Western-Special

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Western-Special, Seite 3

Bandolero & Hannie Caulder

Bandolero

Als in den ausgehenden 1960ern die italienischen Wildwestfilme das Kino eroberten, hat Hollywood das Zepter keineswegs leichtfertig aus der Hand gegeben. „Bandolero“ war auch 1968 ein klassisch amerikanischer Vertreter des Genres mit Dean Martin als Gangsterboss Dee Bishop. Der befindet sich nach einem misslungenen Banküberfall mit seiner Bande und seinem älteren Bruder Mace (James Stewart) auf einer kräftezehrenden Flucht mit der jungen, attraktiven Geisel Mrs. Stoner (Raquel Welch) im Gepäck und dem Sheriff im Rücken.
 
Das alles scheint in guter Hollywod-Tradition zu stehen, doch leider bleibt „Bandolero“ im Schatten seiner großen Brüder, wie „Rio Bravo“ oder „12 Uhr Mittags“. So driftet der Film zum Ende hin zusehends ins Tragische ab, verliert aber dadurch den Bezug zu den gelungenen, seichten Späßen am Anfang, die im Nachhinein deplatziert wirken. Auch die Liebesgeschichte zwischen dem toughen Dee und der jungen Mrs. Stoner macht einen überstürzten und unfertigen Eindruck.
 
Durch diese etwas oberflächliche Charakterzeichnung und die Inkonsequenz im dramatischen Stil wirkt „Bandolero“ beliebig. Trotz aller Kritik wird man aber ganz gut unterhalten und kann sich über die Kinohelden Stewart und Martin freuen, sowie den 1968er-Charme der attraktiven Raquel Welch. Auch die neue HD-Fassung präsentiert sich angemessen gut, abgesehen von den üblichen Altersspuren, wie Bildrauschen und der manchmal blassen Kolorierung. Insgesamt ist das Bild aber erfreulich scharf mit einer immer noch überzeugenden Farbdarstellung. Auch die Klangkulisse geht für ihre 45 Jahre auf dem Buckel in Ordnung.

Hannie Caulder

In diesem britischen Spätwestern haben wir, nach „Bandolero“, ein zweites Mal das Vergnügen mit dem damals jungen Starlet Raquel Welch. Diesmal unbestritten in der Hauptrolle und die hat es durchaus in sich. Wieder beginnt der Film mit einem gescheiterten Banküberfall und vielen Leichen. Auf ihrer Flucht kommen die drei Banditen (u.a. Ernest Borgnine) an einem kleinen Außenposten vorbei. Kaltblütig töten sie den Besitzer und vergewaltigen brutal seine junge Frau Hannie (R. Welch). Die überlebt die Gewalttat und schwört blutige Rache.
 
Wenn man eine solche Geschichte hört, vermutet man erstmal Clint Eastwood in der Hauptrolle und nicht die zierliche Raquel Welch. Doch genau die mimt hier den erbarmungslosen Racheengel und macht das ganz gut. Schade ist nur, dass ihr Image als Power-Frau nicht konsequent umgesetzt wird. Mit Hannie ist zwar nicht zu spaßen, aber letztlich steht sie immer unter dem Schutzschirm eines männlichen Begleiters – eine verpasste Chance. Das Bild ist angebracht detailreich und nicht übermäßig grobkörnig. Wie es scheint wurden ein paar Szenen allerdings nicht überarbeitet und fallen durch ein dichtes Rauschen und Unschärfe auf. Die Tonqualität klingt gerade bei höherer Lautstärke übersteuert, bleibt aber im Rahmen der altersbedingten Mängel.
 
Den meisten Vertretern dieses Genres sollte man das Alter aber nicht anlasten. Nicht nur Quentin Tarantino beweist das Gegenteil mit seiner wahrhaft gelungenen Frischzellenkur von Corbuccis Westernlegende „Django“. Auch die älteren Modelle wie „Bandolero“ und „Hannie Caulder“ sind immer noch einen Blick wert und gerade mit Sollimas „Der Gehetzte der Sierra Madre“ gibt’s mal wieder eine echte Wildwest-Perle auf Blu-ray. Für alle mit einem Cowboyhut im Schrank und einem Colt im Herzen ist das Balsam für die Seele, aber auch für alle anderen Filmfreunde immer wieder unterhaltsam.

Der Western-Spaß geht weiter

Der Universum-Filmverleih hat im November letzten Jahres auf Blu-ray u.a. die „Karl May Collection No. 1“, „Karl May Collection No. 2“, die „Karl May Mexico Box“ sowie die „Karl May Shatterhand Box“ veröffentlicht, mit den Winnetou-Filmen, „Der Schatz im Silbersee“ und vielem mehr.
 
Ebenfalls von Universum gibt’s Sergio Leones Komödienklassiker des Westerns „Mein Name ist Nobody“ und „Nobody ist der Größte“ mit Terence Hill nun auf Blu-ray.
(Felix Ritter)

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