Fußball-WM: ARD-Dopingexperte erhält kein russisches Visum

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Russland hat dem ARD-Journalisten Hajo Seppelt das Visum für die Fußball-Weltmeisterschaft verweigert. Seppelt ist vor allem durch seine Beiträge zum Thema Doping bekannt geworden. Ein Eingriff in die Pressefreiheit wird angeprangert.

Die Rote Karte Russlands für den Doping-Enthüller Hajo Seppelt hat in Deutschland für Kritik gesorgt. Dem ARD-Journalisten wurde das Visum für die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft vom 14. Juni bis 15. Juli verweigert. „Das unterstreicht, in welchem Land die WM stattfindet“, kritisierte die Grünen-Parteivorsitzende Annalena Baerbock. Die Politikerin forderte den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zum Handeln auf: „Sport ist immer auch Politik. Der DFB darf dazu nicht schweigen.“ Frank Steffel, der Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Sportausschuss, sagte: „Moskau verspielt kurz vor den WM-Spielen immer weiter Vertrauen.“ Das sei „kein gutes Omen“.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) zeigte sich ebenfalls empört und forderte ein Machtwort vom Fußball-Weltverband. „Die FIFA muss die Entscheidung Russlands anprangern und sich dafür einsetzen, dass Hajo Seppelt zur WM-Berichterstattung nach Russland einreisen kann.“ Das Ganze sei natürlich ein enormer Einschnitt in die Pressefreiheit und zeige, dass es der russischen Regierung darum geht, kritische Stimmen mundtot zu machen, meinte Frank Überall, der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes. „Angesichts der Tatsache, dass er die Dopingfälle in Russland öffentlich gemacht hat, kann man davon ausgehen, dass es sich um einen Rachefeldzug handelt.“
 
Seppelt ist durch seine Beiträge zum Thema Doping bekannt geworden, die seit 2009 im Ersten ausgestrahlt werden. Er trug damit maßgeblich dazu bei, das russische Doping-System aufzudecken. Arbeitsschwerpunkte des 55-jährigen Berliners sind die Themen Doping, Sportpolitik und Olympia. Zuletzt sorgte er vor den Olympischen Winterspielen in Südkorea im Februar mit Beiträgen über das mutmaßliche Staatsdoping in Russland und die Manipulationsmöglichkeiten an Dopingprobenbehältern für Aufsehen. Im März verlängerte die ARD den Vertrag mit dem Autoren.
 
Der vielfach ausgezeichnete Journalist hat 2016 den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis bekommen, weil er nach Auffassung der Jury „Licht ins Dunkel mächtiger internationaler Dopingnetzwerke“ bringt und „heftigen Widerstand von internationalen Sportorganisationen, Funktionären und Verkäufern glitzernder Großereignisse“ provoziert. Für seine Sportsendungen „Geheimsache Doping. Im Schattenreich der Leichtathletik“ und „Wie Russland seine Sieger macht“ (beide ARD) war Seppelt zuvor bereits der Deutsche Fernsehpreis (Kategorie Sportsendung) zuerkannt worden.
 
Das vom SWR für ihn beantragte WM-Visum sei für ungültig erklärt worden, erklärte der öffentlich-rechtliche TV-Sender am Freitag. Seppelt stehe auf einer Liste der in Russland „unerwünschten Personen“ und könne daher nicht in die Russische Föderation einreisen. Nähere Angaben zu den Hintergründen seien nicht gemacht worden, teilte der Sender mit. 
 
„Die ARD betrachtet dies als einen einmaligen Vorgang in der Geschichte des ARD-Sportjournalismus und im Hinblick auf die Berichterstattung über Großereignisse wie die Fußball-WM als beispiellosen Eingriff in die Pressefreiheit“, hieß es in der Mitteilung. Bei Sportgroßereignissen wie der Fußball-WM oder den Olympischen Spielen sei der freie Zugang für Medienvertreter aus aller Welt üblicherweise selbstverständlich und gehöre auch zu den Voraussetzungen für die Vergabe an Ausrichterländer.

[dpa]

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48 Kommentare im Forum

  1. Würde Seppelt bei anderen Ländern genauso gründlich recherchieren würde man ihn da genauso sperren.
  2. Der soll mal in den eigenen "vier Wänden" genauso recherchieren. Aber dazu müsste er ja die in die Hand beissen, die Ihn füttert.
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