Karneval vor Krieg im WDR – erst Party, dann Ukraine-Sonderprogramm

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Karnevals-Übertragung WDR
© WDR/Fulvio Zanettini

Der Westdeutsche Rundfunk gibt im wahrsten Sinne des Wortes aktuell kein sonderlich gutes Bild. Die Übertragung vom Kölner Karneval scheint man beim WDR Fernsehen der Berichterstattung vom Angriff auf die Ukraine vorzuziehen.

Das WDR Fernsehen hat um 11 Uhr mit einer geplanten Live-Strecke zum Karneval gestartet. Man werde aber die Tonalität der aktuellen Situation anpassen. Die Sendung soll in ihrem Charakter die Ambivalenz der Ereignislage abbilden und über weitere Entwicklungen informieren. Die Moderation übernehmen Susanne Wieseler und Anna Planken. Wenn man sich das Programm dann aber anguckt, sieht man Kölsch trinkende Cowboys und „Stimmungsmucke“.

Am Morgen lief bereits „Kölsche Tön vom Heumarkt – Das Best of der Sessionseröffnung 2021“. In einer Banderole am unteren Bildschirmrand verweist der WDR zwar auf seine Berichterstattung zur Ukraine im Radio und online, den unangebracht ausgelassenen Karneval-Bildern tut dies jedoch keinen Abbruch. Wie der WDR später mitteilte, beendet man die Karnevalsübetragung nun jedoch gut drei Stunden früher als geplant. Ab 12.45 Uhr setzt ein Sonderprogramm zum russischen Angriff auf die Ukraine ein.

WDR berichtet zumindest im Radio über die Ukraine anstatt Karneval zu feiern

Radio Köln hat derweil am Donnerstagmorgen sein Programm deutlich früher angepasst und sendet seit 8 Uhr keine Karnevalsmusik mehr. „Wir können nicht über den Krieg berichten und drumherum Karnevalsmusik senden“, sagte Chefredakteurin Claudia Schall der Deutschen Presse-Agentur. Am heutigen Donnerstag startet mit „Altweiber“ der rheinische Straßenkarneval. Der Lokalsender hatte nach eigenen Angaben geplant, von 6 Uhr bis Mitternacht Karnevalsmusik zu spielen. Der Kölner Radiosender gehört zum Verbund Radio NRW. Dessen Wellen haben auch ihr nachrichtliches Programm geändert. Am Vormittag sollte es eine monothematische Sendung zum Angriff auf die Ukraine geben, danach stündliche Updates, so eine Sprecherin. Auch die Comedy-Blöcke wurden bis zunächst 16 Uhr gestrichen.

Während im WDR-Fernsehen zunächst weiter geschunkelt wird, änderte WDR4 im Radio hingegen sein Programm. Der öffentlich-rechtliche Sender strich ebenfalls die Karnevalsmusik. Stattdessen liefen unter anderem Oldies. Ein Moderator begründete die Umstellung mit dem Angriff auf die Ukraine.

Mit Material von dpa

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  • karnevalsumzug wdr: WDR/Fulvio Zanettini

24 Kommentare im Forum

  1. und da ist sie wieder die Empörung. Ist doch völlig schnuppe, alle anderen ~35 Sender fahren doch ein Sonderprogramm zur Ukraine. Ich hoffe mal darauf, daß irgendein Sender mal die Machtlosigkeit und diese scheinheilig Empörung unserer Politiker mal zum Thema macht. Dann wäre ich auch dafür, das der Karneval ausfällt.
  2. Auf zig Sendern der ÖR wird über das politische Geschehen berichtet, auch auf bundesweit empfangbaren.
  3. so weit ich mich noch erinnern kann, sind wegen des Irakkrieges die Rosenmontagszüge ausgefallen. Heute regelt die Pandemie das Ganze. Der WDR muss nicht unbedingt über den Ukrainekrieg berichten. Das übernehmen ja schon andere Sender. Aber trotzdem hätte ich schon etwas mehr Taktgefühl erwartet. Ansonsten: Warum soll ich mir diesen Mist (den Karneval) antun? Es sind doch immer die gleichen alten Witze, die gleichen Funkenmariechen und die gleichen Lieder. Saufen kann ich auch ohne diesen Zirkus.
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