DVB-T2

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DVB-T2, Seite 2

Fernsehzukunft ohne Deutschland?

Zukunft DVB-T

Damit das digitale Antennenfernsehen auch in Zukunft eine Perspektive hat, wird kein Weg an der zeitnahen Einführung von DVB-T2 vorbeiführen. Zieht man das österreichische DVB-T2 zum Vergleich heran, lassen sich in einem Multiplex viermal so viele SD-Programme in besserer Qualität als bisher üblich übertragen. Das heißt zunächst für die Programmveranstalter, dass die Übertragungskosten erheblich sinken. Womit eine terrestrische Ausstrahlung auch dann wirtschaftlich vertretbar wird, wenn im Vergleich zum Satelliten oder Kabel nur wenige Zuschauer diesen Verbreitungsweg nutzen.
 
Entscheidend ist aber auch, dass selbst eine HD-Ausstrahlung in DVB-T2 preiswerter sein kann, als die Kosten für eine derzeitige SD-Übertragung in DVB-T. Je weniger die Ausstrahlung über DVB-T2 kostet, umso attraktiver wird es für öffentlich-rechtliche und vor allem private Veranstalter sein. Mehr Programme und damit verbunden mehr Auswahl und Attraktivität für den Zuschauer sind die logische Folge. Weiter wird sich dieser auch über die Zimmer- oder Dachantenne am HD-Fernsehen erfreuen können. Ein für Zweit- und Drittgeräte bislang unerfüllter Traum, sofern sie heute nicht über einen eigenen Sat- oder teuren Kabelanschluss verfügen.

Neue Geschäftsmodelle

Wie Beispiele aus ganz Europa zeigen, kann das digitale Antennenfernsehen auch eine überlegenswerte Alternative zum klassischen Kabelanschluss sein. Genau als diese versteht sich das österreichische SimpliTV. Es beinhaltet in seinem verschlüsselt ausgestrahltem Paket alle Programme, die in Österreich zumindest eine Reichweite von 0,7% haben. Womit eigentlich alles drin ist, was die meisten Menschen sehen wollen.
 
SimpliTV ist zudem spürbar preiswerter als ein durchschnittlicher Basis-Kabelanschluss. Ferner ist nicht auszuschließen, dass künftig auch Premium-Pay-TV-Anbieter gefallen an DVB-T2 finden können. Ein, nennen wir es, Sky Light, ließe sich ohne weiteres in einem einzigen Multiplex unterbringen. Wobei der Fokus auf die beliebtesten Sky-Kanäle gelegt werden könnte.

Frequenzökonomisch

Sollte in Deutschland der Fehler gemacht werden, im Zuge der Digitalen Dividende 2 den UHF-Fernsehbereich weiter zu beschneiden, würde DVB-T2 selbst mit nur vier realisierbaren flächendeckenden Sendernetzen für eine respektable und zu anderen Verbreitungswegen konkurrenzfähige Vielfalt an Programmen bereitstellen können. Dennoch muss man sich im Klaren sein, dass das Fehlen weiterer freier Frequenzen künftige Innovationen im terrestrischen Fernsehen erschweren wird. Verantwortungsträger sollten deshalb bei der Umsetzung der Digitalen Dividende auch an die Zukunft denken.

Digitale Dividende 2

Im Zuge der Digitalen Dividende 1 wurden im UHF-Bereich die Fernsehkanäle 61 bis 69 im Zuge einer Versteigerung an den Mobilfunk abgegeben. Im Zuge der Digitalen Dividende 2 soll der UHF-Fernsehbereich um weitere 10 Kanäle zugunsten des Mobilfunks beschnitten werden. Damit würde dem Fernsehen eines großen Teils seiner Zukunftsperspektive beraubt werden. Denn anstatt 6 flächendeckender Sendernetze würden dann nur noch 4 im Restfernsehbereich Platz finden.
 
In Österreich wurde DVB-T2 auch deshalb sehr früh eingeführt, um der Digitalen Dividende 2 zuvor zu kommen. Denn eines ist klar. Würden nur mehr die Fernsehkanäle 21 bis 50 zur Verfügung stehen, hätte man SimpliTV wegen Frequenzmangels erst gar nicht mehr an den Start bringen können.

Bewährte Technologie

DVB-T2 ist übrigens gar nicht so neu, wie es uns in Deutschland immer wieder verkauft wird. In vielen Ländern weltweit befindet es sich bereits im Regelbetrieb. Wie unter anderem in Belgien, Dänemark, Finnland, Ghana, Kenia, Malawi, Namibia, Saudi Arabien, Großbritannien, Vietnam und vielen weiteren. Das zeigt uns, dass es sich bei DVB-T2 um eine etablierte und ausgereifte Technik handelt, für die es auch genügend Empfangsgeräte in allen Preisklassen gibt. Das zeigt uns aber auch, dass wir in Deutschland zu den Schlusslichtern in Sachen Fortschritt gehören. Muss das sein? Zudem ist DVB-T2 auch für die Pay-TV-Anbieter eine Chance neben Satellit, Kabel und IPTV einen weiteren Weg zu etablieren.

(Thomas Riegler)

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