Amazon bedrängt deutsche Hersteller

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Nachdem der Online-Gigant Amazon seine Marktmacht in Deutschland in den letzten Jahren bedeutend ausbauen konnte, zieht er den deutschen Herstellern der angebotenen Produkte nun die Daumenschrauben an. Wie Experten berichten, trimme Amazon sein Unternehmen auf Profitabilität und trage diese Umstrukturierung auf dem Rücken der Händler aus.

Die letzten Jahresgespräche zwischen Amazon und seinen Herstellern seien „katastrophal“ verlaufen – so berichtete der E-Commerce-Experte Alexander Graf jetzt dem „Wall Street Journal“. Amazon trimme das Geschäft seit über einem Jahr konsequent auf Profitabilität und setze im Zuge dessen die Hersteller unter Druck, um die Marge zu erhöhen. Dies bestätigten verschiedene Händler und Hersteller. Aktuell schätzen Experten den Umsatzanteil, der in Deutschland derzeit auf Amazon zurückgeht, auf rund fünf Prozent.



 



Amazon soll die Unternehmen zuerst mit besonders günstigen Konditionen auf seine Plattform gelockt haben und ziehe nun seit etwas über einem Jahr kräftig die Daumenschrauben an. So zahlen die Hersteller zum Beispiel für den „Service“, ihre Artikel mit mehr als nur Fotos und Text zu bewerben, derzeit eine Jahrespauschale von bis zu 60 000 Euro. Dies berichteten Hersteller und Experten jetzt einstimmig. Wer auf diese Ausgaben lieber verzichten möchte, hätte es schwer, da eine schlichte Darstellung des Produktes zu weniger Verkaufszahlen führe.



 



In Amazons neuem Kurs spiegele sich die gestiegene Marktmacht wieder, zu der es das amerikanische Unternehmen in Deutschland gebracht hat – so E-Commerce-Berater Markus Fost. Und diese Macht spiele Amazon nun auch aus. Wie bereits in den USA, hat das Unternehmen nun auch in Deutschland damit begonnen, den Kunden bei margenschwachen Produkten Alternativen anzupreisen, an denen Amazon mehr verdient. Wie Fost weiter berichtet, geraten die Hersteller auch dadurch noch zusätzlich unter Druck, dass Amazon immer mehr Logistikzentren von Deutschland nach Osteuropa verlagert und mit einem Großteil der Hersteller vereinbart hat, dass diese die Kosten für den Transport tragen.



 



Kunden und Käufer dürften jedoch relativ wenig von dem Verhalten des Online-Riesen gegenüber seinen Herstellern mitbekommen. Für online-affine Käufer sei Amazon dank äußerst kulanter Garantie- und Rückgaberegelungen weiterhin eine gute Alternative.



[kh]

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56 Kommentare im Forum

  1. AW: Amazon bedrängt deutsche Hersteller Nun hat amazon einen Kunden weniger. Ende des Jahres werde ich mich dort löschen. Selbst Prime Instant Video habe ich nun getestet und bin von nicht überzeugt. Da bleibt maxdome ungeschlagen, auch noch vor sky. Diese Geschäftsgebaren gehen mir gegen den Strich mit "Billig" zu werben, um dann später seine Kunden und Hersteller zu behandeln wie es dem Unternehmen beliebt, wie in Geiselhaft. Wer weiter auf billig billiger am billigsten setzt, dem muss klar sein dass die Rechnung immer am Schluss auf einen zu kommt. Wer das weiter unterstützen will - bitte, nur darf sich dann keiner drüber beschweren. Jeder einzelne hat die Möglichkeit mit etwas Nachdenken und seinem Handeln etwas zu beeinflussen. Wer aber nur die Eurozeichen in den Augen oder in seiner Geldbörse sehen will, ist für die Tragweiten seiner Entscheidungen blind. Da muss schon etwas mehr kritischer "Hintersinn" bei allen beteiligten vorhanden sein. Also tschüss amazon & Monster Capitalism of America!
  2. AW: Amazon bedrängt deutsche Hersteller Ich gebe Dir da grundsätzlich recht, aber die Lohnpolitik in unserem Land ist seit Jahren unterirdisch. Löhne sinken ständig, da kann ich viele Kunden verstehen, wenn sie beim Einkaufen ständig auf Angebote etc. achten müssen. Man verdient sein Geld im Monat nur einmal!! Und immer nur verzichten, wer will das schon. Am Ende muss jeder sehen, wo er bleibt.
  3. AW: Amazon bedrängt deutsche Hersteller Klar kann man versuchen Amazon zu meiden. Nur wenn man danach geht, wo kann man noch guten Gewissens einkaufen und vor allem welche Produkte? Den deutschen Einzelhandel gibt es in seiner früheren Form immer weniger, fast nur noch Filialketten, die vor allem ihr Personal auch nicht immer gut bezahlen und behandeln. Auch müssen viele z.B. bei Aldi, Lidl, Kik und Ikea einkaufen, die haben gar keine andere Wahl.
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