Eins Extra legt Programm-Fokus auf Jahrestag des Mauerbaus

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Saarbrücken – Anlässlich des Jahrestages des Mauerbaus am 13. August 1961 in Berlin widmet Eins Extra diesem geschichtlichen Ereignis vier Reportagen.

Von einem spektakulären Fluchtversuch zu Wasser über die Liebe in Zeiten der geteilten Stadt bis zum alltäglichen Leben im Sperrgebiet der Mauer – anhand der Schicksale der Menschen wird die Zeit der Teilung anschaulich dokumentiert.

„Letzte Ausfahrt Westberlin – 138 Schüsse auf die ‚Friedrich Wolf'“, Sendetermin: Sonntag (10.08.), 17.03 Uhr, Ein Film von Inga Wolfram und Helge Trimpert
 
Berlin im Sommer 1962. Seit fast einem Jahr durchtrennt die Mauer die Stadt. Die, die sich der neuen Grenze nicht fügen wollen, versuchen zu flüchten. Eine der spektakulärsten Fluchtgeschichten nach dem Mauerbau erzählt dieser Film. Am Morgen des 8. Juni 1962 entführen 13 junge Ostberliner den Ausflugsdampfer „Friedrich Wolf“. In nur 15 Minuten und unter Dauerfeuer der Grenzposten gelingt den Flüchtlingen der Grenzdurchbruch über die Spree in den Westteil der Stadt. Der Stasi-Untersuchungsbericht zählt 138 abgegebene Schüsse auf die „Friedrich Wolf“ – doch verletzt wurde niemand.
 
Den dramatischen Ablauf der Ereignisse an Bord des Schiffes rekonstruiert der Film in nachgestellten Spielszenen. Mehr als 40 Jahre nach ihrer spektakulären Flucht führt der Film die Flüchtlinge der „Friedrich Wolf“ noch einmal zusammen – und zurück an den Wendepunkt ihres Lebens. Das Filmteam trifft auf Menschen und Lebenswege, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: Jörg Lindner, ehemals Schiffskoch auf der „Friedrich Wolf“, lebt heute in Schweden und lehrt Geschichte an der Universität von Umeå. Steuermann Peter Warszewski lebt heute als Bauunternehmer in Spanien. Peter Currle, der zweite Steuermann, in Frankreich.
 
„Am 13. August stand plötzlich die Mauer und wir wussten gleich, eingemauert wollen wir nicht leben.“ Das Leben in Berlin – vor und nach dem Mauerbau. Die Rekonstruktion einer spektakulären Flucht ist im Kontext mit historischen Film- und Tondokumenten weit mehr als nur eine Fußnote der Geschichte.
 
„Grenzenlose Liebe (1) – Und plötzlich war die Mauer da“, Sendetermin: Sonntag (10.08.), 17.45 Uhr, Ein Film von Roland May
 
Es ist der Morgen des 13. August 1961. Hartmut und Gerda Stachowitz verbringen ein gemeinsames Wochenende in Hartmuts Wohnung in Westberlin. Ihr kleiner Sohn bleibt bei den Großeltern im Ostteil der Stadt. Doch die Zweisamkeit der jungen Eheleute wird jäh beendet: Im Radio hören sie vom Bau der Mauer. Nur langsam begreifen sie, dass sie von nun an in einer geteilten Stadt leben. Fluchtartig verlässt Gerda die Wohnung, um zu ihrem Kind zu eilen. Hartmut bleibt im Westen. Eine folgenschwere Entscheidung – der Rückweg ist für Gerda ausgeschlossen, der Eiserne Vorhang trennt fortan die junge Familie.
 
Vergeblich hoffen sie auf eine reguläre Familienzusammenführung. In seiner Verzweiflung beginnt der Familienvater trotz des hohen Risikos, die Flucht für Frau und Kind vorzubereiten. Es beginnt eine Zeit der Ungewissheit und der Angst, denn immer wieder steht eine Aktion in Aussicht, doch immer wieder wird das Vorhaben verschoben. Dann ist es soweit: Durch einen Tunnel unter dem Todesstreifen soll die Familie in den Westen entkommen. Hartmut und Gerda nähern sich dem Treffpunkt, doch ihre Flucht misslingt: Ein Westberliner Stasi-Spitzel hatte den geplanten Versuch verraten. Beide werden getrennt voneinander verhaftet. Ihr Sohn Jörg kommt in die Obhut des Staates, Hartmut Stachowitz wird der organisierten Kriminalität und der Spionage beschuldigt. Nach zwei Jahren verbüßter Haft bietet man ihm die Freiheit gegen den Wechsel der Staatsbürgerschaft.
 
Hartmut Stachowitz gibt seinen westdeutschen Pass ab, um endlich wieder bei seiner inzwischen freigelassenen Frau und dem Sohn sein zu können. Die Familie arrangiert sich mit dem Leben in der DDR. Veterinärmediziner Hartmut bekommt eine einfache Stelle als Fleischbeschauer im Schlachthof zugewiesen, während Sohn Jörg den Schulalltag mit den Jungpionieren genießt. Die Spannungen zu Hause bleiben nicht aus. Mehrfach bemühen sich die Eltern um eine Ausreise. Erst 1973, elf Jahre nach ihrer missglückten Flucht, dürfen sie endlich das Land verlassen.
 
