Ka-Band empfangen

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Ka-Band empfangen, Teil 2

Erkenntnisse und Ergebnisse

Empfangs-Premiere

Für unsere ersten Ka-Band-Versuche richten wir eine 90-cm-Schüssel zunächst noch mit einem Ku-Band-LNB bestückt auf 9 Grad Ost aus und überprüfen die Antennenausrichtung mit einem Messempfänger. Erst nachdem die optimale Antennenausrichtung gewährleistet ist, bauen wir den Ka-Band-LNB ein. Da uns keine am Testort gut hereinzubekommenden Frequenzen bekannt sind, richten wir den LNB mit der Spektrumsanzeige des Messempfängers aus.

Empfang mit Sat-Receiver?

Als erstes wollen wir nun wissen, wie unsere Sat-Receiver auf den Ka-Band-LNB reagieren. Da diesen das Ka-Band durchweg noch unbekannt ist, starten wir einfach mit den üblichen Ku-Band-LNB-Einstellungen einen Blindscan mit mehreren Receivern. Würde dieser Transponder finden, würden sie zwar mit der falschen Sendefrequenz aber immerhin mit den korrekten weiteren Übertragungsparametern gespeichert werden.
 
Nach erfolglosen Blindscans müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass unsere Receiver mit dem Eutelsat-Ka-Band-Satelliten auf 9 Grad Ost nichts anzufangen wissen. Da Eutelsat Ka-Sat Europa mit über 80 sehr stark gebündelten Spotbeams versorgt, liegen wir weit außerhalb des Irland-Footprints.

PC-Receiver hilft weiter

Bei derartigen Empfangsversuchen helfen PC-Receiver weiter. Sie gibt es als Einbaukarten für den Standrechner oder als USBLösungen für das Notebook. Benötigt wird jedenfalls ein Modell, das auch mit verschiedenen Softwares betrieben werden kann, mit denen sich die empfangenen Signale auch analysieren lassen. Wir nutzen dafür die Programme Easy Blindscan, auch unter EBS bekannt, und CrazyScan.
 
Zuerst versuchen wir uns mit der EBS-Software. Bei ihr begegnet uns das bereits von den Receivern bekannte Problem wieder, das nicht die für den LNB erforderliche Zf eingestellt werden kann, womit sämtliche Frequenzen falsch angezeigt werden. Deshalb arbeiten wir auch hier mit der Universal-LNB-Voreinstellung. Den Spektrumsscan grenzen wir aber auf den Bereich von 10,7 bis 11,7 GHz ein, womit 1 000 MHz gescannt werden.

Erste Erkenntnisse

Die mit EBS erhaltenen Spektrumsanzeigen für die links- und rechtszirkulare Ebene zeigen uns zunächst, dass Eutelsat Ka-Sat voll belegt sein dürfte. Auf beiden Ebenen machen wir je acht Transponder aus. Vier kommen auf beiden Ebenen stark, vier weitere jeweils schwächer. Laut Internetrecherche klingt das auch plausibel, da wir an unserem Testort im österreichischen Osttirol genau an der Grenze zweier Footprints liegen, die unsere Region versorgen. Sie dürften von den je vier stark hereinkommenden Transpondern „bespielt“ werden. Die insgesamt acht weiteren, schwächer ankommenden Transponder deuten auf benachbarte Beams hin, die nur noch ansatzweise in unseren Testort einstrahlen. Die große Überraschung erwartet uns aber außerhalb des auf Ka-Sat für das Jedermann-Internet genutzten Frequenzbereichs.
 
Zwischen 19,7 und rund 19,3 GHz entdecken wir zu verschiedenen Tageszeiten weitere sieben bis 30 schmalbandige Ausstrahlungen. Vier davon sind zwar stark ausgeprägt, sind aber insgesamt deutlich schwächer als die 16 gefundenen Transponder. Diese weiteren Signale zeigen uns aber auch, dass der eigentliche Empfangsbereich des LNBs etwas größer als angegeben ist. Bis etwa 19,45 GHz empfängt er etwa gleich gut, wie in seinem definierten Bereich. Darunter fällt die Signalkurve steil ab. Ganz geheim sind diese rätselhaften Signale jedoch nicht, denn der Ka-Sat arbeitet genau genommen in zwei Teilbereichen des Ka-Bands. Für nicht-öffentliche Nutzerkreise bietet er auch Übertragungskapazitäten zwischen rund 17,7 bis 19,7 GHz an.

