Die ARD wird ihren auslaufenden Vertrag mit dem Sauerland-Boxstall nicht verlängern. Als Grund wurden finanzielle Sparmaßnahmen genannt. Noch besteht allerdings Hoffnung auf einen neuen Vertrag. Dies könnte auch davon abhängen, in wie weit die angeführten finanziellen Gründe die ganze Wahrheit widerspiegeln.
Die ARD wird den zum Jahresende auslaufenden Vertrag über TV-Rechte mir dem Sauerland-Boxstall in seiner bisherigen Form nicht verlängern. Dies teilten die Rundfunkanstalten am Montagabend mit. Als Grund wurden dabei „finanziell enger werdender Perspektiven im Sportrechteetat“ genannt. Kurz gesagt: Die ARD kann oder will sich das Boxen nicht mehr leisten.
Volker Herres, der Programmdirektor des Ersten, bedankte sich beim Boxstall für die langjährige Zusammenarbeit: „Hervorragende Einschaltquoten, populäre Boxsportler sowie spannende und faire Kämpfe haben die gemeinsame Zeit geprägt. Doch bei zunehmend eingeschränkten finanziellen Rahmenbedingungen müssen wir uns in verschiedenen sportlichen Bereichen leider einschränken“, so die Begründung. Wie es mit dem Boxsport in der ARD generell weitergeht, wollen die Intendanten der Landesrundfunkanstalten im Spätsommer beraten.
Tatsächlich scheinen die genannten finanziellen Gründe im aktuellen Fall jedoch nur einen Teil der Wahrheit darzustellen. Bereits seit längerem hatte es ARD-intern heftige Auseinandersetzungen darüber gegeben, ob eine Verlängerung des Vertrages sinnvoll sei (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Dabei ging es zwischen den Aufsichtsgremien und den Programmverantwortlichen der ARD auch um die Frage, wer bei inhaltlichen Entscheidungen das Sagen hat. Während sich mehrere ARD-Manager für eine Verlängerung der Boxrechte ausgesprochen hatten, soll sich vor allem die Chefin des WDR-Rundfunkrates, Ruth Hieronymi , für eine Beendigung der Boxübertragungen im Ersten stark gemacht haben.
Ob finanzielle Fragen dabei letztlich ausschlaggebend für die Entscheidung waren, den Vertrag mit dem Sauerland-Boxstall nicht zu verlängern, darf angesichts einiger Aussagen von Hieronymi bezweifelt werden, wonach es fraglich sei, ob der Boxsport überhaupt mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag vereinbar sei. Gleichzeitig hatten sich ARD-Manager erst vor wenigen Wochen gegenüber der Zeitung „Wirtschaftswoche“ für das Boxen im Ersten stark gemacht, da die Sportart als eine der wenigen Profisportarten nicht von Doping-Skandalen erschüttert sei.
Es könnte sich noch zeigen, obes sich bei dem Entschluss, die Verträge mit Sauerland nicht zu verlängern, um eine finanzielle oder eine politische Entscheidung handelte. Der Boxstall, der unter anderem Profis wie Arthur Abraham, Marco Huck und Jürgen Brähmer unter Vertrag hat, zeigte am Abend gegenüber dem Sportnachrichtendienst SID Verständnis für die Entscheidung der ARD und erklärte sich bereit, mit den Rundfunkanstalten über einen neuen Vertrag zu neuen Konditionen zu verhandeln. Es könnte also noch Hoffnung bestehen, dass die ARD dem Boxsport treu bleibt. [ps]
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