Hand aufs Herz

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Hand aufs Herz, Teil 2

Interview mit Dr. Norbert Kotzbauer

„Unsere Kunden erwarten Langlebigkeit und Sicherheit“

 
Herr Dr. Kotzbauer, was bedeutet „Made in Germany“ für Metz?
 
Die Frage lautet: Was macht „Made in Germany“ tatsächlich aus? Wenn man einen Fernseher zerlegt und die Bauteile analysiert, dann wird man unser Motto nur schwer nachvollziehen können. Für uns ist „Made in Germany“ ein Versprechen, d. h., wenn sich ein Kunde einen Fernseher von Metz kauft, dann kann er sich darauf verlassen, dass seine Bedürfnisse zu seiner vollsten Zufriedenheit erfüllt werden. Speziell das Thema Sicherheit – nicht nur beim Kauf, sondern auch nach dem Kauf – können wir viel besser am Standort Deutschland erfüllen. Wir sehen den Fernseher als Einheit, d. h., nicht nur der Service muss stimmen, sondern auch die Bild- und Tonqualität sowie die Bedienung und auf alles haben wir aktiven Einfluss. Somit ergibt das Bild von „Made in Germany“ erst Sinn, wenn wirklich alle Faktoren ineinandergreifen.
 
 
Passt diese Form der Vermarktung überhaupt noch in unser Zeitbild?
 
Unsere Kunden erwarten von der Marke Metz nicht nur Langlebigkeit, sondern auch Sicherheit, um bei technischen Problemen unkomplizierten Ersatz zu erhalten. Wir versuchen diese Sicherheit zu leben, selbst wenn ein Kunde nach sieben oder gar zehn Jahren einen Ersatz sucht.
 
 
Wie steht es um neue Soft- und Hardware-Technologien?
 
Einem Premiumhersteller wie Metz würde man Fehler nicht verzeihen, die im Massenmarkt vielleicht gang und gäbe sind. Deshalb müssen wir vorausschauend arbeiten und können bestimmte Dinge erst dann einführen, wenn sie wirklich ausgereift sind. Bei uns wird der Kunde, wenn er es möchte, über den kompletten Lebenszyklus des Geräts betreut und dies schließt natürlich auch die Zeit direkt nach dem Kauf mit ein. Wir müssen ab dem ersten Tag über unsere Fachhändler und den Kundendienst erstklassigen Service leisten und das geht nur, wenn die verbauten Technologien erprobt sind. Wir beschäftigen uns tagtäglich mit den neuesten Entwicklungen, aber der Zeitpunkt der Markteinführung erfolgt erst, wenn die Zeit dafür reif ist.
 
 
Ist es ein Nachteil, nahezu alle Bauteile von externen Zulieferern zu erhalten?
 
Eher ein Vorteil, denn wir haben unser Schicksal selbst in der Hand, indem wir bestimmen können, welche Bauteile wir verwenden und wie wir diese abstimmen. Letztendlich haben alle am Markt die gleichen Voraussetzungen und wir müssen schauen, dass unsere Gesamtqualität am Ende besser ist als bei anderen Herstellern, die vielleicht ähnliche Baugruppen verwenden. Durch unsere eigene Kunststofffertigung erhalten wir zusätzliche Flexibilität bei der Produktion und können beispielsweise Fernseher exakt nach Kundenwünschen fertigen.
 
 
Warum greift Metz beim Panel auf nur einen Lieferanten zurück?
 
Wir haben LG nicht aus Verlegenheit, sondern aus Überzeugung gewählt. Die IPS-Technologie erzeugt insbesondere aus seitlichen Blickwinkeln ein deutlich homogeneres Bild mit besserer Farbreinheit als etwas kontraststärkere VA-Panels, die aber nur bei senkrechter Betrachtung optimal funktionieren. Wir predigen Verlässlichkeit nicht nur gegenüber unseren Kunden, sondern auch gegenüber unseren Zulieferern und dieses Vertrauen hilft beispielsweise in Zeiten einer Panelknappheit, ausreichende Stückzahl zu erhalten. Dies würde bei mehreren Zulieferern nicht funktionieren, da diese dann einfach auf andere Zulieferer verweisen würden. Es passt auch nicht zum Stil von Metz, beispielsweise die Entscheidung vom Einkaufspreis abhängig zu machen, wir pflegen die Partnerschaften im Einkauf ebenso vertrauensvoll wie die Bindung zum Fachhandel und Endkonsumenten.  
 
 
Ist Metz mit einer reinen TV-Produktion ausreichend breit aufgestellt?
 
Der Erfolg hängt nicht maßgeblich von Verkaufsprognosen ab, sondern davon, wie man sein eigenes Geschäft betreibt. Stellen Sie das bedingungslose Wachstum des Unternehmens an die erste Stelle und ordnen alles andere diesem Ziel unter, dann handeln Sie natürlich völlig anders, als wir es beispielsweise tun. Auch wir wollen natürlich wachsen, sind aber nicht verdammt dazu, es jährlich tun zu müssen. Wir sind ein Familienunternehmen und kein börsennotiertes Unternehmen, sodass wir auch nicht aller paar Monate unsere Anleger mit immer höheren Renditen zufriedenstellen müssen. Unser „Made in Germany“-Konzept ist kein Massenmarktthema und deshalb sind wir auch nicht derart stark von Schwankungen abhängig. Zudem haben wir mit der Kunststofffertigung und Blitzgeräteherstellung weitere Themenfelder, um uns breiter am Markt aufzustellen.
 
 
Sieht man andere Fachhandelsmarken als Konkurrenten?
 
Es ist wichtig, dass der Premiumbereich breit aufgestellt ist. Dieser Bereich kann nicht allein dadurch existieren, weil Metz es wünscht, sondern die Basis dafür muss da sein.
 
 
Wie ist es um den deutschen Fachhandel generell bestellt?
 
Im Vergleich zum Onlinehandel und den Flächenmärkten hat der klassische Fachhandel in den letzten Monaten spürbar an Marktanteilen zugelegt. Natürlich geht die Zahl – absolut gesehen – zurück und man darf diese Entwicklungen regional betrachtet auch nicht verharmlosen, doch insgesamt macht der klassische Fachhandel im Vergleich zu anderen Vertriebskanälen immer mehr Boden gut. Weiterentwicklungen, die in den Flächenmärkten erst verzögert einsetzen, finden im Fachhandel längst statt und Premiumhersteller wie Metz liefern hierfür die notwendige Basis.
 
 
Vielen Dank für das Gespräch.
(Christian Trozinski)

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