ARD-Chefredakteur sperrt sich gegen Talkshow-Kahlschlag [Update]

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Es knirscht in der ARD: Angelegt haben sich Chefredakteur Thomas Baumann und der WDR-Rundfunkrat. Das öffentlich-rechtliche Gremium fordert aufgrund von Themen- und Gästedopplungen einen radikalen Abbau der Talks am späten Abend. Baumann will da allerdings nicht mitspielen.

Der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks (WDR) will weniger Talkshows im Ersten, doch ARD-Chefredakteur Thomas Baumann will davon nichts wissen. Das WDR-Aufsichtsgremium forderte in einem am Montag gefassten Beschluss die „konsequente Reduzierung der Talksendungen“. Zurzeit gibt es im Ersten fünf abendliche Talkshows: „Günther Jauch“, „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg, „Beckmann“, „Menschen bei Maischberger“ und „Anne Will“.
 
„Der Rundfunkrat hat ja schon, als die fünf Talkshows gestartet sind, die Sorge geäußert, dass das zu viel sein könnte“, sagte die Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in Köln. „Diese Bedenken haben sich bestätigt.“ Erst im Spätsommer 2011 war in der ARD mit der Verpflichtung von Günther Jauch für den Sonntagabend die neue Talkschiene mit fünf Sendungen pro Woche gestartet – schon damals hatte es Kritik gegeben.

Für eine Reduzierung der Talks sieht Chefredakteur Baumann keine Veranlassung. „Das Publikum jedenfalls scheint von der Qualität unserer Sendungen überzeugt zu sein und beobachtet diese mit zunehmendem Interesse“, sagte Baumann am Dienstag. Der Chefredakteur verwies darauf, dass seit der Einführung des neuen Programmschemas vier der fünf Sendungen „teils signifikante Zuwächse in der Akzeptanz“ verbuchten.
 
Die Zahl der Themen und Gäste gebe so viele Talkshows nicht her, sagte dagegen Hieronymi weiter. Es müsse nicht in jedem Fall darauf hinauslaufen, dass ein Format gestrichen werde. Denkbar sei zum Beispiel auch, dass nicht jede Talkshow jede Woche auf Sendung gehe, sondern dass man sich abwechsle; außerdem müssten die Sendungen inhaltlich stärker voneinander abgegrenzt werden. „Beispielsweise könnte sich ein Format auf Vier-Augen-Gespräche konzentrieren, ein anderes auf Wirtschaftsthemen.“ Baumann widersprach: Bei den Gesprächssendungen prägten Köpfe das Programm. „Diese Wirkung droht zu verpuffen, wenn man an der Frequenz unserer Sendungen herumschrauben würde.“
 
Falsch ist es nach Überzeugung des Rundfunkrats, immer nur auf die gerade aktuellsten Themen zu setzen. „Dadurch wird die mögliche Themen- und Gästevielfalt unnötig eingeengt“, kritisierte das Gremium. „Diese Sichtweise erscheint mir sehr wenig differenziert zu sein und sehr stark auf selektiver Wahrnehmung zu beruhen“, entgegnete Baumann. „Unsere Sendungen springen keineswegs nur auf vorhandene Themen auf, sie setzen unabhängig von der Nachrichtenlage auch selbst eigene Themen.“[Christoph Driessen/ar]

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9 Kommentare im Forum

  1. AW: ARD-Chefredakteur sperrt sich gegen Talkshow-Kahlschlag [Update] Klar, ist ja auch bequem, so die Sendezeit zu füllen.
  2. AW: ARD-Chefredakteur sperrt sich gegen Talkshow-Kahlschlag [Update] Reduzierung = Kahlschlag. Ah-ja.
  3. AW: ARD-Chefredakteur sperrt sich gegen Talkshow-Kahlschlag [Update] Uneinsichtig dieser Herr Baumann, passt aber zu Ihm.
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