John Carter

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John Carter, Teil 3

Genuss für Augen und Ohren

Virginia

Mit einem Budget von über 250 Millionen Dollar gehört „John Carter“ zu den teuersten Filmen aller Zeiten. Zu den Superlativen der Produktion gehören u. A. die 1800 Kostüme, die von Mayes C. Rubeo („Avatar“) entworfen wurden. Aber auch die Vielzahl der Drehorte beweisen die Hochwertigkeit des Films: Nach den viermonatigen Dreharbeiten in den Shepperton Studios London und den Longcross Studios in Chelburn zog es die Filmemacher nach Utah an den Lake Powell, in die Schieferreiche Salzwüste von Bonneville, in die rote Felswelt der amerikanischen Kleinstadt Big Water. Zu den namhaften  Crewmitgliedern zählt der mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Autor Michael Chabon (bekannt durch den Roman „Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier & Clay“), der das Drehbuch von Regisseur Andrew Stanton und Mark Andrews („Merida – Legende der Highlands“) überarbeitete.
 
Die filmische Umsetzung gelang ihnen, nachdem sich schon so viele andere Filmemacher an dem fantasiereichen Stoff die Zähne ausbissen. Besonderes Augenmerk verlangten die vierarmigen Tharks, die aufgrund ihrer hohen Statur einiges von den Darstellern und Statisten abverlangten. Willem Dafoe und seine Kollegen mussten den vollen Dreh über auf Stelzen verbringen, lernen mit ihnen umzugehen und ganz nebenbei auch noch schauspielern, ohne umzufallen. Die von einem Linguisten entworfene Thark-Sprache war mit ihren russischen Akzenten sicherlich ebenso wenig eine einfache Übung für die englischsprachigen Darsteller. Da der Film an den Kinokassen nicht ganz den erwarteten Erfolg einspielte und die Kosten gerade so deckte, bleibt fraglich, ob es eine Fortsetzung namens „John Carter: The Gods Of Mars“ geben wird. Science-Fiction-Fans würde es auf jeden Fall freuen.

Barsoom!

„John Carter – Zwischen zwei Welten“ gibt es als Einzel-Disc oder auch als 3D-Version auf Blu-ray. Da uns die stereoskopische Fassung aufgrund der Aktualität des Titels nicht mehr rechtzeitig für den Test erreichte, konnten wir an dieser Stelle ausschließlich die Standard-Blu-ray für Sie überprüfen. Dass aufgrund der vielen Green-Screen-Aufnahmen leichte Unschärfen bei den Konturen auftreten, kennt man ja bereits aus vielen anderen Big-Budget-Filmen dieser Art.
 
Um dies zu kaschieren, fügte man dem gesamten Bild offensichtlich noch eine geringe Unschärfe hinzu. Der erhöhte Kontrast (hauptsächlich vor Green-Screens) und das künstliche Filmkorn verursachen also einen gewollten Retro-Look, der die computergenerierten Geschöpfe und Gebäude mit den weitestgehend natürlichen Kulissen sowie den Darstellern zu einem organischen Ganzen kombiniert. Der Nachteil daran liegt auf der Hand – die Brillanz leidet und die Dunkelflächen verblassen in einigen Szenen.
 
Details wie Sandstrukturen, Gesichtsfältchen und Massenszenen gibt es aber dennoch zuhauf, sodass die Scheibe auf jeden Fall ein Muss für Freunde visuell aufregenden Kinos ist. So eine lebendige und durchdachte Science-Fiction-Welt gab es nämlich schon lange nicht mehr zu sehen. Ist das New York der Erde noch verregnet, trübe und mit einem kalten Blau-Stich, strahlt der Mars selbstredend in schönstem Rost-Look. Die blasse Hautfarbe Carters verschmilzt nahezu mit den teils sepiafarbenen Hintergründen und das blaue Blut der Barsoom-Bewohner hebt sich umso besser davon ab. Zusätzliche Lensflairs sowie die gelegentliche (sehr milde eingesetzte) Ruckelkamera verbreiten eine authentische Atmosphäre.

John Williams lässt grüßen

Letzten Endes tragen die Geräusche der Vehikel (Flugbikes, etc.) zu dem unverkennbaren Sternenkrieg-Feeling bei, dessen Umsetzung hier sogar besser gelungen scheint, als bei der neuen „Star Wars“-Trilogie (Episode I-III).
 
Der famose (John-Williams-artige) Soundtrack tut sein Restliches. Erinnerungswürdige Audiomomente gibt es hauptsächlich an drei Stellen: Dem Arena-Kampf gegen die weißen Affen, der Luftschlacht zu Anfang und der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen John Carter und den Tharks. Ansonsten tut sich der 7.1-Soundmix nicht sonderlich hervor. In kleineren Dimensionen gedacht, dringt z. B. das Bellen von Carters treuem Woola-Begleiter genau aus der Richtung, in die das flinke Tierchen gerade läuft. Im Bereich der Dynamik wurde ganze Arbeit geleistet, da sie das Geschehen trägt, ihm einer Steigerung unterzieht und den Zuschauer emotional glatt mitreißt. Der Subwoofer-Einsatz intensiviert die imposantesten Bilder angemessen.
(Falko Theuner)

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