Windows 8: Bereit für Multimedia?

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Windows 8: Bereit für Multimedia?, Teil 2

Filme und Fotos

Anschließend wurden die filmischen Fähigkeiten des neuen Betriebssystems ausprobiert. Dabei konnte die Redaktion bestätigen, was vorher schon von Microsoft angekündigt war: Aus Kostengründen wurde die DVD-Lizensierung eingespart. Egal, mit welcher Scheibe – Blu-ray oder DVD – man Windows 8 also zu Leibe rücken möchte, die Aktion wird nicht von Erfolg gekrönt sein. Mit dem Erwerb des Media Centers erhalten Sie aber auch den DVD-Codec. Das geht aber auch kostenlos, denn zum Glück gibt es Freeware, wie etwa den VLC Player, welche die DVD in Echtzeit entschlüsselt und so auch auf legalem Wege das Abspielen dieses Formates ermöglicht. Blu-ray-Wiedergabe wäre ein nettes Extra gewesen, aber auch hier sind wohl die Lizenzkosten der Grund für die fehlende Implementierung.
 
Also heißt es wie bisher: Zurückgreifen auf Bezahlsoftware wie PowerDVD, WinDVD oder TotalMedia Theatre. Fernsehaufnahmen in den Formaten .ts und .m2ts ließen sich teilweise abspielen. Dabei waren Videos in der Auflösung 720p (zum Beispiel von ZDF HD) abspielbar, verursachten jedoch einen Fehler beim Springen zu einem bestimmten Punkt auf der Zeitleiste, woraufh in der Bildschirm schwarz blieb. Lobenswert ist die Tatsache, dass beim Windows Media Player zum Dekodieren des Videomaterials standardmäßig der Grafikchip anstelle des Hauptprozessors verwendet wird. Aufnahmen im Format 1080i (zum Beispiel von Sky Cinema HD) ließen sich von vornherein nicht abspielen. Auch hier besteht also Nachholebedarf. Zuletzt stellte die Redaktion fest, dass auch das beliebte Format MKV mit integriertem H.264-Codec nicht unterstützt wird.

Das Betrachten der Urlaubsbilder mit der Fotos-App funktioniert reibungslos und in einer geschmackvollen Aufmachung. Dabei lässt sich in der Kachelansicht zur Übersicht herauszoomen, ansonsten werden die Bilder der Reihe nach in einem Band angezeigt. Das einzige Manko im Test: Die zur Bibliothek hinzugefügte Ordnerstruktur wurde vollkommen ignoriert, sodass bei einer großen Menge Bilder schnell die Übersicht verloren ging. Tadellos absolvierte Windows 8 die Disziplin des Streaming. Die Medien-Apps finden UPnP-Geräte und ermöglichen den schnellen Zugriff auf sämtliche Inhalte – allerdings mit den bereits genannten Einschränkungen hinsichtlich der unterstützten Formate.
 
Albencover werden ebenfalls korrekt dargestellt, sofern vorhanden. Weitere nennenswerte Details, die nicht direkt mit der Medienwiedergabe zu tun haben, aber dennoch wichtige Grundlagen darstellen: Das Öffnen von Datenträgerabbildern (Iso-Dateien) ist jetzt vom Betriebssystem aus möglich und erfordert keine Drittanbieterprogramme mehr. So kann etwa das Softwareabbild einer DVD direkt eingelesen werden. Gute Nachrichten gibt es für Besitzer von USB-3.0-Hardware: Auch dieses Format wird von Windows 8 nativ unterstützt und bedarf keiner Zusatzsoft ware mehr.

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass Windows 8 Neuerungen vor allem hinsichtlich der Bedienung und des Layouts mit sich bringt. Hoffnung in medialer Hinsicht lässt die neue DirectX-Version 11.1 aufkommen. Sie führt eine einheitliche Schnittstelle für stereoskopische 3DInhalte ein. Dadurch könnte das Funktionalitäts-Wirrwarr bei den einzelnen Grafikchipherstellern vereinfacht werden, denn in der Praxis läuft noch nicht alles rund und oft bleibt der Bildschirm einfach schwarz.
 
Zudem wird eine standardisierte Entwickler-Schnittstelle für allgemeine Berechnungen auf der Grafikkarte eingeführt. Derartige Funktionen kommen seit Windows 7 zum Beispiel dann zum Einsatz, wenn ein Video für ein Smartphone rekodiert werden muss. Das bringt einen Geschwindigkeitsgewinn und entlastet den Hauptprozessor. Ansonsten liefert Windows 8 bisher nur ein multimediales Grundgerüst, das für vollen Heimkinogenuss um weitere Programme erweitert werden sollte.
(Martin Heller)

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