Absorber

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Absorber, Teil 3

Farshid Shahlawandian: „Jeder Raum ist anders“

Herr Shahlawandian, wie kommt man dazu, Akustik zu studieren?
 
Ich wurde schon in jungen Jahren mit dem Hi-Fi-Virus befallen und begann daher mit dem Studium der Elektrotechnik. Ein Schlüsselerlebnis hatte ich in meiner damaligen Studenten-WG. Hier waren die Vorstellungen von gutem Klang und Raum noch weit voneinander entfernt, entsprechend klangen unsere Anlagen auch recht verschieden. Die Ernüchterung kam, als wir beide Anlagen zusammen in einem der beiden Räume zum Vergleich aufbauten. Die Klangunterschiede waren auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Der kahle, große Raum hatte beiden Anlagen seinen Klangcharakter aufgeprägt. Von diesem Tag an entschloss ich mich neben der Elektrotechnik auch Akustik zu studieren.

Herr Shahlawandian, wie kommt man dazu, Akustik zu studieren?
Ich wurde schon in jungen Jahren mit dem Hi-Fi-Virus befallen und begann daher mit dem Studium der Elektrotechnik. Ein Schlüsselerlebnis hatte ich in meiner damaligen Studenten-WG. Hier waren die Vorstellungen von gutem Klang und Raum noch weit voneinander entfernt, entsprechend klangen unsere Anlagen auch recht verschieden. Die Ernüchterung kam, als wir beide Anlagen zusammen in einem der beiden Räume zum Vergleich aufbauten. Die Klangunterschiede waren auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Der kahle, große Raum hatte beiden Anlagen seinen Klangcharakter aufgeprägt. Von diesem Tag an entschloss ich mich neben der Elektrotechnik auch Akustik zu studieren.
 
In den Handelsketten und Händlerangeboten türmt sich die unterschiedlichste Technik, aber keine Elemente für raumakustische Optimierungen. Wird Raumakustik unterschätzt oder spielt der Wohnraum doch nur eine untergeordnete Rolle?
Die Raumakustik ist ein sehr komplexes Thema und somit auch sehr beratungsintensiv. Somit ist es für Handelsketten vielleicht nicht so attraktiv. Einfach einige Absorber zu erwerben und im Raum zu verteilen kann leicht nach hinten losgehen. Bei den Händlern stellen wir aber ein immer größeres Interesse fest und somit wächst auch die Anzahl unserer geschulten Händler stetig.
 
Wenn Akustikelemente notwendig sind, weshalb tauchen in den Bedienungsanleitungen eines Heimkinoreceivers oder Lautsprechers keinerlei Informationen über die nützlichen Helfer auf?
Es gibt durchaus Hersteller, welche in Ihren Bedienungsanleitungen mittlerweile auf die Raumakustik eingehen. Es hat lange gedauert, aber nun haben auch die Hardwarehersteller das Potenzial der Raumakustik erkannt. So haben wir z. B. die akustische Planung des Demokinos der Firma Boston Acoustics übernommen. Vor 20 Jahren hätte man vielleicht ohne Zuhilfenahme eines Akustikers einfach einige schwarze Vorhänge aufgehangen. In diesem Fall wurde jedoch der komplette Raum zunächst akustisch simuliert und u. a. sogar der Aufbau einer Trennwand nach unseren Vorgaben gefertigt. 
 
In welchem Kosten-/Nutzenverhältnis sehen Sie eine akustische Optimierung im Vergleich zur Hardware?
Fast alle unserer Kunden, welche eine externe Endstufe für Ihre Lautsprecher besitzen, sagen: „Hätte ich vorher gewusst, wie viel Klangpotenzial in der Raumakustik steckt, hätte ich zuerst die Raumakustik verbessert und später den Verstärker gekauft.“ 
 
Gibt es für den Anfänger einfach zu realisierende und immer gültige Ratschläge?
Der einzige Satz, der immer gilt, lautet: Jeder Raum ist anders! Deshalb sollte man vor allem Anfängern keine pauschalen Ratschläge erteilen. Lassen Sie mich dies an zwei Beispielen verdeutlichen: Der erste Fall ist ein Betonkeller mit niedriger Decke, Teppichboden, ungünstigen Raumdimensionen, vielen Vorhängen, großen Standboxen in den Ecken und einem Sitzplatz direkt vor der Wand. Die Nachhallzeit ist folglich in den Höhen schon recht niedrig und im Bass viel zu lang. Die Folge: Es dröhnt katastrophal. In diesem Raum empfehle ich zunächst Absorber vom Typ „Corner Block B”. Diese absorbieren den Bass und reflektieren die Höhen. Dadurch wird die Nachhallzeit linearisiert und das Dröhnen deutlich verringert. Fall Nummer zwei ist ein Dachgeschosszimmer mit Parkettboden und kahlen Wänden. Der Hörplatz liegt wieder direkt vor der Rückwand. Dieser Raum besitzt in den Mitten und Höhen eine zu hohe Nachhallzeit. Gleichzeitig können Dachschrägen für eine zu geringe Nachhallzeit im Bass sorgen. Die Folge ist ein grelles und dünnes Klangbild. In diesem Raum empfehle ich zunächst drei Flachabsorber. Je einen an den Seitenwänden, um die erste Reflexion zu unterdrücken und einen hinter dem Kopf, um störende Reflexionen von der Rückwand zu unterdrücken. 
 
