Unscharfe Wahrheit

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Eingeschränkte HD-Qualität durch niedrige Bitrate

Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten in Europa senden nach einer Richtlinie der European Broadcast Union einheitlich im Format 720p und handelten sich damit harsche Kritik ein. Unser Vergleich zeigt, ob diese in der Praxis berechtigt ist.

Gerade einmal ein halbes Jahr ist ins Land gegangen, seit die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten hierzulande pünktlich zu den Olympischen Winterspielen mit dem Regelbetrieb in HDTV begannen. Dabei hielten sich sowohl ARD als auch ZDF an die Vorgabe aus Genf und strahlten fortan in der Auflösung 720p50 aus. Schon damals kamen erste Diskussionen auf, ob dieses Format wirklich die optimale HD-Qualität für den Zuschauer bietet oder ob nicht doch die private Konkurrenz mit ihrer Wahl von 1 080i50 in Sachen scharfes Fernseherlebnis die Nase vorn hat. Die Kritik der 1 080i-Befürworter riss auch nach Olympia-Ende nicht ab und führte sogar zu diversen Protestbewegungen. Nun gibt uns ein nicht minder großes Sportereignis die Möglichkeit, die HD-Kontrahenten nochmals direkt gegeneinander antreten zu lassen und die gesendeten Videoströme genauer unter die Lupe zu nehmen. Zu diesem Zweck haben wir das Halbfinale Deutschland gegen Spanien der diesjährigen Fußball-WM mitgeschnitten, und zwar parallel auf ARD HD und Sky Sport HD.

Variable Konstante

Beiden Sendern gemein ist die Kompression des Signals im MPEG-4-Standard unter Zuhilfenahme des Advanced Video Codecs (AVC), und schon hier zeichnet sich ein entscheidender Unterschied ab. Der Videostrom von Sky Sport HD enthielt in jedem vierten Bild ein Originalframe, während dies bei ARD HD nur in jedem fünften Frame der Fall war. Man mag nun behaupten, der Unterschied sei so gering, dass er nicht ins Gewicht fallen würde. Jedoch ist bei schnellen Bewegungsabläufen, wie z. B. einem Kameraschwenk, das Bild bei ARD HD unschärfer, weil mehr Informationen nur interpoliert und nicht original übernommen werden. Zusätzlich verschwimmen die Hintergrundebenen und bekommen weniger Tiefe.
 
Grund für diesen Schritt ist die Einsparung bei der effektiven Bitrate des Videostroms. Dies ist aus verschiedenen Gründen erforderlich: Zum einen schafft es die ARD dadurch, noch eine dritte Tonspur mit sechs Kanälen im Gesamtdatenstrom unterzubringen. Zum anderen muss sich der Sender – wie in der digitalen Übertragungstechnik üblich – den Transponder mit anderen Kanälen teilen und kann nicht auf die gesamte Übertragungskapazität zurückgreifen. Dabei sendet die ARD mit einer konstanten Bitrate, die den kompletten Datenstrom vollständig füllt. Jedoch fallen nach Inhalt der Bilder unterschiedlich viele Videodaten an. Daher wird der Datenstrom einfach mit redundanten Nullbits aufgefüllt.

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