Abhörskandal: Droht der BSkyB-Deal doch noch zu kippen?

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der aktuelle Medienskandal in Großbritannien könnte Mediengerüchten zufolge die schon als sicher geltende Komplettübernahme von BSkyB durch Murdochs News Corp. eventuell doch noch ins Wanken bringen.

Nach Bekanntwerden des Abhörskandals beim Boulevardblatt „News Of The World“ haben bereits mehrere wichtige Anzeigenkunden ihre Buchungen storniert und sorgen für ein Loch in den Finanzkassen des Konzerns. Wird damit die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens gefährdet und damit möglicherweise der BSkyB-Deal? Wie der Branchendienst „Broadband TV News“ am Donnerstag berichtete, sorgt ein diesbezügliches Statement der britischen Regulierungsbehörde Ofcom für medialen Wirbel.
 
In diesem heißt es, dass die Instanz sicher sein müsse, dass ein Medienveranstalter „fit and proper“, also finanzstark und möglichst skandalarm sein sollte. Damit hätte die Behörde auf den aktuellen Medienskandal reagiert. Der Dienst weist aber darauf hin, dass die Ofcom jeden Lizenzträger prüft, nicht nur die, die gerade die Schlagzeilen bestimmen.
 
Ungemach droht auch von anderer Seite: Wie die „Financial Times“ am Donnerstag in London meldete, will Kulturminister Jeremy Hunt die politische Entscheidung über die Komplettübernahme der Senderkette BSkyB auf September vertagen. Die Labour-Opposition fordert, dass die Entscheidung zu einer Monate dauernden intensiven Prüfung an die Wettbewerbskommission übergeben werden soll.

Ursprünglich wollte die Regierung in der nächsten Woche darüber entscheiden, ob der Murdoch-Konzern die Senderkette kaufen darf, obwohl ihm über die Holding News International bereits wichtige Zeitungen in Großbritannien wie die „Times“ und die „Sun“ gehören. Die Zahl der öffentlichen Bedenken gegen den auf bis zu 8 Milliarden Pfund (9 Milliarden Euro) geschätzten Deal sei von erwarteten 60 000 auf über 100 000 gestiegen, schrieb die „Financial Times“.

Fest steht, dass die Briten selbst zum Boykott gegen Murdoch aufrufen und auch die Politik noch einmal gegen die Übernahmepläne mobil macht, wie in einer Vorabmeldung der Freitagsausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ zu lesen war. Dazu werden einmal mehr die Möglichkeiten des Internets, speziell der sozialen Netzwerke genutzt. Per Twitter und Blogs rufen die Inselbewohner derzeit zum Aufstand gegen das Medienimperium auf und veröffentlichen Telefonnummern und E-Mail-Adressen von Anzeigenkunden, die in „News Of The World“ inserieren.
 
Mehrere große Anzeigenkunden wie Ford, Aldi oder Mitsubishi hätten bereits reagiert und die Anzeigen für die Sonntagsausgabe des Blattes zurückgezogen. Weitere Unternehmen wie Getränkehersteller Coca-Cola oder Telekommunikationsriese Orange seien am Überlegen. Darüber hinaus hat der Finanzmarkt bereits auf den Skandal reagiert. Der Aktienkurs des Unternehmens sank am Mittwoch um drei Prozent, der von BSkyB gab um zwei Prozent nach.
 
Zudem suche die Politik unerwartet die Konfrontation. Der Vizechef der Liberaldemokraten werde sich nächste Woche höchstpersönlich bei der Medienbehörde dafür einsetzen, den Deal noch einmal zu überdenken. Weitere Politiker des Parlaments wären ebenfalls für eine erneute Untersuchung der Übernahmepläne. Murdoch selbst bezeichnete die Praktiken als „beklagenswert und inakzeptabel“. Sein Unternehmen werde die Polizei auch weiterhin bei allen Untersuchungen aktiv unterstützen[rh]

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11 Kommentare im Forum

  1. AW: Abhörskandal: Droht der BSkyB-Deal doch noch zu kippen? News of the World wird es ab Montag nicht mehr geben. Alle Leute wurden gefeuert. Auch die, die nichts damit zu tun hatten. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen für lange Zeit hinter Gitter kommen und die, die nichts damit zu tun hatten schnell wieder einen Job bekommen. Wegen einigen widerlichen "Journalisten" müssen andere Mitarbeiter, wie auch die Opfer dieser Tat leiden!
  2. AW: Abhörskandal: Droht der BSkyB-Deal doch noch zu kippen? Warum sollte es dort Unschuldige geben?
  3. AW: Abhörskandal: Droht der BSkyB-Deal doch noch zu kippen? Haben doch sicher nicht alle Mitarbeiter Handys gehackt. Auf Sky News wurde gesagt, dass es extrem streit im News International Büro gab, als Mitarbeiter von der Entscheidung erfahren haben. Wurde glaub ich auch gesagt, dass Leute, die nichts mit dieser Sache zu tun hatten nun ohne Job da stehen.
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