Schaas: „Der Stellenwert von Internet bei Loewe ist sehr hoch“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Über die künftige Entwicklung beim Zusammenwachsen von Fernsehen und Internet sprach DIGITAL FERNSEHEN mit Gerhard Schaas, Vorstandsmitglied der Loewe AG.

„Die Vorteile für den Verbraucher liegen nach unserer Auffassung insbesondere darin, dass einerseits Programm relevante Zusatzinformationen aus dem Internet sehr einfach empfangen werden können und zum anderen Audio/Video-Inhalte, die heute bereits im großen Umfang im Internet vorhanden sind, dort konsumiert werden können, wo der Verbraucher dies will, nämlich im Wohnzimmer“, so Schaas.

DIGITAL FERNSEHEN: Fernsehen und Internet sind zwei Medien, die in den kommenden Jahren zunehmend zusammenwachsen werden, vermuten Brancheninsider. Welchen Stellenwert haben Fernseher mit Internetanschluss in Ihrem Unternehmen?
 
Gerhard Schaas: Wir haben heute bereits die Situation, dass Fernsehinhalte auf dem PC sowohl über das Internet als auch über die klassischen Empfangswege empfangen und dargestellt werden können. Fernsehen stellt hierbei am PC eine Sondernutzung dar.
 
Zukünftig werden wir umgekehrt Inhalte aus dem Internet mit dem Fernseher im Wohnzimmer empfangen und darstellen können. Für unser Unternehmen ist dies keine neue Technologie, da wir bereits vor mehr als 10 Jahren Fernseher mit Internetplattform angeboten haben. Dies zeigt, dass der Stellenwert von Internet in unserem Unternehmen sehr hoch ist.
 
DF: Welche Vorteile ergeben sich mit der Kombination Fernsehen – Internet für den Verbraucher?
 
Schaas: Die Vorteile für den Verbraucher liegen nach unserer Auffassung insbesondere darin, dass einerseits Programm relevante Zusatzinformationen aus dem Internet sehr einfach empfangen werden können und zum anderen Audio/Video-Inhalte, die heute bereits im großen Umfang im Internet vorhanden sind, dort konsumiert werden können, wo der Verbraucher dies will, nämlich im Wohnzimmer.
 
DF: Das Internet entwickelt sich rasant. Wie wollen Sie gewährleisten, mit den Standards mithalten zu können?
 
Schaas: Auch im klassischen Internet macht sich mehr und mehr die Erkenntnis breit, dass es wichtig ist, nicht alles zu nutzen, was technisch möglich ist, sondern sich an gewisse Mindeststandards zu halten. Für das Fernsehgerät gilt dies natürlich in verstärktem Maße, da hier in absehbarer Zukunft noch mit Halbleiterplattformen gearbeitet werden muss, die gewissen Limitierungen aufweisen.
 
DF: Muss sich der Kunde jährlich einen neuen Fernseher kaufen, um up-to-date zu sein?
 
Schaas: Da der Kunde dies ganz sicher nicht tun wird, ist es wichtig, gewisse Verabredungen zu treffen, die einen längerfristigen Investitionsschutz gewährleisten. Unser Unternehmen unterstützt deshalb in vollem Umfang die Bemühungen der Deutschen TV-Plattform, Verabredungen zu treffen, die einen freien Markt und längerfristige Stabilität gewährleisten.
 
DF: Viele Dienste laufen über Yahoos Widget Plattform. Was sind die Stärken dieser Software?
 
Schaas: Die Plattformen von Yahoo und Intel sind eine Form des Internet-Fernsehens, die sich heute aber noch in starkem Maße auf den US-Markt fokussiert. Entscheidend werden in der Tat die angebotenen Dienste im deutschen und europäischen Markt sein und abhängig davon sehen wir durchaus gute Chancen ergänzend zum klassischen Web-TV.
 
DF: Ist der Fernseher in Zukunft ein Computerersatz oder nur eine Computerergänzung für das Wohnzimmer?
 
Schaas: Die Diskussion, ob eine Verdrängung zwischen PC und Computer stattfindet, ist mittlerweile 15 Jahre alt. In der Realität wird es diese Verdrängung nicht geben, sondern es wird sich eine Vielzahl neuer Anwendungen und möglicherweise auch neuer Geräte entwickeln, um Internet oder auch andere Dienste stationär oder auch mobil empfangen zu können. Der Fernseher wird selbstverständlich schwerpunktmäßig auch zukünftig für die klassischen Programme benutzt werden, aber die Internet-Inhalte werden als Ergänzungen hinzukommen, wie das heute beim Videotext bereits selbstverständlich ist.
 
DF: Viele Internetdienste sind nur für einige Zeit am Markt. Wie vermeiden Sie, dass Kunden mit Diensten gelockt werden, deren Fortbestand in ein paar Jahren noch nicht sichergestellt ist?
 
Schaas: Den dauerhaften Bestand von Internetdiensten können wir genauso wenig gewährleisten, wie den dauerhaften Bestand von Fernsehprogrammen. Hier wird sich eine gewisse Dynamik entwickeln, allerdings werden immer genügend Inhalte vorhanden sein, die für das Fernsehgerät relevant sind.
 
DF: Besteht die Gefahr, dass das Internet am Fernseher zu einer einzigen Geldeinnahme-Quelle verkommt, nach dem Motto: Wer mehr bietet, wird auch aufgenommen?
 
Schaas: Letztendlich werden die Kunden darüber entscheiden, was sie akzeptieren und was nicht. Unser Bemühen wird immer darin liegen, eine möglichst offenen Plattform zu bieten, auf welcher der Kunde selbst darüber entscheiden kann, was er möchte und wofür er bezahlen möchte.
 
DF: Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Was wird Ihrer Meinung nach bei Fernsehern mit Internetanschluss technisch möglich sein? Welche Innovationen werden auf diesem Sektor die nächsten Jahre prägen?
 
Schaas: Unser Unternehmen bietet bereits heute Fernseher an, die unter dem Schlagwort „Connectivity“ mit der häuslichen PC-Infrastruktur verbunden sind. Unsere Entwicklungen laufen darauf hinaus, dass Fernsehplattformen morgen technisch noch leistungsfähiger werden und sich von den Plattformen im PC bezüglich der Leistungsfähigkeit nur noch wenig unterscheiden.
 
Der Schwerpunkt unserer Entwicklung liegt aber in der Vernetzung der Consumer Electronics Welt mit den Welten des Heim-PC’s, der mobilen Devices und auch der Heim Automatisierung. In allen Bereichen spielt der Internetanschluss eine ganz wichtige Rolle und hat das Potenzial, den Komfort für die Benutzer zu steigern.
 
Wichtig wird aber in allen Bereichen sein, dass man sich auf Standards verständigt, die einen horizontalen Endgerätemarkt zulassen. Umgekehrt würden kleinteilige Fragmentierungen die technologische Weiterentwicklung in starkem Maße behindern. Wir setzen hier auf die Einsicht und die Vernunft aller in der Wertschöpfungskette beteiligten Parteien.
 
DF: Herr Schaas, vielen Dank für das Gespräch. [ar]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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