HD Plus vs. CI-Plus-Modul

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HD-Plus-Restriktionen: Was geht, was nicht?

Wenn man sich in der schönen neuen HD-Fernsehwelt umschaut, kommt man zwangsläufig über kurz oder lang an HD Plus nicht vorbei. Schnell trübt sich dann aber der Blick, denn HD Plus ist schärfer als die Realität – auch bei den Gängelungen der Kunden. Dabei konkurrieren zwei Systeme zur Entschlüsselung, beide mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen.

Mit Stolz präsentierte HD Plus, ein Tochterunternehmen des Satellitenbetreibers Astra, Ende November die Nutzerzahlen für das Geschäftsjahr 2010 mit einer Verlängerungsquote von 63 Prozent bei den Abonnenten der HD-Plus-Plattform. Das Angebot sieht auf den ersten Blick ja auch recht interessant aus. Für runde 4,50 Euro im Monat bekommen die Kunden mittlerweile praktisch alle deutschen Privatsender auch in hochauflösender Bildqualität ins Wohnzimmer geliefert, mittlerweile sind zwölf Programme sogar als HD-Variante empfangbar.
 
Doch passt hier der Spruch „Qualität hat ihren Preis“ nicht – zumindest nicht angesichts der überschaubaren Kosten. Vielmehr erkaufen sich die Abonnenten den hochauflösenden TV-Genuss mit Restriktionen, die sich in erster Linie durch Einschränkungen bei zeitversetztem Fernsehen (Time-Shift) und den Aufnahmefunktionen bemerkbar machen. Doch selbst wenn man sich mit den Restriktionen abfinden kann, die Unterschiede zwischen den offiziellen Empfangswegen für HD Plus bringen ganz unterschiedliche Einschränkungen mit sich, die oft selbst der Verkäufer im örtlichen Elektronikmarkt nicht umfassend darstellen kann. Grund genug für die Redaktion von DIGITAL FERNSEHEN, einmal Licht ins Dunkel zu bringen und die verschiedenen Varianten zu erklären.

CI-Receiver

 
Bei diesen Geräten handelt es sich um Satellitenreceiver mit der sogenannten CI-Schnittstelle. Diese wurde bereits vor mehreren Jahren als Standard etabliert, um mit ein und demselben Gerät in der Lage zu sein, verschiedene Verschlüsselungsnormen zu empfangen.
 
Das Prinzip dahinter ist schnell erklärt: Statt eines integrierten Entschlüsselungssystems, das den Receiver beispielsweise auf NDS oder Nagra festlegt, wird lediglich eine standardisierte Hardware-Schnittstelle integriert. Diese entspricht dem von älteren Notebooks bekannten PCMCIA-System, das übrigens auch schon bei der Mutter aller Digitalboxen, der d-box 1, zum Einsatz kam.
 
Im Handel oder beim Programmanbieter kann der Endkunde dann ein passendes CI-Modul, das wiederum mit einem Smartcard-Leser ausgestattet ist, erwerben oder mieten. Das Modul wird in den Receiver eingeschoben und die Smartcard eingesteckt – schon ist der Empfang des gewünschten Bezahlsenders möglich. Die Vorteile liegen auf der Hand: Neben der Flexibilität bei der Wahl des Anbieters kann der Receiver-Hersteller auch Lizenzgebühren sparen, die andernfalls an den jeweiligen Inhaber der Rechte für das Decodiersystem entrichtet werden müssten. So weit, so gut.
 
Im HD-Zeitalter kommt aber der Wunsch der Rechteinhaber auf, illegale Kopien und die Weiterverbreitung der Programminhalte zu vermeiden. Hinzu kommen Vorgaben der Landesmedienanstalten zum Jugendschutz, wodurch Minderjährige vor nicht jugendfreien Inhalten bei Pay-TV-Anbietern geschützt werden sollen. Zum Zeitpunkt der Einführung des CI-Systems war dies allerdings noch kein Thema. Das erklärt, warum beispielsweise der Pay-TV-Anbieter Sky auf die modifizierte Variante CI Plus setzt, bei der diese Vorgaben umgesetzt wurden.

Muss der Endkunde daher auf HD Plus mit einem CI-Receiver verzichten oder ein neues Gerät erwerben? Nicht unbedingt. Mit dem Legacy-CAM von HD Plus ist auch mit ausgewählten CI-Geräten der Empfang der hochauflösenden Sender möglich. Voraussetzung ist jedoch, dass der Receiver für die Nutzung mit dem Legacy-CAM freigegeben ist. Außerdem muss ein Software-Update eingespielt werden, das den Empfang von HD Plus ermöglicht – oder genauer gesagt den Receiver zwingt, die Restriktionen der Programmanbieter umzusetzen. Diese reichen theoretisch von Einschränkungen bei Time-Shift (Verbot des Spulens) über mehr oder weniger strenge Umsetzungen eines Aufnahmeverbotes (zeitlich beschränkte Aufnahme oder komplettes Untersagen) bis hin zur vollständigen Sperrung des Moduls.
 
In der Praxis müssen Sie bei HD-Plus-tauglichen CI-Receivern derzeit folgende Einschränkungen hinnehmen: Time-Shift ist möglich, aber nur stark eingeschränkt. Das Fernsehbild bleibt zwar beim Drücken der Pausentaste stehen, jedoch werden Vorspulversuche vom System mit einer Verbotsmeldung quittiert. Dagegen können bei den meisten Geräten Aufnahmen angefertigt werden. Diese werden jedoch verschlüsselt auf der Festplatte abgelegt und sind ebenfalls mit einem Vorspulverbot versehen. Somit ist zwar prinzipiell das Archivieren von Aufnahmen möglich, jedoch können diese nicht vorgespult werden.

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