„Grenzenlose Liebe (2) – Rendezvous im Schatten der Mauer“, Sendetermin: Sonntag (10.08.), 18.30 Uhr, Ein Film von Ulrike Brincker
 
Bukarest im Juli 1971. An einem vereinbarten Treffpunkt wartet eine junge Frau nervös auf einen Unbekannten – ihren Fluchthelfer. Wenn er auch an diesem Tag nicht erscheint, scheitert für Regina aus Ostberlin der zweite Versuch, zu ihrer ersten großen Liebe Eckhard in die BRD zu gelangen. Als sich die beiden 1967 auf einem Klassentreffen der Eltern kennen lernen, ist Regina gerade 17 Jahre alt.
 
Die Zuneigung wächst bei jedem Treffen. Doch jedes Rendezvous ist zeitlich begrenzt: Um 24 Uhr muss Eckhard mit seinem Tagesvisum Ost-Berlin verlassen haben. Beide versuchen dennoch, ihr Leben zu leben. Regina beginnt ihr Ingenieursstudium in Magdeburg, sieht Eckhard nur noch ab und zu am Wochenende in Berlin. Die Gefühle aber lassen sich nicht leugnen. Die Briefe über die Grenze werden aber nicht nur von den beiden Liebenden gelesen. Die Staatssicherheit hat längst ein wachsames Auge auf die deutsch-deutsche Zweisamkeit gelegt.
 
Dass das junge Paar 1968 einen gemeinsamen Kurzurlaub in Prag plant, wird ihnen schließlich zum Verhängnis. Regina wird ohne Angabe von Gründen im Studentenwohnheim verhaftet. Während der Verhöre willigt die 18-Jährige am Ende in einen „Handel“ ein: Sie darf weiterstudieren, muss jedoch jeglichen Kontakt zu ihrer großen Liebe abbrechen und bekommt Ausreiseverbot. Eckhard darf den Boden der DDR nicht mehr betreten. Auch ihn trifft die Nachricht wie ein Schlag. So wird Reginas Großmutter in Westberlin zum Liebesboten: Sie schmuggelt Briefe und sorgt so dafür, dass die beiden in Verbindung bleiben. Zwei Jahre nach Reginas Verhaftung schlägt Eckhard ein Treffen am Balaton vor. Überraschend bekommt Regina ein Visum, und am Ende der gemeinsamen Zeit wissen sie, dass sie nicht ohne einander leben wollen.
 
So organisiert Eckhard einen Fluchtversuch: Durch einen Tunnel soll Regina zusammen mit anderen Flüchtlingen von Ost- nach Westberlin geschleust werden. Doch die Flucht misslingt. Das Entkommen über ein Drittland ist die einzige und letzte Chance, denn Regina befindet sich noch immer im Visier der Stasi. Im Juli 1971 steigt sie ins Flugzeug nach Bukarest, um von dort aus in die BRD zu gelangen. Im umgebauten Tank eines roten Ford Mustang überwindet sie drei Ländergrenzen. Regina und Eckhard Albrecht heiraten 1972, ein Jahr nach der missglückten Flucht durch den Tunnel. Ihre grenzenlose Liebe ist für sie „das Beste, was uns je passieren konnte“.
 
„Es gab kein Niemandsland – Ein Dorf im Sperrgebiet“, Sendetermin: Sonntag (10.08.), 19.15 Uhr, Ein Film von Hans Sparschuh
 
Die kleine Gemeinde Großburschla an der thüringisch-hessischen Grenze war über 28 Jahre Kriegsschauplatz – auch wenn hier kein Schuss fiel. Todesstreifen und Stacheldraht der innerdeutschen Demarkationslinie grenzten nicht nur unmittelbar an die Häuser und Höfe der Gemeinde, fast vollständig waren die Menschen hier von den „Grenzsicherungsanlagen“ eingeschlossen. Ein Dorf mitten im Kalten Krieg. Für die Einwohner Großburschlas eine Katastrophe: Der hessische Nachbarort Heldra wurde unerreichbar, auch die fünf Kilometer tiefe Sperrzone auf der Ostseite konnte nur mit Sondergenehmigung betreten werden.
 
Wer aus dem Westen kam, und sei es nur als Besucher, hatte hier keinen Zutritt. Über 10 000 Menschen wurden aus diesem Gebiet zwangsausgesiedelt, hunderte von Häusern in Grenznähe abgerissen. „Aktion Ungeziefer“ nannten die DDR-Behörden zynisch diesen Willkürakt. Betroffen war auch Familie Müller aus Großburschla. Nach der dramatischen Flucht des Sohnes in den Westen wurden die Müllers mit Observation, Inhaftierung und erzwungener Umsiedlung drangsaliert. Der Film zeigt eindrucksvoll, wie die leidvollen Erfahrungen des Lebens im Sperrgebiet die Menschen von Großburschla bis heute berühren. [cg]

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1 Kommentare im Forum

  1. AW: Eins Extra legt Programm-Fokus auf Jahrestag des Mauerbaus Wenn ein Ereignis am 13. stattgefunden hat, warum ist dann der Jahrestag am 10.?
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