„Die Ringe der Macht“: Folge 6 bietet endlich etwas Action

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Arondir
©Amazon Studios

In Folge 6 von „Die Ringe der Macht“ kommt es endlich zum Kampf mit den Orks – das war längst überfällig. Die bekannten Schwächen der Serie bleiben trotzdem.

Nachdem Folge 5 als eine unbedeutende Lückenfüllerepisode ad acta gelegt werden kann, hat die sechste Folge zumindest in Sachen Action deutlich mehr zu bieten. Es kommt zur ersten richtigen Schlacht mit klirrenden Schwertern und surrenden Pfeilen. Da dementsprechend die Orks wieder mehr Bildschirm- und auch Sprechzeit erhalten, bringt das, wie schon zuvor in „Die Ringe der Macht„, einen guten Atmosphäre-Pluspunkt. Vom Design her waren die grauhäutigen Finsterlinge von Anfang an einer der stilistischen Höhepunkte. Nicht nur, dass es den Masken- und Konstümbildnern vorzüglich gelingt, jedem einzelnen Ork einen individuellen Anstrich zu verleihen und so für Vielfältigkeit zu sorgen. Auch Parallelen zu Ralph Bakshis aufwändiger, 1978er Zeichentrick-Rotoskopie-Verfilmung des „Der Herr der Ringe“-Stoffes fallen auf – zum Beispiel die markanten Schädelhelme, die einzelne Grauhäute auf ihrem Haupt tragen.

Eine weitere gute Entwicklung ist, dass in der vorliegenden Episode nicht wie bisher ständig von Handlungsstrang zu Handlungsstrang und von Handlungsort zu Handlungsort gesprungen wird. Die Ereignisse konzentrieren sich dieses Mal fast ausschließlich auf die Südlande, wodurch erfreulicherweise etwas Kontinuität in die Story kommt. Am Ende der sechsten Episode wird sogar aufgelöst (wenn auch nicht ausgesprochen), wo genau jene unbestimmt betitelten „Südlande“ in Mittelerde zu verorten sind.

Die Schwächen von „Die Ringe der Macht“ beißen sich fest

Das Ende von Folge 6 könnte also im Idealfall zu einer dichteren Dynamik führen, doch nichtsdestotrotz wirkt die Serie noch immer zu sehr in die Länge gezogen. Kritikpunkte gibt es weiterhin genug. Die an sich begrüßenswerte Action trumpft nicht gerade mit Nachvollziehbarkeit auf (kleiner SPOILER: Wenn ein Riesenork einen der Serienhelden immer wieder gegen Holzzäune und Steinmauern schleudert anstatt einfach direkt zuzustechen, wirkt das wie ein allzu bekannter und durchschaubarer Trick, um künstlich Spannung aufzubauen). Der Kampfstil der Elbencharaktere ist außerdem gehörig angeberisch, so oft wie hier unnötig virtuos herum gehüpft und ausgewichen wird – auch Peter Jackson hat in seiner „Der Herr der Ringe“-Filmtrilogie trotz Legolas‘ Glanzszenen nicht so dick aufgetragen.

Galadriel
©Amazon Studios – Galadriel führt die Truppen an und ist eine äußerst fähige Kämpferin, allerdings auch eine ganz schöne Angeberin mit ihren Stylo-Moves

Die pathetischen Reden und Dialoge müssen nun ebenfalls (wie viele es schon im Vorfeld zu Recht kritisiert hatten) als ein elementarer Baustein der Serie hingenommen werden, denn davon wird es wohl auch zukünftig noch genug geben. Natürlich ist all das Erhabene und Hochtrabende in der Sprache und im Gebahren der Elben sowie der westlichen Menschen eine Grundcharakteristik auch schon in Tolkiens Büchern. Letzterer vermittelte als genialer Sprachkünstler darin allerdings Würde und eine reichhaltige Geschichte. „Die Ringe der Macht“ verwässert hingegen mit der beispielsweise grausamst verkitschten Licht-Schatten-Rhetorik lediglich den Inhalt.

„Die Ringe der Macht“ wird wohl weiterhin zäh bleiben

Insgesamt lässt sich zwar nach der zutiefst belanglosen fünften Episode nicht verleugnen, dass es mit Folge 6 wieder etwas besser geworden ist. Tolkien-Kenner, die das „Silmarillion“ und „Nachrichten aus Mittelerde“ gelesen haben, werden jedoch feststellen, dass diverse wichtige Ereignisse aus dem zweiten Zeitalter, in welchem „Die Ringe der Macht“ angesiedelt ist, gerade einmal zart an der Oberfläche angekratzt wurden. Daher stellt sich die Frage, wie viele Staffeln hier eigentlich geplant sind, bis Story und Erzählstruktur handfester werden.

Möchte man zudem einen kleinen spekulativen Ausblick auf die kommende siebte Episode wagen, sorgt dieser für reichlich Skepsis. So ist zu erwarten, dass Elrond und Durin sowie die Haarfüße und der mysteriöse Fremde wieder mehr in den Fokus rücken. Doch beide Handlungslinien entpuppten sich zuletzt als die langatmigsten und unausgegorensten der Serie. Zudem ist der Abschluss der ersten Staffel nicht mehr weit entfernt. Doch das Staffelfinale rollt so langsam auf verwinkelten Umwegen heran, dass es fraglich ist, ob es in der achten Episode überhaupt befriedigend eingelöst werden kann. Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.

Die Artikel zum Serienstart von „Die Ringe der Macht“, zu Folge 3, Folge 4 und Episode 5 sind wie üblich auf DIGITAL FERNSEHEN nachzulesen.

Bildquelle:

  • Die Ringe der Macht Galadriel: Amazon Studios
  • Die Ringe der Macht Arondir: Amazon Studios

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