Der Dr. Dressler aus der „Lindenstraße“ – Ludwig Haas wird 85

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Er hat in seinem Leben viele Rollen gespielt, doch die meisten TV-Zuschauer kennen ihn als Dr. Dressler aus der „Lindenstraße“. Der Schauspieler Ludwig Haas ist vom ersten Tag an dabei und denkt nicht ans Aufhören.

Er ist eines der Urgesteine der „Lindenstraße“: Seit der ersten Folge 1985 stellt Ludwig Haas in der ARD-Dauerserie den Arzt Dr. Ludwig Dressler dar. „Dass ich diese Rolle schon so lange spielen darf, darauf bin ich sehr stolz“, sagt Haas. „Wo gibt es sowas denn heutzutage noch?“ Von ihm aus könne es so weitergehen, „so lange mein Kopf funktioniert“, meint der Schauspieler, der am 16. April 85 Jahre alt wird.

Langweilig sei ihm die Rolle nie geworden, sagt Haas. Bei Dr. Dressler war ja auch immer was los: Der leibliche Sohn drogensüchtig, der schwule Stiefsohn Carsten Flöter (Georg Uecker) in komplizierten Beziehungen und zwischenzeitlich tablettenabhängig, Dresslers frühere Ehen voller Dramen.
 
Für die anderen „Lindenstraße“-Bewohner ist der oft etwas oberlehrerhafte Dr. Dressler eine Art „graue Eminenz“: Wer Probleme hat, fragt ihn gern um Rat – umgekehrt mischt er sich aber auch ungebeten in das Leben anderer ein und gilt als Strippenzieher im Hintergrund. Seit in Folge 169 ein Unfall im Drehbuch stand, ist Dressler in der Serienhandlung querschnittgelähmt und sitzt im Rollstuhl.
 
„Ursprünglich war vorgesehen, dass Dressler eines Tages wieder laufen sollte, aber die Drehbuchautoren haben das damals schlichtweg verschwitzt“, erinnert sich Haas. „Irgendwann war der passende Moment dann einfach vorbei. Den Dr. Dressler nach so langer Zeit wieder laufen zu lassen, das wäre unglaubwürdig gewesen und hätte Menschen mit Behinderungen womöglich falsche Hoffnungen gemacht.“
 
Immer wieder komme es vor, dass fremde Menschen ihn auf der Straße verwundert ansprechen: „Huch, Sie können ja laufen.“ Häufig sei er auch um medizinischen Rat gefragt worden – weil Dr. Dressler ja schließlich Allgemeinarzt ist. „Gerade in den ersten Jahren der Serie konnten manche Zuschauer nicht zwischen der Rolle und meiner Person unterscheiden“, sagt Haas.
 
Seinen „Lindenstraße“-Kollegen ging es ähnlich: So wurde zum Beispiel Joachim-Hermann Luger, der den Hans Beimer spielt, nach eigenen Angaben von wildfremden Leuten beschimpft, nachdem Hans seine Helga (Marie-Luise Marjan) verlassen hatte.
 
Der in Eutin geborene Haas lernte das Schauspiel-Handwerk Anfang der 1950er Jahre an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. In der Folgezeit stand er jahrelang auf der Bühne, spielte Charakterrollen unter anderem in Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart und München.
 
Abgesehen von der „Lindenstraße“ war Haas im Fernsehen in zahlreichen anderen TV-Reihen zu sehen, etwa im „Tatort“ oder in „Der Alte“. Für internationale Filmproduktionen drehte er in Hollywood, Frankreich und Italien. So mimte er gleich mehrfach den NS-Diktator Adolf Hitler, unter anderem in dem US-amerikanischen Thriller „Wie ein Licht in dunkler Nacht“ (1992) mit Michael Douglas in der Hauptrolle.
 
In seiner Freizeit betätigt sich Haas, der mit seiner Ehefrau in Neumünster (Schleswig-Holstein) und auf Mallorca wohnt, als Maler und Bildhauer. Im Fernsehen sieht er gerne Dokumentationen und politische Talkshows. Die „Lindenstraße“ schaut er auch, klar, aber er betrachte das nicht als Pflichtprogramm: „Manchmal verpasse ich auch mal ein paar Folgen“, sagt er und schmunzelt dabei.
 
Für seinen Geburtstag hat er keine besonderen Pläne, eine große Feier werde es jedenfalls nicht geben. „Ich denke eigentlich immer nur bis morgen.“

[Petra Albers]

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