„Narben“: Kölner „Tatort“ ermittelt im Flüchtlingsheim

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Der neue „Tatort“ aus Köln zeigt sich politisch brandaktuell: Der Mord an einem Arzt führt die Kommissare in ein Flüchtlingsheim, in dem ebenfalls eine Frau ums Leben gekommen ist. Wie passt das zusammen? Bei der Beantwortung der Frage beweist der „Tatort“ Mut.

Der neue „Tatort“ aus Köln fängt ein wenig unheimlich an: In schnellen Schnitten zeigen kurze Sequenzen eine afrikanische Maske, einen vernarbten Bauch, einen krächzenden Papagei. Dann: Ein Toter. Es ist Dr. Patrick Wangila (Jerry Elliott). Der Arzt aus dem Kongo, der in einer Kölner Klinik beschäftigt war, wurde erstochen. Die Ermittlungen führen die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) schon bald in ein Flüchtlingsheim.
 
Denn dort ist wenige Tage zuvor eine junge Frau, die ebenfalls aus dem Kongo stammte, bei einer Polizeirazzia ums Leben gekommen. Offenbar war sie in Panik weggerannt und dann in den Tod gestürzt. Sind die Polizisten zu rabiat vorgegangen und haben ihr Angst gemacht?
 
Im Fall Wangila deutet zunächst einiges auf eine Beziehungstat hin, denn der verheiratete Arzt hatte eine Affäre. Doch auch Wangilas Kollegin Dr. Sabine Schmuck – stark gespielt von Julia Jäger – und die Krankenschwester Angelika Meyer (Laura Tonke) verhalten sich seltsam. Und dann stellt sich heraus: Bei der Razzia in der Flüchtlingsunterkunft war Wangila als Notarzt vor Ort

Die Freundin der toten Frau könnte vielleicht Licht ins Dunkel bringen – doch sie ist seit dem Unfall verschwunden. Zu allem Überfluss beginnt Theo Wangila (Jerry Kwarteng), der wie sein Bruder vor einigen Jahren als Kriegsflüchtling in Deutschland anerkannt wurde, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen.
 
Die „Tatort“-Folge „Narben“ (ARD, Sonntag/20.15 Uhr) packt ein aktuelles und zugleich brisantes Thema an. Wie bei den Kölnern üblich spart das Drehbuch (Rainer Butt) nicht mit Sozialkritik – doch die Story nimmt auch eine überraschend mutige Wendung.
 
Zum einen geht es um den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland. „Leben Sie mal so wie die, dann liegen bei Ihnen auch die Nerven blank“, sagt etwa ein Sozialarbeiter zu den Kommissaren, als im Flüchtlingsheim ein Streit zwischen einigen Bewohnern ausbricht. „Überbelegte Zimmer, keine Arbeit, keine Perspektive.“
 
Zum anderen bekommen Ballauf und Schenk – und damit auch die Zuschauer – Einblick in Einzelschicksale von Flüchtlingen, die in ihrer Heimat Folter, Vergewaltigung und Krieg erfahren haben. Die Folgen dieser Erlebnisse werden besonders anschaulich durch die Rolle der untergetauchten Cecile Mulolo: Der Schauspielerin Thelma Buabeng gelingt es eindrucksvoll, die Angst dieser Frau sichtbar zu machen. Gleichzeitig zeigt „Narben“ aber auch, dass nicht alle Flüchtlinge nur Opfer sind.

[Petra Albers/fs]

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10 Kommentare im Forum

  1. Ehrlich, ich kann das Thema "Flüchtlinge" nicht mehr hören. Als eigentlich treuer Tatort Fan werde ich mich daher heute mit einem anderen Programm unterhalten.
  2. Sehr guter Krimi aus Köln! Wie man auf die Idee kommt, das Thema sei "krimitechnisch ausgelutscht" ist mir ein Rätsel. Hat die Situation im Kongo einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
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