„Dorf Digital“ – Wo stehen regionale Fernsehveranstalter heute?

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Bild: Destina - Fotolia.com
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SLeipzig – Der Bedarf an lokalen Fernsehanbietern ist da, doch die digitale Verbreitung über Antenne (DVB-T) ist ein Ergänzungsangebot. So lautete am Mittwoch das Fazit einer Podiumsdiskussion auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland.

Martin Deitenbeck von der Sächsischen Landesmedineanstalt (SLM) sagte, seit 2003 gebe es Studien, die den Bedarf der Bevölkerung nach Lokalfernsehen eindrucksvoll belegten. Allerdings: „Das Problem ist, Werbekunden haben kein Interesse am Lokalfernsehen.“
 
Aus Unternehmersicht erklärte dazu Heinz-Peter Labonte vom Fachverband für Rundempfangs- und Kabelanlagen: „Wenn sie in einer Kleinstadt Werbung machen wollen, müssen sie die Werbekunden erstmal überzeugen, dass sie länger als ein halbes Jahr am Markt bestehen werden.“
 
Als er die Lizenz für Frankfurt/Oder erworben habe, sei er gefragt worden: ‚Warum tun sie sich das an?’ Seine Antwort: „Wir hatten positive Erfahrungen gesammelt in Lauchhammer und Senftenberg.“ Aber er wisse, dass es ein mühsamer Weg sei.
 
Von ähnlichen Erfahrungen berichtete Andre Zalbertus (center.tv): „Als ich in Nordrhein-Westfalen anfing, galt Lokalfernsehen als Himmelfahrtskommando.“ Was richtig sei: der Erfolg von ‚center.tv’ hänge von der Nähe zum Zuschauer ab. Lokales sei immer interessant. „Egal wie schlecht der Beitrag ist. Er wird angeschaut. So funktioniert die Menschheit.“ Zalbertus wies darauf hin, wie wichtig es sei sich genau das jeweilige Publikum anzusehen, welches erreicht werden solle.
 
In Köln und Düsseldorf veranstalte man zwei völlig verschiedene Programme, weil eben die zwei Städte grundverschieden seien. „In Köln beispielsweise gibt es 85 Stadtteile. Über jeden haben wir ein Porträt gemacht. Diese Dinger sind Straßenfeger.“
 
Langsam aber sicher sei man über diese Art von Formaten zum Begleitmedium geworden. „Wir haben es sogar fertig gebracht, dass Kardinal Meisner unser Studio gesegnet hat.“ Das große Problem seien die Media-Agenturen. „Sie hassen alles, was Leben in die Bude bringt.“
 
Detlef Stiemer von ‚Leipzig Fernsehen’ lenkte die Diskussion in Richtung digitale Verbreitung von Lokalsendern via Antenne: ‚Leipzig Fernsehen’ sei sowohl über Kabel als auch über DVB-T erreichbar. Noch laufe der Sender primär über das Kabel. Der digitale Anteil solle aber ausgebaut werden.“ Es ist unsere Aufgabe, die Verbindung zum Zuschauer herzustellen. Das ist mit viel persönlichem Einsatz verbunden.“
 
Heinz-Peter Labonte appellierte, bei aller Euphorie, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren. „Ich warne vor Visionen, die sich an der Praxis zerbrechen.“ Das Digitale sei ein Ergänzungsmedium. „Kabel bleibt vorn.“[mg]

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