Böhmermann wollte Erdogan nicht beleidigen

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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In seinem ersten Interview nach der wochenlangen Zurückhaltung in der Aufregung um seine Schmähkritik geht ZDF-Satiriker Jan Böhmermann die Kanzlerin Angela Merkel heftig an, betont aber, Erdogan nicht habe beleidigen zu wollen.

Nach wochenlanger Zurückhaltung wegen des Wirbels um ihn und seine Schmähkritik gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat ZDF-Moderator Jan Böhmermann im Gespräch mit der „Zeit“ am Mittwoch zu seiner alten Form zurückgefunden. Dabei hat er sich vor allem die Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgenommen, die dem türkischen Strafverlangen nachgab, sodass dem 34-Jährigen nun drei Jahre Haft wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes drohen. Böhmermann fühlt sich Erdogan von Merkel als Tee-Häppchen serviert. „Was Satire darf und was nicht – das ist nach der ganzen Nummer hier wohl klar –, entscheidet immer noch die Bundeskanzlerin persönlich“, so Böhmermann.

Auch seine Absicht, die ihn zum Vortragen des Schmähgesichts in seiner Satire-Sendung „Neo Magazin Royale“ veranlasst hat, stellt er der „Zeit“ gegenüber noch einmal klar: „Ich habe versucht, meinen Zuschauern anhand einer knapp vierminütigen satirischen Nummer zu erklären, was eine freiheitliche und offene Demokratie von einer autoritären, repressiven De-facto-Autokratie unterscheidet, die sich nicht um Kunst- und Meinungsfreiheit schert.“
 
Die Absicht, Erdogan mit seiner Schmähkritik zu beleidigen, weist Böhmermann von sich: „Nein, Präsident Erdogan zu beleidigen ist mir zu doof. Ich denke, das hat man auch dem reichlich bescheuerten Schmähgedicht angemerkt.“ Stattdessen hätte der Satiriker eine Beleidigung illustrieren wollen, die ziemlich plump daherkommen sollte. Es sei ihm eher um die Illustration einer Beleidigung gegangen, die auch mit plumpen Klischees und Vorurteilen hantiere. In den Medien stößt Böhmerrmanns Selbstdarstellung als Opfer in der Affäre derzeit auch auf heftige Gegengehr.
 
Die Konsequenzen der Sendung gestalten sich für den Satiriker nun deutlich realer: „Wenn eine deutsche Regierungschefin das freie Arbeiten eines deutschen Künstlers nicht verteidigt, sondern denjenigen und seine Arbeit ohne Not gegenüber einem wannabe-Diktator zur Verhandlungsmasse erklärt, hat das dramatische und ganz reale Konsequenzen – in diesem Fall für meine Familie und mich.“[kw]

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