VPRT-Präsident wirft ARD und ZDF „Realitätsverlust“ vor

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Äußerst genervt zeigte sich der Präsident des Lobby-Verbands der Privatsender Jürgen Doetz vom Selbstverständnis der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die ihre Programme als „Leuchttürme der Glaubwürdigkeit“ bezeichneten.

Als „unverhohlene Dreistigkeit“ griff der VPRT-Präsident dieses Selbstverständnis am Rande des Medientreffpunkts Mitteldeutschland an. „Die Weltuntergangsszenarien, mit denen ARD und ZDF derzeit den Versuch der Medienpolitik untergraben, eine europa- und wettbewerbskonforme Legitimationsbasis für die Gebührenfinanzierung zu finden, sind fernab jeglicher Marktrealität“, erklärte Doetz weiter.

Weiter bezeichnete Doetz es als „lächerlich“, wenn ARD und ZDF ihr gebührenfinanziertes Angebot gebetsmühlenartig immer wieder mit einem Marktversagen in privaten Bereichen zu begründen suchten. „Diese Mär“, so Doetz weiter, „kann nur glauben, wer mehr als 580 Hörfunk- und Fernsehprogrammen pauschal jedwede Qualität abspricht oder nicht Radio hört und weder das Internet noch den Fernseher nutzt.“
 
Tobias Schmid, VPRT-Vizepräsident Fernsehen und Multimedia, ist der Meinung, dass es natürlich Angebote gebe, die nur gebührenfinanziert herzustellen sind, weil sie sich im Markt nicht refinanzieren lassen. Dabei handele es sich jedoch nicht um Soaps, Sportevents, Boulevardmagazine und vieles andere, was in den
unzähligen Programmen von ARD und ZDF zu finden sei. Im Bezug auf die derzeitige Online-Debatte springt Schmid den Zeitungsverlegern zur Seite. So bezweifelt der VPRT-Verantwortliche, dass es im Internet überhaupt die Notwendigkeit für öffentlich-rechtliche Angebote gibt.
 
Gleichzeitig erneuerte er auch die Forderung nach einem externen Public-Value-Verfahren für neue öffentlich-rechtliche Angebote. Bislang nehmen ARD und ZDF für sich in Anspruch, dies durch die eigenen Gremien durchführen zu können. „Bei allem Respekt vor der Kompetenz der Gremien – hier braucht es sowohl externes Fachwissen als auch einen eigenständigen organisatorischen Unterbau“, erläuterte Schmidt den Standpunkt der privaten Sender. So drohe der Drei-Stufen-Test in seiner bisherigen Konzeption ins Leere zu laufen.
 
Vielmehr wünscht sich der VPRT eine deutlich stärkere Einbindung von externen Gutachtern und Experten als ARD und ZDF dies bislang einräumen wollen. Nach Vorstellungen des VPRT müssten mindestens die digitalen Spartenkanäle, Webchannels, neue Telemedien sowie wesentlich veränderteAngebote die Prüfung auf Basis einer klaren Auftragsdefinition durchlaufen. Dafür ist der VPRT bereit, das Letztenscheidungsrecht den Gremien zu überlassen. [lf]

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9 Kommentare im Forum

  1. AW: VPRT-Präsident wirft ARD und ZDF "Realitätsverlust" vor Oh..hat sich der Doetz mal wieder in Erinnerung zurückgerufen? Irgendwie hat seine Platte einen Sprung. *gähn*
  2. AW: VPRT-Präsident wirft ARD und ZDF "Realitätsverlust" vor @ Aussage des Artikels: Sehe ich auch so, obwohl ich ausdrücklich kein ÖR-Feind bin! Seit dem Urteil, das gewählte Volksvertreter nicht über Gebührenerhöhungen zu befinden haben, drehen ARD und ZDF regelrecht frei und keiner kann sie mehr stoppen, wenn sie sich selbst kontrollieren. Im Interesse daran, den ÖR-Rundfunk langfristig zu erhalten, sollte man jetzt mal einen Riegel vorschieben. Wenn das Verbrennen von Gebührengeldern so weitergeht und nicht gestoppt werden kann, wird sich spätestens bei Überschreiten von 19,99 Euro/Monat der ÖR an sich auf dem Prüfstand wiederfinden! Bei 20 Euro GEZ ist das Thema Wahlkampfthema und dann gibt es die ganz große Keule!
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