„Die Ringe der Macht“: Folge 8 bringt verspätete Klarheit

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Celebrimbor
©Amazon Studios

Lange hat es auf mäandernden Umwegen gedauert. Doch nun erinnert sich „Die Ringe der Macht“ zum Staffelfinale an den eigenen Serientitel und klärt zwei entscheidende Identitäten ein für alle Mal.

Wer ist der geheimnisvolle Fremde, der mit den Haarfüßen reist? Und vor allem: Wer ist Sauron? … Die achte Folge von „Die Ringe der Macht“ enträtselt diese Fragen endgültig, auch wenn es ein reichlich verspäteter Genuss ist. Folglich wird es bei den meisten Zuschauern wohl nicht zu jubelnden Freudensprüngen kommen. Man will dem Braten aufgrund voran gegangener Enttäuschungen nicht mehr trauen. Trotzdem ist diese Entwicklung begrüßenswert, birgt sie doch einmal mehr große Versprechungen. Natürlich wurden auch wieder storytechnische Finten ausgelegt, die aber mit ein wenig Hintergrundwissen und geübtem Blick leicht zu entlarven sind. Im positiven Sinne hat das dezente Anflüge von einem Krimiplot.

Um den heißen Brei wird aber nach wie vor gerne herum geredet, was einmal mehr zeigt, dass die Dialoge zu den markantesten Schwächen der Serie zählen. Der Kitsch bleibt ebenso ein grundlegender Bestandteil von „Die Ringe der Macht„. Obwohl hin und wieder auch emotionale Momente gelingen und berühren können, sind orchestral bespielte Sonnenauf- bzw. -untergänge sowie die allzu bekannte Schicksalsrethorik das übliche Mittel der Wahl. Echte, fesselnde Spannung ist also auch in der aktuellsten Episode ein rar gesähtes Gut, das am Wachsen gehindert wird.

„Die Ringe der Macht“ gibt Sauron endlich ein Gesicht

Der Fremde
©Amazon Studios – Wer der geheimnisvolle Fremde ist, haben viele wohl schon lange richtig vermutet. Nun wurden für Film- und Buchkenner unmissverständliche Hinweise gegeben.

Zumindest scheint die Handlung nun tatsächlich ein erkennbares Ziel zu verfolgen. So bietet die achte Episode einerseits mehr (klar definierbares) inhaltliches Futter als nahezu alle Episoden zuvor. Aufmerksame Beobachter (sowie Kenner der Peter-Jackson-Filme und/oder der Tolkien-Bücher) mögen die neuen Enthüllungen aber schon lange vermutet haben – zum Beispiel in Bezug auf den mysteriösen Fremden an der Seite der Haarfüße. Selbiges lässt sich wohl in Zukunft auch für noch einige bis jetzt offen gehaltene Plottwists der Serie behaupten. Zudem zeichnete der Weg zu diesem lange herbei gesehnten Handlungsknotenpunkt andererseits einen unnötig steinigen Zickzackkurs. Immer wieder vertrösteten falsche Fährten und Lückenfüller die geschürten Erwartungen.

Dass die pointierte Verdichtung die eigentliche Kunst der Narration ist, scheinen die Autoren (und Produzenten) mit ihrer häppchenweise und spärlich strukturierten Erzählung regelmäßig aus dem Blick verloren zu haben. Zudem muss befürchtet werden, dass jene bisher oft genutzte Lückenfüllertaktik immer wieder mit neuen Heimsuchungen zurückkehrt … wie der dunkle Herrscher Sauron selbst es zu tun pflegt. Sollte es „Die Ringe der Macht“ über die künftigen Staffeln vielleicht doch noch gelingen, im großen Stile positiv zu überraschen (was ein großes „Sollte“ ist), so wird im Nachhinein die erste Staffel vielerseits als schwerfälliges sowie ausgehöhltes Vorgeplänkel und damit insgesamt als misslungen in Erinnerung bleiben.

Zum Serienstart sowie zu Folge 3, Folge 4, Episode 5, Episode 6 und Folge 7 von Amazons „Die Ringe der Macht“ sind weitere Artikel auf DIGITAL FERNSEHEN verfügbar.

Bildquelle:

  • Die Ringe der macht Der Fremde 2: Amazon Studios
  • Die Ringe der Macht Celebrimbor: Amazon Studios

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