„Mythos Wal“ beleuchtet die Beziehung zwischen Mensch und Wal

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Wale haben für viele Menschen etwas Faszinierendes. Das war nicht immer so. Lange Zeit wurden die riesigen Meeressäuger erbarmungslos gejagt. Gefährdet sind sie noch immer.

Majestätisch gleitet der riesige Körper durch das blaue Meer. Dann hebt er sich aus dem Wasser und klatsch mit Wucht wieder in die Wellen. Fast kein Lebewesen auf der Erde erzeugt so starke Emotionen beim Menschen wie der Wal. Über Jahrhunderte wurde er gejagt und fast ausgerottet. Heute steht er sinnbildlich für die vom Menschen zerstörte Natur und für den dringend notwendigen Schutz der Meere.

Einst galten sie als Monster und Verkörperung des Bösen. Lange Zeit wussten die Menschen wenig über Wale, z. B. dass sie in Gruppen leben und Luft atmen. Erst als es für die Tiere fast zu spät war, wendete sich das Blatt. Die Arte-Dokumentation „Mythos Wal“ beleuchtet die Beziehung zwischen Mensch und dem größten aller Säugetiere. Der deutsch-französische Kultursender zeigt sie am Donnerstag (27. September) um 20.15 Uhr.
 
Der gut recherchierte Film zeigt verschiedene Protagonisten und Orte, die in besonderer Beziehung zu den Meeressäugern stehen. Einer der Hauptakteure ist der Australier Doug Coughran, ein Walschützer der ersten Stunde. Als Coughran seinen ersten Wal rettete, waren die Tiere noch von Ausrottung bedroht. Dass es den Beständen besser geht, hat vielleicht auch mit seinen Bemühungen zu tun. Coughran ist heute noch aktiv und befreit zum Beispiel Buckelwale aus Fangnetzen und Plastikleinen entlang der westaustralischen Küste.
 
Die Meeresriesen verlassen jedes Jahr die an Krill reichen Gewässer der Antarktis und schwimmen Richtung Äquator. Im der wärmeren Klimazone dort gebären die Weibchen ihre Kälber und kehren dann mit den Jungtieren wieder in die arktischen Gewässer zurück.
 
Auf dem Weg an der westaustralischen Küste entlang bildet Rottnest Island vor Perth eine natürliche Barriere, die die Wale umschwimmen müssen – nicht das einzige Problem. In diesen Gewässern gibt es viel kommerziellen Fischfang. Coughran und seine Helfer sind dort im Dauereinsatz, um in Leinen verfangene Wale zu retten. Es ist ein Kampf um Leben und Tod, auch für die Retter. Sie müssen sich bis auf ein paar Meter in kleinen Booten an die Tiere heranwagen, um sie zu befreien.
 
Einen Kontrast dazu bilden historische Aufnahmen, die ein brutales Abschlachten der Wale zeigen. Harpunen-Kanonen, erfunden in der Mitte des 19 Jahrhunderts, leiteten das Zeitalter des industriellen Walfangs ein. Millionen Tiere wurden so getötet. Der Film blickt auch auf den Wal in der Kunstgeschichte. „Moby Dick“, ein Klassiker der Weltliteratur, handelt vom Mythos Wal und dem Leben auf einem Walfänger.
 
Auf den Spuren des Autors Herman Melville besuchen die Filmemacher die US-Hafenstadt New Bedford. Hier suchte Melville seinerzeit nach Arbeit im Walfangewerbe. Eine Wissenschaftlerin erklärt auf einem restaurierten Walfänger, wie die Tiere gejagt, eingeholt und zerlegt wurden. Dabei ging es vornehmlich um das damals kostbare Walfett, den Tran. Er wurde für Kerzen, Lampen und als Schmiere für Maschinen gebraucht. 
 
Heute riskieren manche Umweltschützer sogar ihr Leben für diese Tiere. Wie kam es zu der Veränderung im kollektiven Bewusstsein? Sehr berührend dargestellt ist der Besuch bei dem Wissenschaftler Roger Payne. Er lebt in Vermont in den USA, umgeben von schönster Natur, aber bis heute vermisst er das Meer. Seine Fachdisziplin ist Bioakustik, die Tierstimmenforschung. Als er in den 1960er Jahren das erste Mal Walgesänge hört, ist es um ihn geschehen. Er bringt „Die Gesänge der Buckelwale“ auf Vinyl heraus, die Platte wird ein kommerzieller Erfolg und trägt dazu bei, dass Menschen Wale anders wahrnehmen.
 
Heute versuchen Wissenschaftler mit Drohnen und Sonden die Lebensweise der Wale zu erkunden. Faszinierend ist für sie unter anderem die starke Bindung, die Wale mancher Arten untereinander pflegen. So zeigt der Film, ohne zu vermenschlichen, wie ähnlich uns diese Wesen manchmal sind. Und wie trostlos die Ozeane ohne sie wären.
 
Die Dokumentation „Mythos Wal“ läuft am Donnerstag (27. September) um 20.15 Uhr auf Arte. [Verena Schurr]

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