Anga Cable: Digitalisierung des Fernsehens kommt in Deutschland langsam voran

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Köln – Die Digitalisierung des Fernsehens in Deutschland kommt denkbar langsam voran: Auch am dritten Tag der Kölner Anga Cable wurden deshalb Lösungsmöglichkeiten diskutiert.

Vertreter von Sendern, Netzbetreibern und Geräteherstellern kamen zusammen, um die Frage zu erörtern, wann für digitale TV-Angebote wie HDTV, PVR und On Demand endlich die Zeit des Massenmarkts beginnt.
 
Es hat beinahe etwas Tragisches: Da sind die technischen Voraussetzungen für digitales Fernsehen im Kabel zum Teil bereits schon seit Jahren gegeben, da sitzt die Industrie – Sender, Kabelnetzbetreiber und Elektronikhersteller – in den Startlöchern, um in die schöne neue digitale Fernsehwelt einzusteigen. Und nichts passiert. Die Zahlen für die Nutzung von Digital-TV-Angeboten in Deutschland sind – zumal im internationalen Vergleich – mehr als ernüchternd.

Trotz eines erheblichen Preisrückgangs bei HDTV-Geräten sind nur in einer von 37 Millionen bundesdeutschen TV-Haushalten Set-Top-Boxen für HDTV verbreitet. HD-ready sind immerhin 13 Millionen. Einer der wesentlichen Gründe dürfte hier allerdings auch im Angebot zu sehen sein: Während in Großbritannien bereits 19 Prozent aller TV-Sendung in HDTV ausgestrahlt werden, ist Deutschland mit vier Prozent Schlusslicht im europäischen Vergleich.
 
Nicht ohne Grund hob Nicole Agudo Berbel von Discovery Networks Deutschland in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Inhalte für die Durchsetzung des Digitalfernsehens hervor: Technik allein sei kein Verkaufsargument. Viel wichtiger seien die Inhalte, die von den Sendern angeboten werden müssen. Große Hoffnungen richtet sie dabei vor allem auf den angekündigten HDTV-Regelbetrieb der Öffentlich-Rechtlichen zum Beginn der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver. Durch maßenattraktive Inhalte wie Sport könne hier auch ein Massenmarkt für den HDTV-Standard erschlossen werden.
 
Die Fakten sprechen hier eindeutig für ihre Position: So erklären sich die hohen HDTV-Verbreitungszahlen in Großbritannien nicht zuletzt dadurch, dass Sky bereits seit Jahren in HDTV sendet. Und auch die BBC strahlt ihre hochwertig produzierten TV-Serien wie „Robin Hood“ und „Torchwood“ in HDTV aus – und hat dafür sogar einen eigenen Spartensender BBC HD ins Leben gerufen.
 
Serien-Flaggschiff „Doctor Who“ wird seit Anfang dieses Jahres in HDTV produziert. Über die Attraktivität des Contents kommt hier der Anreiz für den Zuschauer auf den neuen Standard umzusteigen. In Deutschland behelfen sich die Kabelnetzbetreiber derweil damit, dass sie versuchen Set-Top-Boxen zu günstigen Konditionen an ihre Kundschaft zu bringen. Dies ist für sie nicht zuletzt deshalb sinnvoll, weil sich die Geräte im Preis zu SDTV kaum noch unterscheiden.
 
Beim Thema PVR zeigen sich die Fernsehsender, stets besorgt um ihr Geschäftsmodell der Werbefinanzierung, deutlich versöhnlicher als in der Vergangenheit: Schließlich zeigen Studien aus den USA mittlerweile, dass die Nutzung von PVR die Werbewirksamkeit unter Umständen sogar erhöhen, da die Konzentration der Zuschauer beim Schellvorlauf, der eigentlich dem Überspringen der Werbung dient, höher ist, weil er den Wiedereinstieg in die Sendung nicht verpassen möchte.
 
