Spezialeffekte

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Spezialeffekte, Teil 5

Jenseits der Vorstellungskraft

Spricht man heute von „Matrix-Effekten“, so ist damit alles gemeint, was mit furiosen Zeitlupen, um das Geschehen rotierenden Kameras bzw. mit der sogenannten Bullet-Time zu tun hat. „Matrix“(1999) revolutionierte das Blockbuster- Kino insofern, dass es zum einen spektakuläre Action bot, die scheinbar jegliche Naturgesetze erfolgreich ignorierte, und zum anderen optische Elemente aus der japanischen Popkultur für das westliche Mainstream-Kino zugänglich machte.
 
So selbstverständlich wie Anime-Helden an der Wand entlanglaufen und durch die Luft fliegen, wirbelten auch die „Matrix“-Helden durch das Kampfgeschehen. Als absolutes Novum schlüsselte man den Zuschauern die Ästhetik des Moments auf, indem die Zeit dermaßen verlangsamt wurde, dass selbst Pistolenkugeln und deren Luftverwirbelungen hervortraten.
 
Vor den Wachowski- Brüdern wagte zuvor noch kein Blockbuster- Regisseur (außer vielleicht Michel Gondry) einen solchen Eingriff in die Wahrnehmung der Zeit. Mit der Bullet-Time-Fotografie teilte das Regieduo die Action in ihre wesentlichen Elemente und steigerte damit die Dramatik immens. Theoretisch hätte für Neos Kugel-Ausweich-Sequenz eine Kamera 12 000 Bilder pro Sekunde aufzeichnen müssen. Weil dies zum Produktionszeitpunkt technisch noch nicht möglich war, bediente sich Spezialeffektmeister John Gaeta eines Tricks: Zunächst filmte sein Team die Umgebung und maß hierfür die Bewegungen der Kamera mithilfe eines Lasers aus.
 
Um Keanu Reeves aufzunehmen, montierten sie in einem Greenscreen-Setting zahllose Fotokameras in einer Reihe, die entsprechend der Kamerafahrt angeordnet waren. Jede einzelne löste nun um einen Sekundenbruchteil nach der vorhergehenden Kamera aus und machte genau ein Foto. Der Computer erstellte aus den Bildern einen Bewegungsablauf ähnlich einem Filmstreifen und berechnete weitere Zwischenbilder, die die Sequenz geschmeidiger machten. Mittels Compositing wurden beide Elemente zusammengefügt, aufeinander abgestimmt und fertig war die surreale Kamerafahrt. Seitdem nutzen unzählige Filme diese Technik. Der Einsatz von visuellen Effekten wurde nun definitiv zum Standard in fast jedem Hollywood-Streifen.

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