ARD-Programmchef verteidigt weiten Kulturbegriff

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Beim gestrigen Podium des Medientreffpunkts Mitteldeutschland drehte sich alles um Kultur im Fernsehen. Dabei wurde deutlich, dass Kultur und Unterhaltung kein Widerspruch sein müssen.

Gleich zum Auftakt der Diskussion namens „Kultur im Fernsehen – Was trägt der Markt?“ lieferten sich ARD-Programmdirektor Günter Struve und Deutschlandradio Kultur-Moderatorin Birgit Kolkmann darüber einen Schlagabtausch.

Frau Kolkmann behauptete, dass beim Einschalten ihres Fernsehers regelmäßig Formate wie „Musikantenstadl“ und Co. über den Bildschirm flimmerten. Einziger Ausweg aus der Misere seien ihrer Meinung nach Nischenprogramme. Doch Günter Struve hatte für diese Behauptung kein Verständnis: „Ihr Fernsehgerät muss defekt sein, denn der ‚Musikantenstadl‘ kommt nur fünf Mal pro Jahr. Ich schalte jährlich 700, 800 Mal den Fernseher an, und mir begegnet er nie.“
 
Auch wenn Struve kein Anhänger der Volksmusik ist, verteidigte er das Konzept. Kultur sei für ihn mehr als „Titel, Thesen, Temperamente“ und die damit verbundene Berichterstattung über Opernpremieren und Ausstellungseröffnungen. Vielmehr müsse ein erweiterter, aber nicht beliebiger Kulturbegriff angelegt werden. Zur besseren Orientierung versprach er Moderatorin Kolkmann die Übersendung eines Sendeplans für das nächste Jahr.

Dass Kultur kein Privileg der großen gebührenfinanzierten Sender sein müsse, darüber waren sich Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, und Vox-Geschäftsführer Frank Hoffmann einig. „Wer heute welche Art von Kultur auch immer sucht, er wird sie finden, nicht nur bei Arte, sondern mitunter auch bei RTL II“, so Schneider.
 
Als Beispiel nannte er die Serie „24 – Twenty Four“. Hoffmann, der seinen Sender zwischen den Öffentlich-Rechtlichen und den Privaten positioniert wissen will, verwies auf eine zehnteilige Opernserie von insgesamt 237 Minuten Sendelänge im vorigen Jahr. ARD-Programmchef Struve meinte dazu in Anspielung auf zahllose Kochshows des Kölner Privatsenders: „Der Beitrag von Vox zur Weltkultur ist die Esskultur.“
 
„Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk darf sich nicht hauptsächlich auf Kultur konzentrieren, er muss auch die Zuschauer in großer Breite gewinnen“, meinte Matthias Esche, Geschäftsführer der Bavaria Film GmbH. Seine Firma produziert unter anderem den „Tatort“ im Auftrag mehrerer ARD-Anstalten. Wenn der Zuschaueranteil sinke, werde zurecht gefragt, wofür die Öffentlich-Rechtlichen die Gebührengelder verwendeten.
 
Die Kritik, dass bei ARD, ZDF und den Dritten gerade in der Vorabend- und Hauptsendezeit zu wenig Kultur ausgestrahlt werde, hält er für berechtigt. Die Kritik aus dem Publikum, dass Kulturelles nur nach Mitternacht stattfinde, wollte Struve so allerdings nicht stehen lassen: „Der mündige Bürger hat technisch etwa 34 Programme zur Auswahl – und garantiert zu jeder Sendezeit Kulturbeiträge.“[cg]

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