IFA: Fachleute debattieren über Schnittstellen für Medieninhalte

0
45
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

Berlin – Auf dem Forum medienpolitik@ifa diskutierten Experten unter dem Motto „Willkommen in der Konvergenz: Wer blickt noch durch?“ über das Zusammenwirken von Medienanbietern und -Inhalten.

„Die meisten deutschen Haushalte verfügen über vielfältige Schnittstellen für den Empfang von Medieninhalten. Die Bedeutung des Internet als Unterhaltungsmedium wächst z. B. durch On-Demand-Portale deutlich“, berichtet der Veranstalter, die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (GFU). Kooperationen zwischen TV-Herstellern und Inhalte-Anbietern bringen das Internet jetzt auf das Fernsehgerät, das sowohl klassischen Rundfunk als auch Broadband-Dienste empfangen kann. So entstehe echte Konvergenz von Diensten und Inhalten.
 
Trotz Möglichkeit zur Interaktivität nutze der Zuschauer aber seinen Fernseher auch immer noch gerne „nur“ zur Entspannung – die Nutzungsgewohnheiten würden sich somit von der Nutzung des Internets über den PC unterscheiden. Im Rahmen der dritten Diskussionsrunde von medienpolitik@ifa, am 8. September 2009, stand deshalb die neu entstehende Konvergenz im Wohnzimmer im Mittelpunkt.
 
Einleitend stellte der Aufsichtsratsvorsitzender der GFU, Dr. Rainer Hecker, fest, dass ein neuer Markt immer auch ein Mindestmaß an Normen und Standards erfordere. Weitere wichtige Voraussetzung für den Erfolg der so genannten hybriden Geräte sei die Qualität der Inhalte, der Wiedergabe und eine einfach Bedienung.
 
Jürgen Boyny (Gesellschaft für Konsumforschung) berichtete, dass allein im Zeitraum Mai bis Juli bereits 100 000 Stück an Hybrid-Fernsehgeräte gekauft worden seien, im Juli mit einem Marktanteil von zehn Prozent. Deutschland nehme hier eine Vorreiterrolle in Europa ein, da die Konsumenten die neue Technologie sehr schnell annähmen.
 
Dr. Klaus Illgner-Fehns (IRT) erläuterte den Ansatz von HBB-TV (Hybrid Broadcasting Broadband TV): Ziel sei die nahtlose Verknüpfung der Rundfunk- und Breitbandtechnik, um multimediale Inhalte, etwa einen modernen Videotext und Fernsehen auf Abruf zusätzlich zu den traditionellen linearen Programmen der klassischen Fernsehsender bereitzustellen.
 
Dr. André Schneider (Samsung) und Andreas Ludwig (Yahoo! Deutschland) stellten ihr in Zusammenarbeit realisiertes Modell des Internet auf dem Fernseher vor. Dabei würden z.B. (Video-) Inhalte aus dem Internet unkompliziert und ohne Tastaturnutzung auf das TV-Gerät gebracht. Über diese Zusammenarbeit können die Interaktivität des Internets und dessen Vielfalt auf den TV-Bildschirm übertragen werden.
 
Peer Klimmek (IBM Germany) erläuterte, dass die Bedienerfreundlichkeit und die Bereitstellung einer großen Anzahl an im Internet vorhandenen Diensten der wesentliche Ansatz für die Entwicklung der Plattform für Hybrid-TV-Geräte sei. Hierfür werde der im Internet übliche offene HTML-Standard für den Fernsehbildschirm adaptiert. So würden alle Content-Anbieter grundsätzlich in die Lage versetzt, ihre Inhalte auf der Plattform bereitzustellen. Gleichzeitig ermögliche dies ein vielfältiges Angebot an Diensten für die Nutzer.
 
Peter Gurr (Stiftung Warentest) mahnte aus Sicht der Endverbraucher, dass grundsätzlich alle Inhalte auf jedem Gerät anzubieten seien, um einer Verwirrung der Kunden vorzubeugen. So werde z.B. You Tube derzeit nicht bei allen Internet-TV Anbietern angeboten. Positiv sei aber insbesondere die Entwicklung, Hybrid-TV Funktionalitäten auch über Set-Top-Boxen oder Blue-Ray-Player nachrüstbar zu machen.
 
Jürgen Sewczyk von der Deutschen TV-Plattform hält eine Standardisierung für wünschenswert, alleine schon um den redaktionellen Aufwand der Inhalteanbieter zu reduzieren, die auf allen bislang unterschiedlichen Hardware-Lösungen stattfinden wollen. Er merkte an, dass die Deutsche TV-Plattform sich für den HBB-TV-Standard als Grundlage für eine möglichst offene Lösung einsetze.
 
Moderatorin Sabine Beckmann fasste abschließend zusammen: Eine offene Plattform auf dem TV-Gerät, mit der Möglichkeit für den Nutzer, neben den klassischen Sendern auch Dienste aus der online-Welt zu nutzen und dabei z.B. seine Favoriten-Applikationen aus dem Internet zu vermerken und einzustellen, ist anzustreben. Das Verheiraten von Internet-Diensten und Rundfunkdiensten auf den modernen Fernseh-Bildschirmen hat echtes Potential für einen Massenmarkt. Eine Standardisierung ist für den Markterfolg erforderlich und gewünscht. Bedienfreundlichkeit und intuitive Nutzung unter Vermeidung ungewollter Einblendungen sollte ebenfalls gewährleistet sein. [ar]

Bildquelle:

  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

0 Kommentare im Forum

Alle Kommentare 0 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum