„Mord oder Watt“: Das verspricht die neue ARD-Krimireihe

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Szene aus
Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder

„Tatort“-Star Oliver Mommsen stellt in einer heiteren ARD-Reihe „Mord oder Watt“ einen eitlen TV-Ermittler dar, der Beruf und Wirklichkeit verwechselt.

Oliver Mommsen ist ohne Zweifel ein Fernsehstar. Vor allem Krimistar – dank seiner Rolle als Ermittler Stedefreund, neben Sabine Postel als Hauptkommissarin Lürsen, von 2001 bis 2019 in den beliebten Bremer „Tatort“-Fällen. Und nun spielt Mommsen auch noch so ein Krimi-Idol – in der komödiantisch und selbstironisch angelegten Reihe „Mord oder Watt“, die ab Freitag um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist. Darin verkörpert der sehr sympathische 54-Jährige den fiktiven Schauspieler und Fernsehserien-Helden Tim Seebach. Dieser smarte, bereits älter werdende Publikumsliebling verwechselt im Privatleben gern mal Beruf und Wirklichkeit.

Also macht er sich auf Mord und andere Verbrechen in seiner Geburtsstadt Bremerhaven auf eigene Faust zu lösen. Das Handwerk habe er in 156 TV-Fällen ja gelernt. Das geschieht sehr zum Ärger der Polizei natürlich. Vor allem der jungen Polizeihauptkommissarin Wiebke Tönnessen (Antonia Bill, „Stasikomödie„) ist das übertrieben selbstgewisse Treiben ihres Bildschirm-Kollegen ein Dorn im Auge. „Ich lass‘ mir doch keine Anweisungen von ’nem TV-Kommissar geben“, blafft sie über ihren Dienstschreibtisch hinweg Seebach in der ersten Episode „Ebbe im Herzen“ an.

Oliver Mommsen in "Mord oder Watt"
Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder

„Mord oder Watt“ schaut auf das TV-Krimi-Geschäft

Und um es gleich vorneweg zu sagen: Ähnlichkeiten mit der eigenen Branche und deren teils eitlen Protagonisten haben der Drehbuchautor Michael Gantenberg („Morden im Norden“) und der Regisseur André Erkau („Auf einmal war es Liebe“) tatsächlich beabsichtigt. „Mit großem Spaß legen wir den Finger auch auf unsere beruflichen Eigenarten“, hat der Hauptdarsteller dazu im Interview mit dem TV-Magazin „binnen un buten“ von Radio Bremen (RB) im September erklärt. Und im Presseheft des Senders sagt Mommsen auch: „Wenn Kumpels mich fragen, was ich als Nächstes mache, sage ich mit einem riesen Grinsen im Gesicht: ‚Ich spiele gerade mich selber: einen erfolgreichen Fernsehkommissar, der langsam in die Jahre kommt und damit seine Probleme hat.‘ Es ist eine Riesenfreude zu zeigen, was einen Schauspieler so umtreibt. Welche Ängste er hat, welche Macken, welche Selbstüberschätzung, welche Zaubertricks.“

Gedreht wurde allerdings nicht im etwas tristen Bremerhaven, sondern in einem malerisch am Nordseedeich gelegenen Altbauviertel im nahen Cuxhaven – was manchen Kenner der örtlichen Verhältnisse irritieren könnte. Dorthin jedenfalls braust jener Seebach im Hawaiihemd und mit Sonnenbrille auf der telegenen Nase in seinem schnittigen Cabriolet. Normalerweise vermeidet der Star es, seine treusorgende Mutter im Elternhaus zu besuchen. Doch diesmal hat er bei Dreharbeiten leider einen Skateboard-Unfall erlitten – der dann auch noch viral ging.

Nächster Fall bereits abgedreht

Der Schauspieler muss sich also erholen – und plaudert am Abend im Wohnzimmer mit seiner Mama (Angelika Thomas, „Und wer nimmt den Hund?“). Am nächsten Morgen liegt die alte Dame tot im Bett. Für Seebach ist der Fall klar: Seine Mutter wurde vergiftet. Tönnessen, die als Mieterin der Mutter nun auch noch mit ihm unter einem Dach lebt, glaubt ihm nicht. Doch bald gibt es einen ähnlichen Todesfall – es trifft den Seebestatter Lübker. Bei den Ermittlungen lernt Seebach die attraktive Ex-Frau (Ulrike C. Tscharre, „Höllgrund“) des Opfers kennen – und ist von ihr gefesselt. Zudem kommt er nach Jahren wieder mit seinem Jugendfreund, dem Wattkutscher Erik (Niels Bormann), ins Gespräch. Bei alledem kapiert der Medienheld, dass er im Grunde ein einsamer Mensch ist, der kaum etwas über seine Umgebung weiß.

„Mord oder Watt“, das man getrost dem weiteren Feld von „Morden im Norden“ (ARD) zuordnen darf, erfindet das Krimi-Rad sicher nicht neu. Doch die witzige Grundidee, fabelhafte Darsteller, oft süffisante Dialoge und dezente, eingängig nostalgische Popmusik (Doris Day, Nat King Cole) lassen den Reihenstart schon mal zu anständig konsumierbarer Unterhaltung geraten. Und dabei den Norden der Republik noch ein bisschen besser kennenlernen. Der nächste Fall, „Eine Hand voll Austern“, ist bereits abgedreht.

Text: dpa/ Redaktion: JN

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