Sherlock Holmes

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Sherlock Holmes, Teil 9

„Sherlock Holmes“, die Blu-ray

Da uns die deutsche Testdisc nicht rechtzeitig erreichte, werfen wir stattdessen einen prüfenden Blick auf die (bis auf die Tonspur gleichwertige) US-Blu-ray und stellen mit Freuden fest, dass sie ausgesprochen gut aussieht. Holmes‘ Vorstellung seiner vorhersehenden Gabe ist beeindruckend. Kameramann Phillipe Rousselot benutzte hierfür die Hochgeschwindigkeitskamera Phantom Gold, die auch schon den Prologen von „Zombieland“ oder auch „Antichrist“ zur makellosen Ästhetik verhalf. Gleiches gilt für die Boxszene im Punch Bowl Pub, bei der Robert Downey Jr. seinen „Sparringspartner“ tatsächlich schlagen durfte. Durch die Verlangsamung sieht die Kollision der Faust mit dem Gesicht viel extremer aus als bei normalem Tempo. Da diese Szenen unglaublich scharf wirken, gehen wir davon aus, dass Guy Ritchie die Kamera bei einer Auflösung von 1 920 × 1 080 Pixeln mit einer maximalen Belichtungsgeschwindigkeit von 1 052 Bildern pro Sekunde einsetzte. Schnellere Bildwiederholungsraten würden bei dieser Kamera unweigerlich zu einer proportionalen Verringerung der Pixelzahl führen.
 
Doch nicht nur in den Zeitlupen-Intermezzi überzeugen die exzellente Schärfe und der harte Kontrast. Grundsätzlich liegt die Bildqualität der Warner-Blu-ray weit über dem Durchschnitt. Wie akkurat die Bearbeitung der Schärfe gelang, beweisen u. a. Holmes‘ unaufgeräumtes Zimmer sowie die von Pferdekutschen und Menschen belegten Straßen. Abgesehen von den dunkleren Szenen, in denen der hohe Kontrast viele Elemente verschluckt, strotzen die Texturen nur so vor Details. Das geringe Farbspektrum simuliert passend das versmogte London. Wie in vielen Blockbustern der letzten Tage obsiegt das Braun über alle anderen Farben und zieht sich über das Bild wie ein vergilbter Schleier, ohne Auswirkung auf das Schwarz. In Londons nächtlichen Gassen konzentriert sich das Color Grading verstärkt auf die Farbe Blau. Einige Szenen, wie das Treffen in Holmes‘ Lieblingsrestaurant, sind des Weiteren durch ein besonders weiches Licht gekennzeichnet.

Authentische Klangkulisse

Vor allem bietet die US-Blu-ray aber eines: astreinen Sound, der Englands heruntergekommene Metropole um 1893 sehr lebhaft wiedererweckt. Hans Zimmers Musikkompositionen tun das, was sie am besten können, nämlich schnelle Action weiter zu beschleunigen. Sie verpassen dem Gezeigten eine ungeheure Dynamik und lassen den Zuschauer kaum zu Atem kommen. Donnert einmal nicht der sehr dynamisch eingemischte Soundtrack aus den Boxen, erschallen stimmungsvoll beigemischte Ambiente-Geräusche wie klappernde Pferdehufe, klirrendes Teegeschirr oder Laborinstrumente aus den entsprechenden Richtungen. Der herausragende Mix atmet und erzeugt eine räumliche Weite, die ihresgleichen sucht. Hier stimmt einfach alles, von der sauberen Kanaltrennung über die Deutlichkeit der Dialoge bis hin zur temporeichen Dynamik. Wir können nur hoffen, dass die deutsche Variante ähnlich gut klingt und nicht der üblichen Flachheit verfällt. Statt der DTS-HD-MA-Tonspur der US-Scheibe gibt es hierzulande eine deutsche Dolby-Digital- und eine englische Dolby-True-HD-Tonspur.

Massig Diebesgut

Die Ausstattung konzentriert sich auf den Maximum Movie Mode, der auch schon bei der Sony-Scheibe „Terminator – Die Erlösung“ für Furore sorgte. Auf der Holmes-Blu-ray erscheint er jedoch ausgereifter. In diesem Modus wird der laufende Film gelegentlich in den Hintergrund gerückt, damit Regisseur Guy Ritchie anhand eines parallel laufenden Videos die Herausforderungen des Drehs erläutern kann. Zusätzlich werden Storyboards, Bild-in-Bild-Kommentare, Artworks und eine Zeitlinie über die wichtigsten Ereignisse in Holmes‘ Leben eingeblendet. Wer noch tiefer eintauchen möchte, wählt die am Rand erscheinenden Fokuspunkte an und gelangt so zu einem der acht Hintergrundbeiträge. Auf diese Weise bleibt kaum ein Thema unangetastet und der Zuschauer kann den Film ganz individuell für sich erkunden.
 
Der Extrabeitrag „Der neue Sherlock Holmes“ wiederum leugnet seinen Rechtfertigungsstatus gegenüber den eingefleischten Sherlockianern nicht. Hier erklären die Filmemacher, wie und warum sie den Detektivmythos neu definierten. Weitere Features soll es laut Warner über BD-Live geben. Die Zusatz-DVD mit der Digital Copy gibt es nur im Ausland. Käufer der deutschen Version müssen sich mit einem Download-Code begnügen, der ausschließlich für Windows-Systeme geeignet ist. Besitzer eines iPods haben hier das Nachsehen.

(Falko Theuner)

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