktionsworkflow: Um Datenausfälle zu vermeiden, werden Sicherheitskopien angefertigt, aus Zeitgründen allerdings nur in 2K-Qualität. Deshalb verwundert es nicht, dass viele 4K-Filme, die aktuell über VoD-Dienste angeboten werden, älteren Datums sind. Denn wurde eine Produktion auf analogem Wege erstellt, bieten 35-mm-Filmaufnahmen ausreichend Potenzial für eine 4K-Veröffentlichung.

Wie groß ist der UHD-Mehrwert?

Dass weder die Hersteller von Unterhaltungselektronik noch die Filmanbieter die UHD-Einführung auf die leichte Schulter nehmen, zeigen die technischen Verweise in den Dokumenten. So wird verstärkt darauf hingewiesen, dass alle aktuellen HDBestrebungen Altlasten der SD-Ära mit sich tragen und UHD mehr sein muss, als eine größere Anzahl von Pixeln.
 
Ein Industrievertreter bringt es auf den Punkt: Bei einem wohnzimmerüblichen Sitzabstand reicht Full HD völlig aus, allein auf die Bildpunkteanzahl bezogen müssten UHD-Fernseher eine Bilddiagonale zwischen 80 und 130 Zoll aufweisen, um den Auflösungsvorteil rechtfertigen zu können. Stattdessen verspricht man sich von UHD bessere Farben, bessere Brillanz und vor allem weniger Artefakte im Bild und diese Vorteile lassen sich auch mit herkömmlichen Bildschirmgrößen wertschätzen.
 
Damit es zu keiner Qualitätsverwässerung kommt, müssen insbesondere VoD-Anbieter harte Auflagen erfüllen. So dürfen herkömmliche HD-Videos nicht einfach hochgerechnet und mit 4K-Qualität beworben werden. Zudem ist es den Streamingdiensten untersagt, auf Basis des 4K-UHD-Filmmasters eine HD-Kopie in geringerer Auflösung zu erstellen. Die Filmindustrie achtet im UHD-Zeitalter mehr denn je darauf, dass die mit dem bloßen Auge kaum vom Original zu unterscheidenden UHD-Videodaten in bestmöglicher Qualität übertragen werden. Zugleich ist der neue Kopierschutz die treibende Kraft hinter der UHD-Einführung, denn aktuell entstehen der Filmbranche finanzielle Schäden im dreistelligen Millionenbetrag – pro Film bzw. Serie wohlgemerkt.
 
Die UHD Bluray Disc dürfte trotz aller hoffnungsvollen Vorzeichen der letzte Versuch der BDA sein, den VoD-Anbietern Paroli zu bieten. Mit frischem Look, der flexiblen Verteilung der Filmdaten im Netzwerk und einer konkurrenzlosen Bild- und Tonqualität stehen die Chancen, verlorene Marktanteile zurückzugewinnen, nicht schlecht. Besitzer älterer TVs dürfen ebenfalls aufatmen, denn in den Dokumenten ist von einer Abwärtskompatiblität die Rede, d. h. Ultra-HD-Blu-ray- Player sollen ein Full-HD-Signal an ältere TVs ausgeben können, selbst wenn eine UHD Blu-ray abgespielt wird (statt HDCP 2.2 kommt dann HDCP 1.4 zum Einsatz). Beim Blick auf das Preisschild wird man zum UHD-Filmstart zwar häufig schlucken müssen, doch es bleibt die Hoff nung, dass sich Ultra HD am Ende nicht nur für die Film- und Geräteanbieter, sondern auch für die Konsumenten auszahlt.

4K-Qualität in der Praxis

Am Beispiel der Netflix-Serie „Daredevil“ kann man die aktuellen technischen Limits bei der Film- und Serienproduktion sehr gut erkennen. Die ungeschönten Pressebilder geben hierbei Aufschluss. Die tatsächliche Streamingqualität erreicht durch die starke Komprimierung dieses Bildniveau nicht.

(Christian Trozinski)

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