Spezialeffekte

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Spezialeffekte, Teil 2

King Kong und Harryhausen

1933 betrat der berühmteste Affe der Filmgeschichte die große Leinwand: King Kong. Willis O’Brien hob die Stop-Motion-Animation auf eine neue Ebene und begeisterte die Massen mit unglaublichen Urzeitmonstern. Pose für Pose bannte er die Schaumstoffpuppen auf Zelluloid. Spielte man die Bilder nun in normaler Geschwindigkeit ab, ergab sich eine Bewegung. In Kombination mit den Realaufnahmen sowie den detaillierten Matte Paintings (auf Glasplatten gemalte Hintergründe) entstand eine bis dato noch nie gesehene Fantasiewelt. Jene faszinierte den damals 13-jährigen Ray Harryhausen in solchem Maße, dass er wenige Jahre später selbst in die Lehre O’Briens trat und dessen Handwerk perfektionierte.
 
Für das Kong-Sequel „Panik um King Kong“ (1949) beobachtete er echte Gorillas im Zoo, um mit einer Stoppuhr die natürliche Geschwindigkeit der unterschiedlichen Bewegungsabläufe zu erfassen. So konnte er die 24 Schritte errechnen, die zum Beispiel eine Armbewegung in einer Sekunde Film ausmachen. Die Kontinuität der Stop-Motion-Aufnahmen zu bewahren, war eine weitere Schwierigkeit, der sich Harryhausen ständig gegenüber sah. Wer sich selbst schon einmal an Stop-Motion herangewagt hat, weiß, dass selbst eine kurze Animation Tage, Wochen oder gar Monate benötigen kann. Über Nacht bleibt also alles stehen, damit am Folgetag die Arbeit wieder aufgenommen werden kann. Alles muss dann perfekt mit der Ausgangssituation übereinstimmen: die Figur, der Hintergrund, die Beleuchtung. Nur ein fehlerhaftes Bild und alles Nachfolgende ist für die Katz, vorausgesetzt man benutzt hierfür Film. Dessen wird man sich allerdings erst beim Anschauen des fertigen Abschnitts bewusst. Im heutigen Zeitalter der Digitalfotografie hat sich dieses Problem glücklicherweise ein wenig entschärft.
 
In den Folgejahren machte sich Harryhausen als Tricktechniker mit Science-Fiction- und Märchenfilmen einen Namen. Seine Arbeit an den Zyklopen-, Drachen- und Roch-Ungeheuern in „Sindbads 7. Reise“ (1958) sowie das finale Duell zwischen dem realen Darsteller Kerwin Mathews und einem Skelettkrieger brachten ihm Weltruhm ein. Ganze sieben Skelette gleichzeitig animierte er in „Jason und die Argonauten“ (1963). Sein letzter Film „Kampf der Titanen“ (1981) war auch sein bahnbrechendster und übrigens der erste, in dem er auf Assistenten zurückgriff. Möglich wurden ihm diese Filme erst durch sein selbst entwickeltes „Dynamation“- Verfahren. Dafür erzeugte er den Hintergrund durch Rückprojektion und passte die Beleuchtung der vor der Rückpro-Wand stehenden Figur an. So konnten die Puppen auch mit den zuvor aufgenommenen Schauspielern interagieren, die Bild für Bild an die Wand geworfen wurden. Für Objekte, die vor der Stop-Motion- Figur stehen sollten, montierte Harryhausen zwischen Kamera und Modell noch eine Glaswand, auf der schwarze Platzhalter für den Vordergrund angebracht wurden. Danach belichtete er das Filmmaterial ein zweites Mal mit exakt derselben Szenerie, allerdings ohne Figur und mit geschwärzter Umgebung, um keine Doppelbelichtung hervorzurufen. Nur die zuvor abgedeckten Objekte blieben in diesem Durchgang sichtbar. Der Effekt: Nun befand sich der Zyklop aus „Sindbads 7. Reise“ scheinbar hinter einem Berg bzw. mitten in der Aufnahme.

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