Ü-Wagen vorgestellt

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Ü-Wagen vorgestellt, Teil 2

Geschichte und Impressionen

Kein Livebetrieb
 
Dem Ü-Wagen 3 des BR fehlt ein eigener Uplinkspiegel am Dach. Für Direktübertragungen ist deshalb ein separater Sendewagen erforderlich. Produktionen werden allgemein üblich digital gespeichert, wozu mehrere Systeme zum Einsatz kommen. Im Ü-Wagen sind unter anderem fünf Stück Sony-XD-Cam-Recorder eingebaut, die auf Blu-rays speichern. Weiter sind zwei Festplattenserver des Typs EVS XT2 an Bord. Sie werden auch für Spezialanwendungen, wie etwa Zeitlupenanalysen, verwendet. Dass Videoaufzeichnungen im Profisektor in einer ganz anderen Qualitätsliga spielen, zeigt auch der HD-Festplattenrekorder T2 iDDR von Grass Valley. Er zeichnet in HD im EBU-Format MPEG-4.2.2 und mit einer Bitrate von bis zu 200 MBit/s auf. Videokassettenrekorder werden nur noch selten benötigt, weshalb sich im Ü-Wagen auch nur noch ein digitaler Betacam-Rekorder befindet.
 
Einsatzgebiete
 
Für die möglichst schnelle Berichterstattung, auch mit Live-Einstiegen von aktuellen Geschehnissen, werden an einen Ü-Wagen ganz andere Anforderungen gestellt. Für brandaktuelle News-Überspielungen kommt es darauf an, rasch einen Bericht zum TV-Sender zu überspielen. Ein bis zwei Kameras sind dazu völlig ausreichend. Sie sorgen für das erforderliche Rohmaterial, das beim Sender je nach Bedarf geschnitten wird. Heute findet das komplette Reportageequipment inklusive Uplinkstation bereits in einem kleinen Kombi Platz. Erschreckend wenig an technischem Übertragungsequipment findet man speziell in Ü-Wagen, die über das Ka-Band arbeiten.
 
Während Video-Überspielungen bislang in verschiedenen MPEG-Modi noch gang und gäbe sind, gehen Überspielungen über den Ka-Sat einen anderen Weg. Dem entsprechend, dass Eutelsat-Ka-Sat als Satellit für Breitbandanwendungen konzipiert wurde, wird das Videosignal in einen IP-Datenstrom umgewandelt und so über den Satelliten gesendet. Das Sendeequipment reduziert sich auf vier Geräte. Das größte ist der Antennen-Controller, der das 19-Zoll-Rastermaß hat. Das ebenfalls benötigte Satellitenmodem ist wesentlich kleiner. Die Ausrüstung wird noch von je einem De- und Encoder vervollständigt. Reportageeinheiten wie diese zeigen eindrucksvoll, wie leicht es heute geworden ist, schnell und hautnah von Geschehnissen berichten zu können.
 
Kleine Ü-Wagen-History
 
Übertragungswagen gab es bereits während der Vorsatelliten-Ära. Die ältesten deutschen Ü-Wagen wurden um 1936 in Dienst gestellt. Genau genommen waren es komplette mobile TV-Sender mit allem was dazu gehört. Sie umfassten an die sechs große LKW vollgepackt mit TV-Technik. Das Einsatzgebiet dieser Ü-Wagen war ein gänzlich anderes. Sie dienten primär für Messfahrten zur Errichtung eines reichsdeutschen TV-Sendernetzes. Man weiß von Testsendungen über den Brocken und den Großen Feldberg/Taunus bei Frankfurt. Hier soll es allerdings zu keinen Bildübertragungen gekommen sein.

Impressionen aus dem Ü-Wagen

(Thomas Riegler)

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