Kritik: Das „Tatort“-Duo vom Bodensee gegen Korruption

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Die Steueroase Schweiz war schon Ex-Finanzminister Steinbrück ein Dorn im Auge. Am heutigen Sonntag beschäftigt sie ab 20.15 Uhr das „Tatort“-Duo am Bodensee. Blum und Perlmann wollen einen Mord aufklären und Korruption stoppen. Doch dabei scheinen sie ein wenig die Contenance zu verlieren.

Scheinheilige Schweizer Banker, korrupte Kontrolleure beim Zoll und ein bisschen Nebel überm Bodensee: Der neue „Tatort“ um die Kommissare Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) spielt mit Klischees. Das Problem der Ermittler: Die Beamten an der Zollstation zwischen Konstanz und Kreuzlingen wollen den Kriminellen das Handwerk legen – und werden selbst zu Verbrechern. Das Erste zeigt „Schmuggler“ am heutigen Sonntag um 20.15 Uhr.
 
Ein toter Zöllner ruft die Kripo auf den Plan. Erschossen wird Robert Riebsahl in seinem Auto gefunden. Schnell spannt sich für die Ermittler ein Geflecht aus Zwischenmenschlichkeit unter Arbeitskollegen, intriganten Kurierfahrern und illegalen Machenschaften auf. Immerschon-Reiche und Neureiche, die ihre Euros in der Schweiz bunkern wollen, rücken ins Visier – ebenso wie alle, die daran mehr oder weniger schwarz verdienen.

Besonders habe ihm die Herausforderung gefallen, den Täter so lange nicht zu verraten, ohne die Zuschauer plump an der Nase herumzuführen, sagt der „Tatort“-erprobte Regisseur Jürgen Bretzinger laut Presseheft. „Und was ich bei Krimis immer liebe ist, wenn man ohne albern zu werden humorvolle Momente einbauen kann.“ Bretzinger bezieht das zwar auf die Verstecke der Schmuggler. Doch vor allem zwischen Blum und Perlmann kommt es immer wieder zu komischen und bisweilen absurden Situationen.
 
Der Zuschauer kann vielleicht noch darüber schmunzeln, wenn Perlmann seine Chefin als gehe es um das Wetter im Plauderton fragt: „Wie war die Obduktion?“. Als Blum aber einen BH an ihrer Oberweite misst und später anhand der kleinen Körbchen die Geliebte des Toten entlarvt, droht die Szenerie eher ins Alberne und Peinliche abzugleiten. Auch als die Kommissare im Dunkeln statt nach dem Lichtschalter dem anderen an Bluse und Hose greifen und das mit versuchtem Wortwitz kommentieren.

So lebt dieser „Tatort“ auch von den Darstellern der Nebenfiguren. „Es ist zwar eine Binsenweisheit, aber für die Geschichte brauchten wir besonders gute Schauspieler, die aber keine bekannten Gesichter sein durften“, sagt Bretzinger. Vor allem mit Julia Koschitz in der Rolle der zwiespältige Zollbeamtin Marie Schreiber ist die Auswahl gelungen. Bekannt aus dem Kinofilm „Shoppen“ über Speed-Dating und der RTL-Comedy „Doctor’s Diary“ kann Koschitz im „Tatort“ ihr Talent als Charakterdarstellerin zeigen.
 
Allerdings: Mord, Korruption durch alle Ebenen, eine Geiselnahme und eine Kämpferin für das Aufrichtige und Gerechte, das ist alles vielleicht ein bisschen viel für eine beschauliche Zollstation an der deutsch-schweizerischen Grenze im sonst oft ebenso beschaulichen Bodensee-„Tatort“, der dadurch etwas überladen wirkt. Regisseur Bretzinger ist aber stolz: „Für mich sind es mit die schönsten Bodenseebilder, die ich bisher gedreht habe.“

[Marco Krefting]

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