Sherlock Holmes

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Sherlock Holmes, Teil 2

„Oh, das ist elementar, mein lieber Freund“

Die Macht der Logik

Bevor der überführte Zeremonienmeister Lord Blackwood (Mark Strong) sein nahezu unsichtbares Glasmesser in Watsons Kinn rammen kann, hält Holmes seinen Partner zurück. „Wie haben Sie das gesehen?“ – „Indem ich danach Ausschau hielt.“ Dinge wahrzunehmen, die andere erst viel später oder gar nicht sehen, ist die größte Fähigkeit des Detektivs. Conan Doyle verlieh sie seinem Helden in Anlehnung an einen schottischen Arzt namens Bell, dessen streng wissenschaftliche „Methode“ seinerzeit sehr erfolgreich war. Wie jener diagnostiziert Holmes seine „Patienten“ anhand ihres Auftretens, ihrer Aussagen und aufgefundener Spuren, um zu guter Letzt auf die Ursache des Problems zu stoßen. Und das schafft er mit hundertprozentiger Sicherheit, denn Holmes irrt sich nie.
 
Verbrechen wie Krankheiten zu behandeln und Lügen als deren Symptome aufzudecken, reicht jedoch nicht aus, um als viktorianischer Superheld durchzugehen. Holmes muss in vielerlei Hinsicht seine Expertise unter Beweis stellen. Viele Verfilmungen vernachlässigten bisher, dass Doyle seiner literarischen Figur sowohl exzellentes Hintergrundwissen über die menschliche Anatomie als auch eine gewisse Bildung im Faustkampf zuschrieb. Aufgrund eines Druckfehlers beherrschte Holmes in den Kurzgeschichten plötzlich „Baritsu“ anstatt der echten „Bartitsu“- Kampfkunst, einem Jiu-Jitsu-Abkömmling, der zusätzlich auch noch den Spazierstock als Waffe integriert.
 
Im aktuellen Film findet dieser Sachverhalt genügend Anerkennung, denn um sich von der reinen Denkertätigkeit seiner Arbeit zu erholen, frönt Holmes dem Faustkampf im Pub. Gleichwohl schärft er damit seine Fähigkeit, Menschen einschätzen und ihre Aktionen vorhersagen zu können. Robert Downey Jr., selbst ein Schüler des Wing-Chun-Kung-Fu (bekannt durch Bruce Lee), brachte seine bevorzugte Technik mit in die Choreographie ein und mischte sie zusätzlich mit Guy Ritchies Stil, der Fan des brasilianischen Jiu-Jitsu ist.
 
Anstatt all seine Kraft in die Schläge zu legen, „watscht“ er mit schnellen, lockeren Bewegungen die Attacken des Gegners zur Seite und klatscht mit den flachen Händen auf dessen Sinnesorgane. Zusammen mit seiner herausragenden Kombinationsgabe nimmt Holmes den Kontrahenten fachmännisch auseinander, und das, obwohl er schmächtiger erscheint als dieser. Alle bisherigen Darsteller beschränkten sich (wenn überhaupt) auf ein eher merkwürdiges Tänzeln mit unglaubwürdigen Boxeinlagen und angedeuteten Griffen.

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