Sherlock Holmes

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Sherlock Holmes, Teil 7

Holmes‘ Methode und Profil

Arthur Conan Doyles Urtyp eines Detektivs

Einen speziellen Fakt aus einer allgemeinen Theorie herzuleiten, ist die Methode der Deduktion. Um ein Beispiel zu nennen: Als Holmes in „Die Abteischule“ den außer Atem geratenen Schulleiter in seinem Büro empfängt, stellt er zunächst fest, dass dessen Taschenuhr einen Kratzer hat und dessen Kinn unrasiert ist.
 
Er benutzt folgende zwei Implikationen: „Wenn er die wertvolle Uhr zerkratzte, weil er sie in die Tasche mit dem Hartgeld und Schlüsseln steckte, tat er dies in aller Eile“ und „Wenn er sich die letzten drei Tage nicht rasierte, aber diese Form der Körperpflege zu seinen täglichen Ritualen gehört, dann hatte er in dieser Zeit ausgesprochen Wichtiges zu tun.“ Da sich beide Ausgangsfakten bestätigen, fragt Holmes nur noch, warum Huxtable ganze drei Tage gewartet habe, bevor er in aller Hast zu ihm gestürzt kam.
 
Die Methode scheint im Nachhinein so einfach, dass auch Watson sich bestrebt zeigt, sie anzuwenden – in der Regel leider immer in die vollkommen falsche Richtung. Eine andere Vorgehensweise ist das Ausschließen alles Unmöglichen. Was übrig bleibt, muss demnach die Wahrheit sein. In der Literatur mag die Idee, dass alles auf diese Weise eindeutig herzuleiten ist, funktionieren und zur Lösung komplexer Sachverhalte, zur Entschlüsselung von Kryptogrammen sowie Mysterien beitragen. Aber wer sagt denn, dass Huxtable kein Uhrendieb ist oder dass sein Bartwuchs nur zwei statt der vermuteten drei Tage benötigt, um den jetzigen Zustand zu erreichen?

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