Kompromisslos wollen die Sender allerdings nach wie vor gegen netzbasierte Videorekorder vorgehen, bei denen (anders als beim Festplattengeräte zu Hause) die Sendungen zentral abgespeichert – und ggf. verändert werden. An der Signalhoheit und -integrität wollen die Fernsehsender, das machte Andre Prahl vom RTL-Programmverbreiter CBC deutlich, nicht rütteln lassen.
 
Alle Informationen zur Anga Cable finden Sie im „Anga Cable Spezial“, das kostenlos der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift DIGITAL FERNSEHEN beiliegt oder online als PDF zum Download bereit steht: Hier Direktdownload starten![ar]

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3 Kommentare im Forum

  1. AW: Anga Cable: Digitalisierung des Fernsehens kommt in Deutschland langsam voran Erste Lösungsmöglichkeit: Grundverschlüsselung begraben aber möglichst tief. Zweite LM: Einheitlicher CI Standard für PayTV wie Himmel Deutschland ohne Beschränkungen der Aufnahmemöglichkeit
  2. AW: Anga Cable: Digitalisierung des Fernsehens kommt in Deutschland langsam voran Ja genau so sehe ich es auch, wenn man dem Kunden die freie wahl geben würde, wäre alles viel Einfacher für den Konsumenten und auch die Industrie würde dann auch kräftig Investieren in die Produktion neuer Geräte. Aber da verdient ja dann der Netzbetreiber nicht mehr mit. Aber mir will seit Jahren nicht in den Kopf für was die GV überhaupt eingeführt wurden ist, wer bitte soll außer mir meinen Anschluß nutzen??? Und wenn meinen Anschluß nicht bezahle, kommt ein Techniker vorbei und klemmt meinen Anschluß vom Hausverteiler ab. Gruß Maik
  3. AW: Anga Cable: Digitalisierung des Fernsehens kommt in Deutschland langsam voran Und in nicht wenigen Haushalten werden am 75cm oder 80cm HD-Flach-TV klassische SD-DVDs, alte VHS-Cassetten und analoges Kabel-TV über die direkte "Antennenkabel"-Verbindung zwischen Wanddose und TV-Gerät angesehen. Ja, es gibt sogar Menschen die die Digital-Set-Topbox über Coaxkabel mit dem TFT-Gerät verbunden haben, so dass über Programm-Possition "1" auf Kanal 39 fernsehgeschaut wird. Selbstredend, dass auch mit vorhandener surroundtauglicher Audioanlage diese nur zum Radiohören (Standard-Programm: Lokaler ÖR-Sender 1 oder 4) genutzt wird, schaut man sich einen Film an, kommt der Ton aus den TV-Lautsprechern. Wobei auch wirklich zu hinterfragen ist, welchen Vorteil digitale Bildübertragung, evlt. sogar HD-Format, bieten, wenn bei der Tagesschau der Filmeinspieler aus dem Erdbebengebiet nur Bildtelefon-Qualität hat, der Amoklauf nur mit einem Handy gefilmt wurde. Und Sendungen wie GZSZ oder Die Fallers bieten auch in HD nicht mehr Bildinformationen. Diejenigen, welche ihr Wohnzimmer zum Heimkino umgebaut haben, schauen sich bereits seit einigen Jahren Filme nur als HD-DVD bzw. jetzt BR an und haben die Lautsprecher der 7:1-Anlage über extra sauerstoffarmen HQ-Kabeln mit variablem, der Lautstärke individuell angepassten, Kabelquerschnitt angebunden. Early Adaptors und "Geil, muss ich haben"-Kunden sind mit der neuen Technik in der Regel mittlerweile bestens versorgt. Jetzt werden Altgeräte ausgetauscht, weil sie defekt sind, oder man im Wohnzimmer den schwarzen Kubikmeter verbannen will. Rein betrachtungstechnisch werden jedoch kaum mehr Ansprüche an die Bild und Tonqualität erhoben, wie es bereits beim Stereo-Gerät vor 18 Jahren war. Stehen die Geräte meist eh nicht optimal zum Betrachter aufgestellt, sondern werden im schrägen Winkel in der Zimmerecke betrachtet.
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