Kann die Optimierung auch ins Negative umschlagen, z. B. durch eine zu starke Dämpfung?
Natürlich kann man einen Raum auch überdämpfen. Vor allem in den Höhen ist dies sehr leicht möglich, da z. B. Vorhänge, Kissen und Teppiche in den Höhen sehr viel stärker absorbieren als in den Mitten. Anzustreben ist immer eine lineare Nachhallzeit.  Abseits Ihrer Akustikelemente geben Sie auch Tipps zur Installation. Können Aussagen wie: „Große Lautsprecher sind besser als kleine“ pauschal getroffen werden oder verhält sich jeder Raum und damit auch der benötigte Lautsprecher stets anders? Shahlawandian: Dies hängt sowohl vom Raum, als auch vom Hörgeschmack ab. Wer in einem zum Dröhnen neigenden Raum gerne Rockmusik in voller Lautstärke hört, kommt um Standboxen in Kombination mit vielen Absorbern wohl nicht herum. Umgekehrt kann man als Jazzhörer mit kleinen Lautsprechern und weniger Absorbern auch glücklich werden. 
 
Ist es ein Trugschluss nach Wertung zu kaufen?
Klingt ein Testsieger in einer Fachzeitschrift immer besser als die Zweit- oder Drittplatzierten? Shahlawandian: Auch hier passt obiges Beispiel sehr gut. Was nützt dem Rockhörer das feinaufgelöste Klangbild des Testsiegerverstärkers, wenn dieser bei gewünschter Brachiallautstärke anfängt zu verzerren? 
 
Wie viele Subwoofer sollte ein gutes Heimkino mindestens besitzen, um tieffrequente Probleme auszumerzen?
Wenn man mehrere Subwoofer benützen möchte, sollte man immer darauf achten, dass beide dieselbe Entfernung zum Hörplatz besitzen, da im Bassmanagement bei den meisten Geräten nur eine Entfernung eingestellt werden kann. In vielen rechteckigen Räumen haben sich je ein Subwoofer an den Seitenwänden, jeweils zwischen einem Viertel und der Hälfte der Raumlänge als Abstand zur Frontwand bewährt. Das Ausgangssignal des LFE kann durch Y-Stecker auf die entsprechenden Subwoofer verteilt werden. 
 
Sind Hilfsmittel für den Privatgebrauch, wie ein Frequenz- oder Lautstärkemesser eine nützliche Investition für Hobbyakustiker oder sind die Euros nur hinausgeworfenes Geld? 
Als Profi sehe ich die Gefahr solcher Hilfsmittel in der Hand von Laien natürlich in der Fehlbedienung. Wenn man ein Pegelmesser z. B. mit diskreten Frequenzen benutzt, kann man durchaus akzeptable Werte erhalten. Mit einem Rauschsignal bekommt man aber je nach Gerät nur den Pegel der lautesten Frequenz oder einen Mittelwert angezeigt. Da man solche Geräte für gewöhnlich nur einmal benutzt, empfehle ich das Geld lieber in den Besuch eines Profis, wie zum Beispiel den THX-zertifizierten Techniker Raphael Vogt, zu investieren. 
 
Wenn unsere Leserinnen und Leser ihren eigenen Raum akustisch optimieren möchten, wie können sie sich an Sie wenden?
Typischerweise erhalten wir von unseren Kunden einige Fotos des Raumes, einen Grundriss sowie eine Telefonnummer für einen Rückruf. Innerhalb einiger Tage rufen wir dann zurück, erfragen noch einige Details, wie z. B. den Wandaufbau, und entscheiden dann mit dem Kunden, welche grundsätzlichen Lösungen es für diesen Raum gibt. Daraufhin erstellen wir dann eine Simulation des Raumes und berechnen die erforderlichen Absorber. Falls gewünscht kommen wir auch zum Kunden nach Hause. 
 
Und was kostet so eine Simulation inklusive Berechnung?
Dies ist für unsere Kunden kostenlos.  Möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern noch etwas mit auf dem Weg geben oder ein persönliches Anliegen loswerden? Shahlawandian: Ich möchte Ihren Lesern nahe legen, sich auf die eigenen Ohren zu verlassen und viel zu hören. Fachzeitschriften dienen nicht dazu, einem das beste Gerät zu empfehlen, welches dann beim billigsten Anbieter bestellt wird. Anhand von Fachzeitschriften erhält der Leser die Information, welche er für seine eigene Vorauswahl benötigt. Diese Geräte der engeren Wahl sollte man dann beim Fachhändler und in den eigenen vier Wänden testen. 
 
Herr Shahlawandian, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.
(Christian Trozinski)

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