Kolumne: Warum sich UHD trotz aller Zweifel durchsetzen wird

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Satellit, Bild: © twobee - Fotolia.com
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Immer öfter hört man den Begriff Ultra HD. Unser Kolumnist hat nun erste Erfahrungen mit der ultrahochauflösenden Bildqualität gemacht und erklärt, was er davon hält.

Ultra HD – ein Thema, welches mich lange nicht wirklich interessierte. Natürlich wusste ich, dass da etwas Neues auf uns zukommt. Aber neu bedeutet nicht immer gut. Um jemanden zu überzeugen, muss es Eindruck machen. Nur dann kommt das Interesse von selbst. So ging es mir am vergangenen Wochenende. Bei einem spontanen Besuch in einem großen Elektronik-Markt bin ich wieder einmal bei den Fernsehern stehen geblieben. Teilweise war ich von den Bildern so beeindruckt, dass mir der Atem wegblieb. Ultra HD sieht auf entsprechenden Geräten wirklich göttlich aus. Am Ende habe ich mich in ein Gerät verguckt und spontan zugeschlagen. Der Markt schickte mir den Fernseher per Lieferung innerhalb von 45 Minuten nach Hause. Nun hängt er bei mir an der Wand.

Natürlich darf man sich von Demo-Videos in Elektro-Märkten nicht blenden lassen. Bisher ist HD noch nicht einmal flächendeckend etabliert, vor allem im linearen TV ist UHD bisher kaum existent. Dies soll sich 2016 ändern, wird aber dennoch erst mal Nische bleiben. Anders sieht es über Video-on-Demand aus. Wer schnelles Internet hat, kann bereits über Amazon und Netflix auf UHD-Content zugreifen. Zudem drängt auch die Ultra-HD-Blu-ray langsam in den Markt. Auch Youtube ist eine Möglichkeit, um tolle UHD-Videos zu konsumieren. Natürlich ist das bisher keine Masse an Content, aber man spürt, wie sich etwas bewegt. Wer sich also einen UHD-TV kauft, der muss nicht zwingend auf entsprechende Inhalte verzichten. Hinzu kommt, dass entsprechende Fernseher auch das HD-Bild beim linearen Fernsehen durchaus aufmöbeln. Natürlich nicht in UHD, aber dennoch spürbar.
 
Was den Content angeht, bin ich eh so ein bisschen am Grübeln. Brauchen wir UHD z. B. beim linearen Fernsehen? Ich habe da meine Zweifel. Einzig Highlight-Kanäle kann ich mir hier vorstellen. Vor allem für den Sport ist UHD natürlich großartig, auch weil Sport meist live gesehen wird. Alles andere ist im Grunde nicht wirklich nötig. Filme, Serien und Dokus sind auch per VoD schnell und einfach abrufbar. Daher wäre eine lineare Ausstrahlung zumindest kein Muss. Highlight-Kanäle wie z. B. „Sky Sport UHD“ oder „Discovery UHD“ wären dennoch denkbar. Vergleichbar ist das mit Sky 3D, der lange als Event-Kanal fungierte. Anders als 3D sehe ich das Potential bei Ultra HD aber weitaus höher.
 
Aber wie groß ist eigentlich der technische Aufwand für einen Pay-TV-Anbieter, was UHD-Kanäle angeht? Ich habe unseren Chefredakteur Ricardo Petzold gefragt: „Die Übertragung von UHD-Material über Satellit stellt kein Problem dar. Da auch weiterhin DVB-S2 zum Einsatz kommt und die Komprimierung dank H265 auch erheblich besser ist als bei herkömmlichen HD-Material hält sich sogar die Bandbreite in Grenzen. Zwischen 20 und 30 MBit benötigt ein UHD-Stream an Datenmenge. Somit passen zwei bis drei Ultra-HD-Sender auf einen klassischen Satellitentransponder. Schaut man einige Jahre zurück, als die Komprimierung bei MPEG 4 noch nicht so ausgereift war, wie es heute der Fall ist, merkt man schnell, dass diese Werte nur unwesentlich höher sind als die Datenraten, die in den HD-Anfangszeiten genutzt wurden. Trotzdem ist es Fakt, dass auf der Kapazität, die ein UHD-Stream benötigt, auch drei neue HD-Sender Platz finden, die gleichzeitig deutlich mehr Zuschauer erreichen würden. Der Anbieter muss also abwägen, wie er die ihm zur Verfügung stehende Kapazität wirtschaftlich einsetzt.“

Unser Twitter-Voting drückt im Grunde vieles aus. Wer UHD schon gesehen hat, der findet es super. Vor allem die hohe Prozentzahl von „weiß nicht“ zeigt, dass UHD noch am Anfang steht und recht weit von einer ernsthaften Etablierung entfernt ist. Bei HD war das damals aber ähnlich. Eine neue Technik zu etablieren, benötigt Zeit. Auf unserer Facebook-Seite wurde das Thema ebenso diskutiert. Eine These sticht aber heraus: „Was wollen wir mit UHD, wenn HD noch nicht einmal flächendeckend verbreitet ist?“ – Die Nutzer sprechen dort vor allem auch über Sender im Pay-TV, die noch immer nicht in HD vorliegen. Auch eine SD-Abschaltung ist immer wieder Thema.
 
Und doch bin ich der Meinung, dass neue Techniken nicht gebremst werden sollten. Natürlich hat Deutschland im HD-Bereich noch großen Nachholbedarf. Dennoch bietet Ultra HD einen sinnvollen Mehrwert, der sich mit der Zeit etablieren wird. Wer heute einen Fernseher kauft, der wird immer häufiger zu 4K-Modellen greifen. Die Preise werden nach und nach auch weiter nach unten gehen. Ultra HD hat seine Stärken bei Dokumentationen, beim Sport, aber auch bei Filmen und Serien. Hier gilt es anzusetzen. UHD ist ein Highlight und sollte dementsprechend eingesetzt werden. [Eine Kolumne von Florian Hellmuth]

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55 Kommentare im Forum

  1. und schon klemmt die säge beim thema internet und damit durchgefallen wird ein produkt fürs pay tv mehr nicht
  2. Schaue ich ganz viel in UHD bei Netflix und Amazon. Und wie geschrieben: Der Content wird immer mehr. Zudem wird auch das HD-Bild aufgewertet. Von daher habe ich den Kauf nicht bereut. Natürlich steht Ultra HD noch am Anfang. Es ist eine Investition in die Zukunft.
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