Blu-ray der Woche: „Wim Wenders Collection“ – Deutsche Filmkunst

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Bild: © Auerbach Verlag
Bild: © Auerbach Verlag
Wer etwas für die deutsche Kinogeschichte übrighat, dem bietet sich aktuell die Möglichkeit, mit der „Wim Wenders Collection“ eine kleine, aber sehr feine Werkschau von einem der bedeutendsten Regisseure aus deutschen Landen zu erstehen.

Die deutsche Filmgeschichte hat im Laufe der Jahre immer wieder echte Unikate und Regisseure von weltweiter Bedeutung hervorgebracht. Namen wie Friedrich Wilhelm Murnau, Fritz Lang, Rainer Werner Fassbinder, Werner Herzog oder aktuell Tom Tykwer kennen und schätzen Kino-Enthusiasten auf der ganzen Welt. Zu dieser Reihe, die sich durchaus noch erweitern ließe, gehört selbstverständlich auch Wim Wenders, dem Studiocanal aktuell eine lohnenswerte Blu-ray-Sammlung widmet. Enthalten in der „Wim Wenders Collection“ sind fünf ausgewählte Filme, von 1984 bis zur Jahrtausendwende.
 
Kino zum Staunen, hoch fünf!
 
„Paris, Texas“ aus dem Jahre 1984 nimmt in Wim Wenders‘ Œuvre einen ganz besonderen Platz ein. Er bezeichnet ihn auch gern als seinen eigentlichen Erstling, da alle Arbeit, alle Filme vorher nur notwendige Vorstufe waren, um dieses Meisterwerk letztendlich drehen zu können. Sein internationaler Ruf fußt vor allem auf diesem zutiefst melancholischen und preisgekrönten Drama (Goldene Palme in Cannes!), das dem Traum von (seinem) Amerika ebenso ein filmisches Denkmal setzte wie es den deutschen Autorenfilm im Land der unbegrenzten Möglichkeiten würdig vertrat. Mit Nastassja Kinski findet sich hier einer der ersten „Wenders-Regulars“–Schauspieler, mit denen den Regisseur eine enge Beziehung verband und mit welchen er im Laufe seiner Karriere immer wieder zusammenarbeitete.

 
Zu diesem inneren Kreis gehörten auch der im September leider verstorbene Otto Sander sowie der Schweizer Bruno Ganz, die ihre Rollen der nach Menschlichkeit, Erkenntnis und Liebe suchenden Engel Damiel und Cassiel sowohl in „Der Himmel über Berlin“ (1987) als auch in der Fortsetzung „In weiter Ferne, so nah!“ (1993) aufs Schönste ausfüllten.

 



Dokuperlen
 
Mit „Buena Vista Social Club“ von 1999, der die großen und fast vergessenen Helden kubanisch-karibischer Rhythmen feiert, ist auch das vielleicht bekannteste Beispiel von Wim Wenders‘ großer Leidenschaft für den musikalisch-künstlerischen Dokumentarfilm vertreten. „The Million Dollar Hotel“ (2000) ist schließlich einer der vielen Versuche, an den internationalen Erfolg von „Paris, Texas“ anzuknüpfen – was dem sympathischen Filmemacher im Spielfilmbereich allerdings nie wieder so ganz gelingen sollte. Schade ist, dass es die brillante 3D-Ballett-Doku „Pina“ aufgrund von lizenzrechtlichen Einschränkungen nicht mit in die Box geschafft hat: Das hätte die starke Hinwendung zum Dokumentarfilm in den letzten Jahren noch besser widergespiegelt und dem interessierten Käufer ganz nebenbei eines der eindrücklichsten Werke aus Wenders‘ bewundernswerter Filmographie an die Hand gegeben.   
 
Toller Querschnitt in HD
 
Die vorliegende Sammlung erhebt natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sie ist lediglich ein erster Blick auf die Highlights eines variablen und interessanten Lebenswerks, das weit über fünfzig Spiel-, Kurzfilme sowie Dokumentationen umfasst. Als Einstieg für Wenders-Neulinge ist sie ideal geeignet – langjährige Bewunderer des ruhig-reflektierten Düsseldorfers werden sich über die nicht überragenden, aber zumindest guten High-Definition-Neuauflagen der Klassiker ebenfalls freuen (Bildwerte von 6 bis 8,5 ergeben einen Endwert von 7 für die Box).
 
Alle neu erstellten HD-Master wurden von Wim Wenders höchstpersönlich begutachtet und abgenommen, sodass man hier also tatsächlich davon ausgehen kann, die Filme ganz „im Sinne des Erfinders“ auf dem heimischen Equipment zu erleben. Ein echter Kaufgrund ist übrigens auch die liebevoll zusammengestellte Bonusauswahl, die für jeden Film interessantes und extrem aufschlussreiches Extramaterial aus den Archiven ans Tageslicht fördert. So fühlten wir uns beispielsweise nach „Paris, Texas“ von einem intensiven Gespräch zwischen Wim Wenders und Roger Willemsen beinahe ebenso gepackt und inspiriert wie vom Film selbst!
 
 
Die „Wim Wenders Collection“ mit insgesamt fünf ausgewählten Filmperlen des Regisseurs auf Blu-ray kann man bei Amazon für derzeit 35,99 Euro vorbestellen.
Die Wertung

 

 

FILMINHALT: 9 von 10


 
TECHNIK: 7 von 10
 
BILDQUALITÄT: 7 von 10
 
TONQUALITÄT: 6,5 von 10
 

Kurzfazit: Nicht der ganze Wenders, aber doch viele seiner besten und wichtigsten Filme, mit tollen Boni: Für Kenner wie für Neuentdecker einfach eine klasse Box!


 
BONUSMATERIAL: 10 von 10

Infos zur Blu-ray


 
Genre: Drama, Kunstfilm, Dokumentation | Originaltitel: Wim Wenders Collection | Land/Jahr: DE, GB, US, FR/1984–2000 | Vertrieb: Studiocanal | Bild: MPEG-4, diverse Bildformate | Ton: DTS-HD MA 5.1 | Regie: Wim Wenders | Darsteller: Harry Dean Stanton, Solveig Dommartin, Peter Falk | Laufzeit: ca. 650 min | Wendecover: ja | Anzahl Discs: 5 | FSK: ab 12 Jahre | Start: 7. November 2013
 
An dieser Stelle präsentiert Ihnen das BLU-RAY MAGAZIN immer dienstags die „Blu-ray der Woche“, die aus Sicht unserer Redakteure die  interessanteste Veröffentlichung der kommenden Tage darstellt. Zur Blu-ray-Vorstellung der vergangenen Woche „Before Midnight“ geht es hier.

 
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[Tiemo Weisenseel]

Bildquelle:

  • Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag

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