Ringen um Orion Cable

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Das Ringen um den Mutterkonzern des TV-Kabelanbieters Tele Columbus geht weiter. Mitarbeiter von Tele Columbus fürchten um ihren Job, die Gläubiger wollen eine Insolvenz umgehen.

„Man ist sprachlos zu sehen, wie ohne Rücksicht auf Mitarbeiter und Kunden hier um Geld geschachert wird“, sagt Manfred Gindullis, Konzerbetriebsratschef bei Tele Columbus mit Sitz in Hannover gegenüber „Welt Online“. Tele Columbus gehört mit rund drei Millionen angeschlossenen Haushalten zu 100 Prozent Orion Cable. „Wir erwarten nichts Gutes“, so Gindullis. „Man ist da außen vor und hat keine Chance, Einfluss zu nehmen.“ Betroffen wären500 Mitarbeiter.
 
Ende November wurden die drei Geschäftsführer Michael Buhl, Michael Dorn sowie Dietmar Schickel der Tele Columbus Gruppe abberufen. Doch die Abberufung stellte sich nach DIGITAL FERNSEHEN vorliegenden Informationen als strategischer Schachzug der Investoren heraus. Die Shareholder wollten damit gegenüber den kreditgebenden Banken ihre Posiotion stärken (DF berichtete).
 
Das Konzept sah ein Weiterbestehen des Unternehmens vor – jedoch ohne die derzeitigen Gesellschafter. Während die Banken diese Sanierung positiv begleiten würden, wollten die Investoren weiter an Bord bleiben. Um ihre Verhandlungsposition zu stärken, wurden von Investorenseite nun Scott Lanphere und Robert E. Fowler III als Geschäftsführer der Tele Columbus GmbH bestellt.
 
Nach übereinstimmenden Schilderungen soll Lanphere für 30 Millionen Euro seinen Rückzug aus der Beteiligung angeboten haben, berichtet die „Welt Online“. Hinzu sollte demnach ein „Earn Out“ kommen, eine Art Provision, die abhängig von den künftigen Rückzahlungen an die Hauptgläubiger sein sollte. Diese Forderung sei verbunden gewesen mit der Androhung, Tele Columbus in die Insolvenz zu schicken. Einige Gläubiger hätten das als Erpressung angesehen.
 
Vergangene Woche hatten die Gläubiger des hoch verschuldeten TV-Kabelnetzanbieters Escaline-Orion die Geduld verloren und ihre Darlehen zurückgefordert (DF berichtete ebenfalls). Mittlerweile forderten rund 20 der wichtigsten Kreditgeber ihre Darlehen zurück und gaben Orion in die Versteigerung.
 
So machten sie von ihrem Pfandrecht Gebrauch und erhielten dadurch die Verfügungsgewalt über die Anteile. Damit hätten sie Lanphere die Kontrolle entzogen. Zugleich haben sie Tele Columbus eine No-Action-Notice zugestellt und zugesichert, bis zum 11. Januar keine Ansprüche zu stellen (DF berichtete). Damit hatten sie Lanphere einen möglichen Vorwand für einen Insolvenzantrag genommen.
 
Im Kreis der Gesellschafter schildere man die Situation anders. Die Banken hätten außer einer Stillhaltevereinbarung keine weiteren Vorschläge gemacht oder zusätzliches Geld angeboten. Da das alte Orion-Management sich darauf habe einlassen wollen, habe man es austauschen müssen. Die bedrohliche Schieflage sei einem Streit zwischen Orion Cable und Kabel Deutschland (KDG) zugeschrieben worden. Orion Cable hatte mehr als eine Million Kunden an KDG verkauft und am Ende einen deutlich niedrigeren Preis erhalten als erhofft.
 
Die Gläubiger hätten in dem Schreiben vor einem überstürzten Insolvenzantrag gewarnt. Weiter hätten sie laut Zeitung darauf hingewiesen, dass ein Geschäftsführer in Haftung genommen werden könne, wenn er einen Insolvenzantrag stelle, „der mit drohender Zahlungsunfähigkeit begründet wird, wenn eine außergerichtliche Einigung mit den Gläubigern noch möglich ist“.
 
Im Falle einer Insolvenz würden die Gläubiger mit einer Rückzahlung von 302 Millionen Euro rechnen. Außerhalb der Insolvenz seien die Erwartungen aber viel höher. Nach DIGITAL FERNSEHEN vorliegenden Informationen soll der Kabelkonzern, der derzeit der Orion-Gruppe (Escaline) gehört, noch in diesem Jahr einen neuen Eigentümer bekommen (DF berichtete). [ar]

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3 Kommentare im Forum

  1. AW: Ringen um Orion Cable Ich wünsch mir da eher Vodafone und bitte dann auch die Primacom gleich mitschlucken. Dann wird das Kabelnetz auf IPTV umgestellt mit mindestens 100 Mbit und es gibt keine Engpässe beim einspeisen mehr.
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