Kameratechnik – Achtung, Nahaufnahme!

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HDWF900 – Format HDCAM, 1 080 Zeilen

Als Sony 2001 endlich die ersten HD-Kameras der neuen Generation nach Deutschland schickte, war ich einer der Wenigen, die die Kamera ausführlich testen konnte. Da stand sie nun – HDWF900 – Format HDCAM, 1 080 Zeilen, freie Wahl der Aufzeichnung. Was war neu und was musste man beim Drehen beachten? Wie war der subjektive Look und kam der an Film heran? Wie sah das Material wirklich auf der Leinwand aus und sah man Unterschiede in der Auflösung?

Damit das Auge die Bildwechsel im TV nicht erkennt, wird bei der Wiedergabe jedes Bild der 25 Bilder pro Sekunde in Zeilen aufgeteilt und dann zwei Mal gezeigt – erst die geraden Zeilen des Bildes, danach die ungeraden. So kam man bei herkömmlichen Videokameras darauf, die Halbbilder auch nacheinander aufzunehmen, um so nur geringere Datenmengen auf einmal vom CCD-Chip der Kamera auslesen zu müssen. Daraus folgt, dass eine Bewegung nicht in 25 Bildern, sondern in 50 halben Bildern dargestellt wird. Das ist der Grund für den typischen Videolook, den jeder von uns schon nach wenigen Sekunden intuitiv erkennt.
 
Bei Filmkameras wird die Bewegung aber nur in 24 (Kino) oder 25 Bildern (Fernsehfilm) dargestellt. Durch die längere Belichtung entstehen stärkere Bewegungsunschärfen, die im Kino dicht vor der Leinwand auch schnell einmal stören können, jedoch üblicherweise als Qualitätsmerkmale für teuer produzierte Kinofilme erspürt werden. Die HDCAM-Kameras können mit Vollbildern aufnehmen und entsprechen so mehr dem Filmlook (die Vollbildaufnahme wurde nach dem Erfolg dieser Sony-Strategie bei anderen Videokameras und Formaten übernommen, siehe Panasonic).
 
Doch Vollbilder heißt auch, dass die bei Halbbildern sichtbaren Zacken an harten schrägen Linien nicht entstehen und das Bild so weniger künstlich wirkt. Ein Nebeneffekt ist die Möglichkeit der Ausbelichtung des gesamten Bildinhaltes (bei Halbbildern nur durch aufwendige und nicht ganz überzeugende Deinterlacing- Verfahren möglich) auf Filmmaterial und damit die Herstellung von besseren Kinokopien.
 
Die Sony HDWF900 bietet zudem verschiedene Aufnahmefrequenzen. Vollbilder im 25p- (Fernsehen), 24p- (Kino) oder 30p- Format (Amerika) sind hier ebenso möglich wie Halbbilder in der 50i- (Fernsehen Europa) und 60i-Norm (Fernsehen Amerika, Japan). Highspeedaufnahmen sind derzeit bei Sony hingegen nicht möglich, aber bei anderen Herstellern zu finden (Panasonic- Varicam mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde bei 1 280 × 720 Zeilen).
 

Auflösung

Ein volles 16:9-Bild bei 1 920 × 1 080 Zeilen bietet Sony. Die hohe Auflösung beschert uns nicht nur ein größeres und schärferes Bild, sondern auch höhere Farbauflösung und mehr Detailreichtum. Selbst auf der großen Kinoleinwand ist in der Auflösung ein Unterschied zu den in Massenfertigung hergestellten Kopien von Hollywoodfilmen nicht wahrnehmbar, da diese durch die notwendige mehrmalige Umkopierung nur in der fünften oder sechsten Generation in die Kinos gelangen und so die Generationsverluste die momentan noch höhere Auflösung des Filmnegatives wieder ausgleichen. Hier wie auch schon an einem guten HD-Monitor in vollen 1080 Zeilen ist aber der Unterschied zur kleinen HD-Auflösung von 1 280 × 720 Zeilen deutlich sichtbar.
 

Kontrastverhältnis

Die HDWF900-3 verarbeitet bei dementsprechender Einstellung bis zu elf Blenden Belichtungskontrast. Dabei liegt sie dem Filmnegativ schon sehr nahe. Bloomingeffekte (Ausbrennen) an besonders hellen Bildteilen, wie wir sie von herkömmlichen Videokameras oder aus dem DV-Bereich kennen, treten weitaus seltener auf.
 

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