Raumklang im Heimkino

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Raumklang im Heimkino, Teil 5

Alternative Surround-Formen

Das große Kinoklangerlebnis in den eigenen vier Wänden ist immer an gewisse Bedingungen geknüpft. Für ein komplettes Surround-Lautsprecherset muss der Hörraum den entsprechenden Platz zur Lautsprecheraufstellung bieten. Ist dies aufgrund einer zu geringen Raumgröße oder des vorhandenen Mobiliars nicht möglich, schöpfen einige Hersteller das akustisch Machbare aus und bieten Raumklang aus nur zwei Lautsprechern. Eine dieser Möglichkeiten nutzt die umliegenden Seitenwände und befördert den Klang mittels Reflexionen zum Zuhörer.
 
Ein besonders wirkungsvolles Modell bietet der Hersteller Bose mit den Direct-Reflecting-Lautsprechern. Wie es der Name bereits verrät, handelt es sich dabei um eine Kombination aus direkt auf den Hörplatz strahlenden Lautsprechern und reflektierendem Klang. Versetzt man sich in ein Livekonzert oder in eine Orchesteraufführung, befindet man sich in der Regel frontal vor dem darbietenden Künstler und nicht direkt innerhalb des Orchesters. Auch hier erfährt man den Klang der Instrumente nicht nur frontal, sondern ebenso von den umliegenden Seitenwänden sowie der Raumdecke.
 
Mittels akustischer Ausbauten entstehen dabei Laufzeitunterschiede, die durch Absorber, Reflektoren und Diffusoren hervorgerufen werden. Die zeitlich verzögerten Rauminformationen nehmen dabei einen Großteil des Gehörten ein, sogar noch mehr als die Direktsignale. Ebenjene Mischung ist es, die wir als „live“ bezeichnen. Solch eine Liveatmosphäre wird mit herkömmlichen Stereolautsprechern nur bedingt erreicht, weshalb wir für ein realitätsnahes Konzerterlebnis zu Surround-Lautsprechersystemen greifen.

Boses Direct-Reflecting-Technologie setzt dieses System pro Stereopanoramaseite mit zwei übereinander angeordneten Lautsprechern um, von denen einer direkt auf den Hörplatz abstrahlt und der andere auf die nächstgelegene Seitenwand ausgerichtet ist. Dadurch entsteht in dem vom Lautsprecher abgestrahlten Frequenzbereich eine Laufzeitverzögerung, die wie beim Konzert leicht verzögert beim Zuhörer eintrifft. Diese Technologie ist nicht neu und wird von Bose bereits seit der Einführung der 901-Lautsprecher aus dem Jahr 1968 eingesetzt.
 
Mit stetigen Weiterentwicklungen wird so mittlerweile ein sehr gutes Ergebnis realisiert, dass den räumlichen Klang auf einfachem Weg in das Heimkino transportiert. Für ein überzeugendes Resultat ist dabei jedoch eine entsprechende Raumausstattung Grundvoraussetzung. Damit das System korrekt funktioniert, sollten die umliegenden Seitenwände mit schallharten Materialien ausgestattet sein bzw. nicht mit verschiedenen Möbeln versehen werden. Nur so kann eine korrekte Schallreflexion gewährleistet werden.
 
Hat man sich im Vorfeld bereits für eine Raumgestaltung mit zu vielen schalldämpfenden und diffus streuenden Akustikmaterialien entschieden, kann das gewünschte Ergebnis nicht garantiert werden. Auf ein ähnliches System greift auch Boses Fernseher Videowave zurück. Bietet der vorhandene Wohnraum keinen Platz für separate Lautsprecher oder sollen diese gar nicht erst ins Blickfeld geraten, bietet der Videowave ein entsprechendes All-in-One-System. Neben einer automatischen Raumklangeinmessung ist der Fernseher mit seitlich abstrahlenden Lautsprechern ausgestattet.
 
Das dabei eingesetzte Phaseguide-System beruht fast auf dem gleichen akustischen Prinzip der Direct-Reflecting-Speaker. Anstelle direkt abstrahlender Lautsprecher kommen dabei jedoch ausschließlich auf die Seitenwände ausgerichtete Lautsprecher zum Einsatz, die den Klang größer, weiter und räumlicher erscheinen lassen.

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