Kein Ende in Sicht: Diskussion um „Framing Manual“ geht weiter

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Ein internes ARD-Papier verursacht einigen Wirbel. Kritiker sehen darin eine Sprachregelung für die Mitarbeiter der Rundfunkanstalten. Ein Portal stellt es online. ARD-Chefredakteur Rainald Becker findet das nicht schlecht.

Diskussionen hat das „Framing Manual“ schon ausgelöst, als es außerhalb der ARD noch kaum jemandem bekannt war. ARD-Chefredakteur Rainald Becker hätte einen offeneren Umgang damit gut gefunden. Am Sonntag hat die Plattform „netzpolitik.org“ das 89-seitige Papier, das die ARD bei der Sprach- und Kognitionswissenschaftlerin Elisabeth Wehling in Auftrag gegeben hatte, ins Internet gestellt. „Ich finde es okay, dass „netzpolitik.org“ es veröffentlicht hat“, sagte Becker am Dienstag. „Wir hätten es aber selbst veröffentlichen sollen, dann hätte jeder sich ein Bild davon machen können. Wir haben nichts zu verbergen.“

Die Reaktionen auf das „Framing Manual“ hält Becker für überzogen: „Ich kann da keinen Skandal entdecken, wie einige das getan haben. Wir haben niemanden unter Mindestlohn bezahlt, wir haben niemanden unterdrückt. Ich finde das eine künstlich aufgeblasene Diskussion.“ Es sei gut, wenn sich die ARD mit Sprache und Begrifflichkeiten auseinandersetze, sagte Becker. „Ich persönlich hätte dieses Papier aber nicht gebraucht.“
 
Wehling hatte zum Thema „Unser gemeinsamer, freier Rundfunk ARD“ zum Beispiel empfohlen, die ARD solle nicht nur Fakten nennen, sondern immer in Form von moralischen Argumenten kommunizieren, wenn sie möglichst viele dazu bringen wolle, sich hinter die Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu stellen. Gerade in den sozialen Medien war schnell die Kritik an dem ARD-Papier laut geworden, die ARD versuche die Diskussion über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu manipulieren und gebe Mitarbeitern Sprachregelungen vor.
 
ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab hatte diese Kritik gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bereits am Donnerstag zurückgewiesen: Das „Framing Manual“ sei als Angebot an die Mitarbeiter gedacht, sich mit dem Thema offen auseinanderzusetzen. „Wie sie dann kommunizieren, ist jeder und jedem selbst überlassen.“
 
Andreas Cichowicz, Fernseh-Chefredakteur des Norddeutschen Rundfunks (NDR), twitterte am Montag mit dem Kommentar „Trägt hoffentlich zur Versachlichung bei“ den Link zur Stellungnahme von Elisabeth Wehling zur Kritik an dem Papier. Die Sprachwissenschaftlerin hatte kurz zuvor auf ihrer Website eine „Klarstellung“ veröffentlicht: Ihr Auftrag sei gewesen, die Kommunikation der öffentlich-rechtlichen ARD als Institution zu analysieren und auf Basis der wissenschaftlichen Erfahrung aufzuzeigen, welche Alternativen zu welchen Worten mit welchen Bedeutungsinhalten besetzt seien, erklärte sie.
 
Dazu habe es entsprechende Workshops gegeben, bei denen sie anwesend gewesen sei. Das „Framing Manual“ sei als „interne Arbeits- und Diskussionsunterlage“ verfasst worden, „um damit eine breite Grundlage an Optionen zu haben, was davon für eine etwaig daraus abzuleitende Kommunikationsmaßnahmen genutzt werden soll, und was jedenfalls nicht“. Wehling, die in Berkeley/Kalifornien in Linguistik promoviert hat, gilt als Expertin für Framing. Darunter verstehen Kommunikationswissenschaftler, dass etwa bei Diskussionen bestimmte Fragestellungen oder Formulierungen den Rahmen dafür setzen, wie über ein Thema gesprochen wird. [dpa]

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15 Kommentare im Forum

  1. Ich kann beim besten Willen auch keinen Skandal erkennen. Jede größere Firma macht so etwas oder ähnliches heute. Werbung wird heutzutage eben nicht nur mit Slogans gemacht. Amazon macht das und die, die aktuell gegen die Öffis Stimmung machen, machen das im Grunde ganz ähnlich, manche davon wissen es nur nicht. In meiner Firma werden ggf. zu bestimmten Themen auch Rundschreiben verfasst, mit dem Hinweis NUR die darin genannte Kommunikation nach aussen zu verwenden. Das ist ganz normal. Die ARDs und Co wollen sich nur gegen mögliche Angriffe wehren.
  2. Eine Firma muss Gewinne bzw. Werbung machen, dies sollte bekannt sein. Bei der ARD kommen automatisch Milliarden ohne Werbung in die "Kasse", selbst eine Quote ist nicht erforderlich. Daher kann ich so etwas nicht verstehen, dazu hat es mal eben 120.000 gekostet.
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