Welche Signale empfangen wir?

Dass wir auf Ka-Sat keine Fernsehprogramme empfangen werden können, war uns schon klar. Womit wir aber fix gerechnet hatten, war, dass sich die Übertragungsparameter der Transponder mit CrazyScan und Easy Blindscan bestimmen lassen. Unsere Hoffnung in diese Richtung wurde auch durch die verwendete Sat-Karte unterstützt, die neben Sat-TV-Signalen in klassischem DVB-S und DVB-S2 unter anderem auch die im Consumerbereich noch nicht genutzten Modulationsarten 16- und 32-APSK und weitere Übertragungsparameter unterstützt. Üblicherweise reicht es zur Bestimmung der Übertragungsparameter auf einen Höcker eines im Spektrum gefundenen Transponders zu klicken, worauf binnen Sekunden ein Lock erfolgt und die Übertragungsparameter aus dem Datenstrom ausgelesen werden.
 
Genau das trifft mit den gefundenen Ka-Band-Signalen auf 9 Grad Ost nicht zu. Obwohl die Signale mit reichlich Power kommen, sind beide Softwares nicht in der Lage, sie zu locken, womit wir auch von sämtlichen Analysewerkzeugen abgeschnitten sind. Immerhin erlaubt CrazyScan die Erstellung von Konstellationsdiagrammen. Sie bereiten die Modulationsart grafisch auf und helfen so, zumindest diese zu bestimmen. Weiter veranschaulichen sie die Qualität des empfangenen Signals. Je klarer die Modulationsart in Punkten dargestellt wird, umso besser ist es. Auf diese Weise gelingt es immerhin, zahlreiche QPSK-Signale zu identifizieren.
 
Sie werden im Konstellationsprogramm ähnlich einer vier auf einem Würfel dargestellt. Allerdings zeigt sich auch, dass an verschiedenen Stellen des Spektrum-Kurvenverlaufs mit dem Signal-Analyser nur Rauschen festgestellt wird. Das nährt wiederum die Vermutung, dass wir es mit mehr Transpondern zu tun haben könnten, als uns die ausgeprägten Spitzen im Spektrum weis zu machen versuchen. Genau genommen ist sich die Testredaktion von DIGITAL FERNSEHEN nicht einmal sicher, ob wir acht oder 16 dieser Signalspitzen, welche natürlich Transponder darstellen, empfangen. Diese gleichen sich auf beiden Ebenen nämlich sehr stark und lassen eine nicht ganz perfekte Ebenentrennung des LNBs zumindest in den Bereich des Möglichen rücken.

Viele offene Fragen

Ka-Band-Empfangsversuche erinnern an die Anfangszeit des Satellitenfernsehens. Damals, im Vor-Internet-Zeitalter, mangelte es meist an guten Frequenzlisten, womit man nicht wusste, was einen auf einem Satelliten erwartete. Genau das erlebten wir mit dem Ka-Sat auch, denn von ihm wissen wir nur, dass er über 82 Spotbeam-Transponder verfügt. Auf welchen Frequenzen diese arbeiten, ist jedoch unbekannt. Genauso wie die Übertragungsparameter, deren Ermittlung auch uns versagt blieb.
 
Das Ka-Band bleibt zunächst auch noch für das Empfangsequipment eine gewisse Herausforderung. So gibt es derzeit nur LNBs, die kleine Teile des Ka- Band-Spektrums empfangen. Möchte man heute das gesamte Ka-Band abdecken, bräuchte man vier LNBs im Brennpunkt der Schüssel. Auch auf Receiverseite ist noch viel zu tun. Auch sie sind noch nicht fit für diesen neuen Frequenzbereich. In Sachen Equipment wird sich vielleicht schon bald noch einiges tun, denn von einem können wir ausgehen: Das Ka-Band wird an Bedeutung gewinnen. Vielleicht sogar viel schneller, als viele von uns vermuten würden.

Messergebnisse KA-Band

(Thomas Riegler)

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